Arbeitsgruppe Tierernährung
Charakteristika
Tierernährung und Klimaschutz
Die Arbeitsgruppe Tierernährung der Hochschule Osnabrück beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit neuen Strategien und Fütterungskonzepten, um die regionale Tierhaltung ressourcenschonender und nachhaltiger zu gestalten. Die nachfolgenden Videos, die in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Osnabrück entstanden sind, geben einen Einblick in unsere Forschungsaktivitäten und den aktiven Transfer in die landwirtschaftliche Praxis.
Aktuelles
Das Forschungsprojekt „NextMix“ vereint innovative Technologie und landwirtschaftliche Praxis, um die Fütterung von Milchkühen präziser und effizienter zu gestalten. Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts liegt bei der Hochschule Osnabrück. Prof. Dr. Heiner Westendarp und Lukas Runnebaum, Fachgebiet Tierernährung, werden gemeinsam mit weiteren Partnern das Projekt aus wissenschaftlicher Perspektive durchführen und bewerten.
Unter der Gesamtkoordination der Seedhouse Accelerator GmbH und in enger Zusammenarbeit mit dem Startup Noxt Sensortec GmbH, das die Sensortechnik entwickelt, sowie der Westrup-Koch Milch GbR, einem landwirtschaftlichen Betrieb, auf dem die Versuche stattfinden, zielt das Projekt darauf ab, den Herausforderungen wechselnder Witterungsbedingungen und deren Auswirkungen auf Futtermittel zu begegnen. Das Forschungsprojekt ist ein EIP-Projekt. Hierbei handelt es sich um ein Förderprogramm der EU, das Innovationen in der Landwirtschaft ermöglichen will.
Durch zunehmende Klimaextreme wie Hitzeperioden und starke Niederschläge schwanken die Feuchtigkeitsgehalte in Grassilagen und Maissilagen stark, was zu variierenden Trockensubstanzgehalten (TS) führt. Dies stellt landwirtschaftliche Betriebe vor die Herausforderung, exakte Futterrationen für ihre Kühe zu berechnen. Ungenauigkeiten in den Futtermengen beeinträchtigen die Futtereffizienz, können Stoffwechselstörungen bei den Kühen verursachen und führen zu ungleichmäßiger Milchleistung. Zudem sind die Futtermengen schwer planbar, was zu leeren Futtertrögen oder Futterresten führt.
Die Lösung bietet die im Projekt entwickelte Sensortechnologie der Noxt Sensortec GmbH, die Trockensubstanzgehalte in Echtzeit erfasst und während des gesamten Fütterungsprozesses dynamisch anpasst. Bereits beim Einfräsen des Futters am Silostock, während des Mischvorgangs im Futtermischwagen und beim Austrag auf dem Futtertisch wird der TS-Gehalt gemessen, sodass die Futterzusammensetzung präzise angepasst und homogen gemischt werden kann. Dies trägt nicht nur zu einer ruhigeren Herde bei, da die Kühe nicht gezielt nach bestimmten Fressplätzen suchen, sondern verbessert auch ihre Gesundheit und Langlebigkeit.
Im Rahmen von „NextMix“ untersucht die Hochschule Osnabrück, welche Messpunkte im Futtermischwagen (sowohl bei Selbstfahrern als auch angehängten Futtermischwagen) am besten geeignet sind, um den TS-Gehalt zu messen und zu überwachen. Weitere Fragestellungen betreffen die Optimierung der Mischgenauigkeit während des gesamten Mischprozesses sowie die Kontrolle und gleichmäßige Ausbringung der Totalen Mischration (TMR) auf dem Futtertisch.
Durch die praxisnahe Umsetzung auf dem Betrieb der Westrup Koch Milch GbR, die als Versuchsbetrieb dient, sollen die Ergebnisse schnell in die landwirtschaftliche Praxis überführt werden. So trägt das Projekt „NextMix“ nicht nur zur Steigerung der Fütterungsgenauigkeit bei, sondern fördert auch die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit in der Milchviehhaltung.
Das Zusammenspiel von Sensortechnologie, wissenschaftlicher Expertise und landwirtschaftlicher Erfahrung schafft somit die Grundlage für eine nachhaltige und zukunftsfähige Milchviehwirtschaft.
