eDidaktik
Planung und Gestaltung digitaler Lehre
Coronabedingt gilt es weiterhin, Lehrangebote vorrangig online anzubieten
Das braucht technisches Know How, insbesondere was die Videokonferenzsysteme, externe eTools und Videoproduktion betrifft. Es braucht aber auch didaktisches Know How, denn Präsenzlehre lässt sich, mit Ausnahme von Frontalvorlesungen mit geringen Interaktionsanteilen, meist nicht 1:1 digital replizieren oder abbilden. Was bedeutet, dass Sie für digitale Formate Ihre Lehre neu überdenken und anlegen müssen. Hierbei unterstützt Sie das eLCC.
Im Rahmen einer hochschulweiten Arbeitsgruppe zur Didaktik der Online-Lehre wurden Anregungen zur weiteren Verbesserung von Studierbarkeit und Studienqualität entwickelt. Die AG-5-Handreichung soll Ihnen einen Überblick über das Handlungsfeld und Ihre Optionen zur didaktischen Weiterentwicklung Ihrer Online-Lehre verschaffen.
Im Folgenden haben wir Ihnen Informationen zur didaktischen Planung und Gestaltung der digitalen Lehre zusammengestellt.
Eine Semesterveranstaltung planen
Alle hier beschriebenen Schritte eignen sich sowohl für die Planung von Präsenzformaten, als auch für Blended Learning Arrangements und reine Online-Lehrveranstaltungen.
Ein guter Einstiegspunkt in die Planung einer Semesterveranstaltung bietet das Konzept des Constructive Alignments, das hier kurz und kompakt im Video erklärt wird:
Weitere Informationen: Kurzerklärung | Hintergrundinformationen
- Kommunizieren Sie das Lehr-/Lernziel für das Modul bzw. den individuellen Kurs transparent an Ihre Teilnehmenden:
- Was können Ihre Studierenden am Ende der digital realisierten Veranstaltung anders, besser oder ganz neu? (Kompetenzen)
- Was kennen Sie am Ende neu / anders / besser (Fachkompetenz)
- Aus Studierendensicht: Welche Inhalte sind prüfungsrelevant? Wie werden diese abgeprüft?
- Sofern Sie das zu diesem Zeitpunkt schon können: Listen Sie alle Lehr-/Lerninhalte der digitalisierten Veranstaltung auf.
- Stellen Sie dar, mit welchen vorherigen Lerninhalten im Modul bzw. Studiengang diese Lerninhalte verknüpft sind und welches Vorwissen daraus zum Verständnis benötigt wird.
Nun geht es darum, das Drehbuch für die Veranstaltung zu entwickeln.
Was brauchen Sie methodisch? Mit welchen digitalen Mitteln lassen sich Ihre Lehrziele am besten erreichen?
Denken Sie auch nochmal an das Constructive Alignement: Führen die ausgewählten Methoden zu den Kompetenzen, die Ihre Studierenden im Kurs entwickeln sollen und die am Ende abgeprüft werden?
Was davon muss unbedingt synchron, was kann alles auch asynchron laufen?
- Gruppenarbeit/kollaboratives Arbeiten online (z.B. über VKs, Etherpads, digitale Pinnwände, Wikis in den OSCA-Lern- und Teamräumen, Foren in OSCA-Lernräumen)
- Leistungsüberprüfungen/Selbsttests (z.B. über Pingo, Quizlet, Kahoot, Ilias, Zoom-Umfrage)
- Vorwissen abtesten/aktivieren (z.B. über Pingo, Quizlet, Kahoot, Zoom-Umfrage)
- Meinungsumfragen (z.B. über Pingo, Quizlet, Kahoot, Zoom-Umfrage)
- Präsentieren, Reflektieren und Feedbackrunden (z.B. über Zoom, digitale Pinnwände, OSCA-Lern- und Teamräume/Wikis)
- Andere Methoden & Medien?
Was brauchen Sie alles an Material, um Ihr Lehrziel zu erreichen?
- Lehrmaterial (z.B. Präsentationen, Podcasts, Screencasts, Videos & Skripte)
- Lernmaterial (z.B. Lernaufgaben, Arbeitsblätter, Onlinetests, Literaturhinweise, Verlinkung Tutorials, Verlinkung Bibliothek)
- OER Material:
- OERhörnchen zur Suche von OER Material
- Weitere OER Suchhilfen
- Sonstiges Material (z.B. Informationen für Studierende, Unterstützungsangebote als Handreichungen)
- Es geht nicht nur um die Bereitstellung von Lernmaterial, sondern auch um klare und konkrete Informationen dazu, wo dieses zu finden ist, wie damit umzugehen ist (z.B. Lern- und Arbeitsaufträge, aber auch Infos zu Arbeitsmethoden, evtl. Einreichungsfristen, Speicherorten für Arbeitsprodukte und Kommunikationswege (Email, Chats, Wikis anderes).