EIP-Agri:
EIP-Agri ist ein Förderprogramm der EU, das Innovationen in der Landwirtschaft vorantreiben will. Das Besondere daran ist, dass der Praktiker (Landwirt etc.) im Vordergrund steht und einen aktiven Part im Projekt einnehmen muss. Das Problem, für das im Projekt eine innovative, neue Lösung erarbeitet wird, kommt vom landwirtschaftlichen Betrieb.
Auf der EIP-Niedersachsen-Homepage wird ebenfalls über das Projekt berichtet.
Von: Ronan Morris
Datum: Dienstag, 17.September 2024
Die Arbeitsgruppe Tierernährung der Hochschule Osnabrück unter Leitung von Professor Heiner Westendarp erforscht seit dem 1. April 2024 in einem dreijährigen Forschungsprojekt den Einsatz sogenannter humaner Milch-Oligosaccharide (MOs) in der Fütterung von Kälbern. Die in der menschlichen Muttermilch in einer hohen Konzentration vorkommenden Milch-Oligosaccharide können einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Kälbergesundheit liefern.
Das Projekt wird im Programm zur Innovationsförderung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert. Eine solche Projektförderung zu erhalten gelingt, wenn ein bedeutender technologischer Fortschritt zu erwarten ist. Es soll der für so ein wissenschaftlich begleitetes Projekt maximal mögliche Technologiereifegrad erreicht werden. Ziel der Innovationsförderung ist es, besonders nachhaltige Produkte zu fördern, um so die Wettbewerbsfähigkeit des nationalen Wirtschaftsstandortes zu stärken.
Milch-Oligosaccharide: beim Menschen unersetzlich
Bei den Milch-Oligosacchariden handelt es sich um größtenteils unverdauliche Kohlenhydrate, die hauptsächlich in der menschlichen Muttermilch vorkommen. Die menschliche Muttermilch wirkt sich positiv auf die Gesundheit und hier besonders auf die Darmgesundheit der Säuglinge aus. Diese positiven Effekte sind nachweislich den Milch-Oligosacchariden zuzuschreiben. Milch-Oligosaccharide gehören zu der Gruppe der Präbiotika, das heißt sie dienen nützlichen Darmbakterien, wie sie jeder Mensch hat, und bekämpfen schädigende Darmbakterien. Des Weiteren gelten sie als antimikrobiell und immunmodulierend. Diese Eigenschaften führen zu der Annahme, dass die Milch-Oligosaccharide auch einen wertvollen Beitrag in der Kälberernährung mit sich bringen können.
Kälber - Zukunft stärken
Die Kälberaufzucht stellt die Basis eines jeden milchviehhaltenden Betriebes dar. Nur wenn es gelingt, gesunde Kälber aufzuziehen, kann eine ressourcenschonende, nachhaltige Milcherzeugung erreicht werden. Kälber sind in der Phase der Aufzucht einem erhöhten Risiko für Durchfall- und Atemwegserkrankungen ausgesetzt. Dieses Risiko gilt es zu minimieren. Der präventive Einsatz der Milch-Oligosaccharide in der Kälberfütterung soll die Gesundheit der Kälber verbessern, die Aufzuchtleistungen stabilisieren und somit den im Krankheitsfall nötigen Antibiotikaeinsatz reduzieren.
Projektverbund aus Wissenschaft, Wirtschaft und landwirtschaftlicher Praxis
Die in diesem Projekt verwendeten Milch-Oligosaccharide werden mit Hilfe eines genetisch modifiziertem E. coli Produktionsstammes fermentativ von der Oligoscience Biotechnology GmbH hergestellt. Das 2017 gegründete Unternehmen, welches als innovativer Treiber an dem Forschungsprojekt beteiligt ist, hat es sich zur Vision gemacht menschliche und tierische Gesundheit zu verbessern. Das Projekt wird auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Westrup-Koch Milch GbR in Bissendorf durchgeführt. Der Betrieb gilt als einer der Vorzeigebetriebe im Bereich Milchwirtschaft in Deutschland. Dies zeigt unter anderem die Auszeichnung als „Bester Milcherzeuger Niedersachsens 2022“. Innerhalb der praktischen Versuchsphase werden auf dem Betrieb insgesamt 176 Kälber auf Gesundheits- und Aufzuchtmerkmale untersucht. Die Untersuchungen finden durch die Arbeitsgruppe Tierernährung der Hochschule Osnabrück in enger Kooperation mit der agro prax Gesellschaft für Tiermedizin und Betriebsbegleitung mbH, einem der größten Tierarzt- und Beratungsunternehmen im Bereich Milchvieh, statt.
Die Arbeitsgruppe Tierernährung hat sich zum Ziel gesetzt, innovative Strategien und Fütterungskonzepte für eine tierwohlorientierte und klimaschonende Tierernährung am Standort Osnabrück weiter zu etablieren. Der erstmalige Einsatz von Milch-Oligosacchariden innerhalb eines Praxisversuches in der Kälberaufzucht entspricht genau der Vision, neue Fütterungskonzepte anwendungsorientiert zu erforschen.
Von: Ronan Morris
Datum: Freitag, 10. Mai 2024
Martin Otten wurde für seine Masterarbeit „Einfluss des Temperatur-Feuchtigkeitsindex auf die Futter- und Wasseraufnahme sowie die Milchleistung bei früh- und spätlaktierenden Milchkühen“ vom Verband für Transformationsforschung agrar Niedersachsen mit dem 2. Platz des trafo;nachwuchspreises ausgezeichnet. Miriam Staudte, Niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, übergab gemeinsam mit Hans-Joachim Harms, Fachbeiratsvorsitzender trafo:agrar, die Auszeichnung im Rahmen einer Preisverleihung in Hannover.
Otten hatte seine Arbeit im Fachgebiet Tierernährung bei Prof. Dr. Heiner Westendarp in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Haus Riswick, Kleve, geschrieben.
Der Einfluss von Hitzestress auf die Leistungen von Milchkühen stellt vor dem Hintergrund des Klimawandels und des Tierwohls ein hochaktuelles Thema dar. Ziel der Arbeit war es, Modelle zu entwickeln, die möglichst präzise die Leistungsdepression von Hitzestress bei Milchkühen beschreiben. Um dies zu realisieren, wurde erstmals die Gesamtheit von Hitzestress, also nicht nur das Hitzegeschehen am Messtag, sondern auch an den Tagen davor sowie die Amplitude im Tagesgeschehen auf die Tierleistungen einbezogen. Otten erläutert: „Bei den negativen Effekten von Hitzestress ist nicht nur die momentane Hitzestressbelastung von Relevanz, sondern auch das Hitzestressgeschehen in den vergangenen Tagen. Die erhobenen Erkenntnisse sind eine wertvolle Grundlage für die Optimierung von Steuerungs- und Frühwarnsystemen, die der Landwirt in der Praxis zur Steigerung des Tierwohls direkt nutzen kann.“
Ein wichtiges Ergebnis, das Otten herausarbeiten konnte: In starken Hitzestressperioden verdoppelt sich die Verweildauer der Tiere an den Tränken gegenüber einer moderaten Umgebungstemperatur. Um die negativen Effekte von Hitzestress zu minimieren, sollte neben der ausreichenden Darbietung von Tränkwasser der zusätzliche Bedarf an Tränkplätzen berücksichtigt werden. Außerdem kann eine temporäre Installation von zusätzlichen Wassertrögen Abhilfe schaffen.
Von der Masterarbeit zur Promotion an der Hochschule Osnabrück
Martin Otten ist inzwischen auf Haus Riswick als Versuchsassistent für die Planung von Fütterungsversuchen von Milchkühen und Kälbern. Das Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick ist eine Einrichtung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Allerdings stehen für Otten auch schon die nächsten Schritte an, denn er strebt unter anderem in Kooperation mit Prof. Dr. Heiner Westendarp und der Hochschule Osnabrück eine Promotion zur Optimierung der Stickstoff- und Phosphoreffizienz von Milchkühen an. Dieses Thema ist auch vor dem Hintergrund der neuen Düngeverordnung und des Umweltschutzes von großer Relevanz.