- Wahrscheinlich brauchen Ihre Studierenden auch Organisationshilfen – auch für sie ist das digitale Lernen neu und das selbständige Strukturieren der Lernzeit für die meisten eine große Herausforderung. Haben Sie das im Blick und unterstützen Sie auch hier mit Informationen. Hier finden Sie dazu ein Infoblatt als bearbeitbare Docx-Datei online. Verweisen Sie auch auf Beratungsangebote des LearningCenters.
- Beachten Sie die Grundregeln der Onlinekommunikation (siehe S. 5 dieser Broschüre)
- Infos streuen: Individuell über die Funktionen in den OSCA-Lern- und Teamräumen (Gruppennachrichten und Ankündigungen)
- Verlinken Sie unbedingt alle wichtigen Materialien an einer zentralen Stelle in Ihrem OSCA-Lern- und Teamraum.
- Leistungsfeedback für Studierende
- Kommentare zu Einzel- und Gruppen-Arbeiten in den OSCA-Lern- und Teamräumen sowie Wikis, Etherpads oder digitalen Pinnwänden
- Automatisiert über Pingo, Kahoot oder auch Ilias-Selbsttestfunktionen
- Individualisierte Benachrichtungen in Ihren OSCA-Lern- und Teamräumen
- Einreichung von Arbeitsleistungen
- Bearbeitete Arbeitsblätter sollen z.B. im Dateibereich der OSCA Lern- und Teamräumen oder in Netcase abgelegt werden
Allgemein gilt hier: bevorzugen Sie die eMailfunktionen in den OSCA Lern- und Teamräumen oder Rundmails über den Hochschul-eMailserver, diese sind datenschutzrechtlich unbedenklich und sicherer als z.B. WhatsAPP und Facebook-Gruppen, auch wenn letztere oft einfach zu bedienen und bequemer sind.
Hinweise zum Umgang mit externen digitalen Plattformen
Achten Sie bitte auch darauf, dass niemand durch eine Vorgabe von externen Angeboten Ihrerseits aus der Veranstaltungsnutzung ausgeschlossen wird: Zwingen Sie bitte niemanden, sich auf einer Plattform wie z.B. Facebook zu registrieren, um an Ihrer Veranstaltung aktiv teilnehmen zu können.
Etwas anders sieht es u.U. für Angebote wie Microsoft-Teams aus, da alle Mitglieder der Hochschule inklusive der Studierenden die Möglichkeit haben mit ihrer Hochschulkennung nach einmaliger Registrierung das Microsoft Office365 Angebot zu erwerben.
Wägen Sie Ausnahmen für einzelne Teile der Zusammenarbeit und Kommunikation immer ab. So ist z.B. für die Nutzung des Projektorganisationstools Trello eine Registrierung aller Teilnehmenden nötig. Diskutieren Sie dies mit Ihren Teilnehmenden, was für sie akzeptabel ist und was nicht. Damit fördern Sie gleichzeitig die kritische Auseinandersetzung Ihrer Teilnehmenden mit digitalen Tools. Auch in Krisenzeiten ist Datenschutz ein wichtiger Punkt. Sprechen Sie unbedingt mit Ihren Studierenden ab, dass sie keine sensiblen Informationen und Daten auf externen Tools (außerhalb des Hochschulnetzes) posten sollten.
Erinnern Sie Ihre Studierenden an die Selbstverantwortung für das eigene Lernen. Sie stellen ein Lernangebot, eine Lernumgebung bereit – das Angebot annehmen und aktiv damit umgehen muss jede Studierende und jeder Studierende eigenverantwortlich. Das gilt besonders für individuelle Verständnisprobleme: Die Studierenden müssen sich eigenständig um Hilfe und Unterstützung bemühen, möglichst mit Ihrer Unterstützung. Ermutigen Sie sie dazu.
Eine Hilfestellung zur Lernorganisation (nicht nur unter Coronabedigungen) finden Studierende in unserer Handreichung zu Lernstrategien für das Selbststudium, die Sie gerne in Ihren Kursen weitergeben können.
Zusätzlich haben wir auf dieser Webseite eTools für Studierende zur Unterstützung des Studienalltags zusammengestellt.
Hier stellen wir Ihnen einen detallierten Planungsbogen für eine einzelne Lehrsitzungen als bearbeitbare zur Verfügung:
Evaluationen bieten die Möglichkeit, die Lehrplanung und das eigenen Lehrtun aus Studierendensicht bewerten zu lassen. Dies kann summativ, am Ende einer Veranstaltung geschehen, oder formativ und damit veranstaltungsbegleitend. An der Hochschule Osnabrück wird eine standardisierte Lehrveranstaltungsevaluation (LVA) regelmäßig vom Qualitätsmanagement für Studium und Lehre angeboten.
Neben dieser offiziellen Evaluation können Sie natürlich auch eigene Evaluationen durchführen. Formative Formate bieten sich vor allem für kurzfristige Rückmeldungen zu neu eingesetzen Lehrelementen an sowie zur Klärung von ungewohnten Unterichtsproblemen. Basierend auf den Rückmeldungen können Sie dann noch im laufenden Betrieb Lehrveränderungen vornehmen. Bei summativen Evaluationen helfen Ihnen die Ergebnisse hingegen bei der Gestaltung nachfolgender Veranstaltungen.
In unserer eLCC-Handreichung erhalten Sie Informationen zu Evaluationsebenen und wie Sie einen eigenen Fragebogen zusammenzustellen können.
Gestaltung digitaler Lehre
E-Moderation sorgt dafür, dass Lernprozesse im digitalen Raum strukturiert werden. Daher spielt die E-Moderation sowohl für synchrone (gleichzeitige) als auch für asynchrone (zeitversetzte) Lehr-Lern-Arrangements ein zentrale Rolle. E-Moderator*innen übernehmen neben inhaltlich-didaktischen und motivierenden Aufgaben auch organisatorisch-administrative Arbeiten. Sie stellen Links und Passwörter geschützt bereit und helfen Teilnehmenden, sich in der Online-Lernumgebung zurechtzufinden. Bei der asynchronen E-Moderation kommen Diskussionsforen und Online-Pinnwände zum Einsatz. Hier geben E-Moderierende Anstöße zu Lernprozessen, stellen Aufgaben, regen Diskussionen der Lernenden an und greifen bei Bedarf unterstützend ein.
Tipps für die E-Moderation von Videositzungen
Vor der Sitzung
- Im Vorfeld mit dem Webkonferenz-System vertraut machen und "üben"
- Technik-Check ca. 15-30 Minuten vor dem Start der Sitzung anbieten (Bsp: Funktionieren die Micros der TN, sofern sie gebraucht werden?)
- Möchten Sie Ihre Sitzung aufzeichnen? Dann brauchen Sie die Zustimmung der Teilnehmenden, sofern eine Interaktion mit ihnen stattfindet. Fragen Sie in diesem Fall am besten zu Beginn des Meetings ihre Teilnehmenden nach der Zustimmung. Die TN können sowohl in Zoom als auch in Adobe Connect ein Häkchen bzw. ablehnendes Symbol für die Zustimmung setzen. So sind Sie auf der sicheren Seite.
- Begrüßungstext schon in den Chat schreiben
- Bei mehreren Moderatoren, im Vorfeld genau absprechen wer, wann welche Aufgaben übernimmt (Chat, Moderation etc.)
Während der Sitzung
- Zu Beginn "Icebreaker" oder Interaktion einbauen
- Kommunikationsregeln mit der Gruppe vereinbaren
- Sitzung gut strukturieren und Agenda transparent machen
- Direkt in die Kamera sprechen
- Visualisierungen und Grafiken groß genug darstellen und ggf. unterschiedliche Endgeräte und Darstellungen der Teilnehmenden beachten
- Bei Störungen oder technischen Problemen ruhig und gelassen bleiben, Störungen ggf. direkt ansprechen
- Nicht alles muss perfekt sein: Authentizität vor Perfektion
Hier finden Sie einige weitere Informationen und Hilfestellungen zur Live-E-Moderation:
Tipps für die E-Moderation von Diskussionsforen
Damit Diskussionsforen nach dem Bereitstellen auch aktiv von den Studierenden genutzt werden, braucht es ebenfalls e-moderative Anstöße. Auf den Seiten von eteaching.org bekommen Sie einen kompakten Überblick, wie Sie die Onlinekommunikation in Foren einleiten und gestalten können: https://www.e-teaching.org/didaktik/gestaltung/kommunikation/forum/
Weitere Vorschläge zu Einsatzszenarien in der Lehre finden Sie zudem in diesem kurzen Artikel von Claudia Bremer.