Zum Hintergrund:
Der trafo:nachwuchspreis wurde ins Leben gerufen, um innovative Konzepte, Technologien, Produkte und Lösungen auszuzeichnen, die zu einer nachhaltigkeitsorientierten Transformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft beitragen. Zugelassen sind Abschlussarbeiten aller Fachbereiche (z.B. Agrarwissenschaften und -technik, Tiermedizin, Tierernährung, Haltungssysteme, Strukturentwicklung, Bildungs-, Politik-, Sozial- und Rechtswissenschaften, Umweltsystemforschung, KI/Digitalisierung), die eine oder mehrere der Herausforderungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft adressieren.
Von: Ronan Morris
Datum: Freitag, 7. Juli 2023
Erstmalig wird die renommierte Auszeichnung an eine Professur aus den Agrarwissenschaften verliehen
Prof. Dr. Heiner Westendarp, Professor für Tierernährung an der Hochschule Osnabrück, ist zweitbester Professor in der Kategorie „Naturwissenschaften und Medizin“ – und das deutschlandweit. Diese Auszeichnung hat die Jury der UNICUM Stiftung unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz dem Professor für Tierernährung an der Hochschule Osnabrück verliehen. Damit erhält erstmals eine Professur aus den Agrarwissenschaften diese herausragende Auszeichnung.
„Ich freue mich gemeinsam mit meinem Team sehr über diese besondere Auszeichnung und die Anerkennung der Studierenden. Ich lege sehr großen Wert auf die Praxisnähe, indem wir zahlreiche Kooperationsbetriebe in die Lehre und Forschung integrieren. Hierdurch ergibt sich für Studierende die Möglichkeit, zusätzlichen fachlichen Input zu erhalten und zudem selbst zu forschen. Diese Verbindung zwischen Theorie und Praxis, und die Motivation für nachhaltige, klimaschonende Fütterungsstrategien bei Nutztieren, sind mein persönlicher Antrieb", erklärt Westendarp.
In insgesamt vier Kategorien verleiht die Stiftung jährlich den Titel „Professor des Jahres“ und ehrt damit solche Hochschullehrer*innen, die sich in besonderer Weise für ihre Studierenden einsetzen. Deshalb sind sie es auch, die den Stein für die Professor*innen ins Rollen bringen. Nur mit ihrer Nominierung können Lehrende an diesem Wettbewerb teilnehmen. Aber eine gute Lehre allein reicht nicht für den Titel. Die Jury erwartet eine ganze Reihe von Referenzen sowie Evaluationsergebnisse und stellt einen Fragenkatalog zusammen, den die Teilnehmer*innen beantworten müssen.
Der Professor des Jahres soll ein Wegbereiter für Karrieren sein. „In diesem Format habe ich mich definitiv wiedergefunden“, erklärt Prof. Westendarp. So bietet er vor allem Projekt- und Abschlussarbeiten sowie kooperative Promotionen an, die entweder direkt in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen stattfinden oder die er im Rahmen eines Forschungsvorhabens zu vergeben hat. Für Praxisphasen knüpft er Kontakte zwischen Studierenden und Unternehmen, geht mit Studierenden Bewerbungsunterlagen durch und vermittelt Studierende an Unternehmen, auch teilweise ohne, dass zuvor eine Stellenausschreibung erfolgt ist.
Ausgebildeter Landwirt und seit 2009 Professor an der Hochschule Osnabrück
Nach dem Abitur am Gymnasium Carolinum in Osnabrück und der Berufsausbildung zum Landwirt und zum Bürokaufmann studiert er zunächst Agrarwissenschaften an der Universität in Göttingen. Nach verschiedenen Praxisphasen in der Futtermittelindustrie und Agrarmarktforschung hatte er die Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrkraft an der Hochschule Osnabrück inne. Zeitgleich absolvierte er die Promotion an der Universität Göttingen und im Anschluss danach die Habilitation an der Universität Kassel, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften. Seit 2009 leitet er das Fachgebiet Tierernährung an der Hochschule Osnabrück, ist Studienfachberater im Studiengang Landwirtschaft, Leiter des Studienschwerpunktes „Pferdemanagement“ sowie Sprecher im Masterprofil „Angewandte Nutztierwissenschaften“.
Von: Ronan Morris
Datum: Mittwoch, 16. November 2022
Kontakt
Wissenschaftlich-fachliche Leitung Prof. Dr. Heiner Westendarp | Ansprechpartner Dr. Kilian Fenske | Ansprechpartner Dr. Michael Lütke-Dörhoff |