Feedback spielt für jeden Lehr-Lernprozess eine essentielle Rolle (vgl. Ulrich, 2021). Feedback kann sich einerseits auf Rückmeldungen zum Leistungs- und Wissensstand beziehen. Aber auch auf den Lern- und Arbeitsprozess, also wie jemand eine Aufgabe angegangen ist und diese bearbeitet hat.
Gerade bei wissenschaftlichen Arbeitsprozessen ist es wichtig, Studierende zu begleiten und ungünstige Herangehensweisen zeitnah zurückzuspiegeln. Wenn Referent*innen z.B. qualitativ mangelhafte Quellen als Grundlage auswählen, kann dies ein Hinweis auf fehlende wissenschaftliche Recherchekompetenz sein. Hier könnten Sie sich z.B. Rechercheprotokolle schicken lassen, um das Vorgehen bei der Literatursuche mit den Studierenden in einer Videosprechstunde, im MS Teams-Chat oder per Email zu reflektieren und ggf. neu anzuleiten. Ähnliches gilt für Rechenwege, Argumentationslinien und alle anderen Komponenten wissenschaftlichen Arbeitens sowie der Selbstorganisation des Lernens.
Neben schriflichen Rückmeldungen bietet sich auch Videofeedback an, das bei Studierenden oft beliebter ist (vgl. Ketchum et al., 2020). Hier finden Sie ein Beispiel in Netcase, wie ein Videofeedback zu einer eingereichten Präsentation aussehen kann.
Darüber hinaus lohnt es sich, wo immer es möglich ist, auch Peer-Feedback einzubeziehen. Dies können Sie z.B. als Peer-Review für schriftliche Arbeiten einsetzen. Welchen Mehrwert dies haben kann, erfahren Sie in diesem Video mit Dr. Daniela Seybold. Außerdem können Sie mithilfe von Google Sheets auch anonyme Gruppenbewertungen nach einem Referat erfassen. Weitere Ideen und Informationen zum Thema finden Sie auf diesen Seiten des Centers for Teaching an Learning der Uni Wien sowie eTeaching.org.
Geht es um die Überprüfung von Wissensständen, dann kann ein Leistungs-Feedback mithilfe von e-Assessment-Tools automatisiert erfolgen. So können Tests z.B. mit eTools wie Pingo, Quizlet, Kahoot, Ilias, Studip-Vips oder auch interaktive PowerPoints realisiert werden, die den Getesteten die korrekten und falschen Antworten sofort digital zurückmelden. Im besten Falle enthalten diese Rückmeldungen auch noch automatisierte Hinweise, wie die Getesteten entdeckte Wissenslücken schließen können. Das könnten z.B. Empfehlungen sein, bestimmte Kapitel erneut durchzuarbeiten.
- Anleitung mit Beispielen zu Selbsttests mit Vips in OSCA
- Anleitung zu Selbsttests mit interaktiven PowerPoints - Interaktive PPSX-Beispieldatei
Einen Überblick zu e-Assessment-Tools und Möglichkeiten finden Sie in dieser eLCC-Handreichung: e-Assessments für die Lehre
Informationen, wie Sie gute Testfragen konstruieren, finden Sie in der Broschüre "Gute Fragen für gute Lehre" von Ehrich et al. (2019), die im Rahmen des eCULT-Projektes entwickelt wurde. Weitere Informationen zu digitalen Prüfungsmöglichkeiten an der HSOS finden Sie auf dieser eLCC-Seite.
In unserer eLCC-Handreichung, die Sie kostenlos auf ResearchGate downloaden können, erfahren Sie, wie Sie digitale Vortragsfolien sinnvoll gestalten, damit diese Ihren Vortrag unterstützen statt davon abzulenken. Außerdem erfahren Sie, wie Sie begleitende Handouts für Ihre Zuhörenden so gestalten können, dass sie die aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten ermöglichen.
Bedenken Sie gerade auch bei Präsentationen in Onlinesitzungen, dass viele Studierende diesen nur auf Smartphones sowie Tablets und Notebooks mit kleinen Displays folgen können. Gerade hier gilt ganz besonders das Prinzip: so wenig Text wie möglich in möglichst großer Schrift.
Teamfähigkeit ist eine wichtige Kompetenz für das spätere Arbeitsleben. Gruppenarbeit im Studium bietet somit eine gute Gelegenheit, diese Fähigkeit zu fördern. Allerdings zeigen Studien, dass dies in der Praxis häufig nicht gut gelingt. Woran das liegt und wie Sie als Lehrkraft Gruppenarbeiten gestalten und Gruppenprozesse begleiten können, erfahren Sie in dieser eLCC-Handreichung.