Angewandte Geflügelwissenschaften
Forschung und Entwicklung
Forschung und Entwicklung
Die Arbeitsgruppe "Angewandte Geflügelwissenschaften" arbeitet in Forschungsprojekten rund um das Thema Geflügel:
Wie unterscheidet sich die Farbenwahrnehmung zwischen Menschen im Vergleich zum Vogel? Worauf beruht diese und was kann daraus auf das Management in der Nutzgeflügelhaltung abgeleitet werden? Welche Auswirkungen hat Wasserangebot auf den Gesundheitszustand von Pekingenten? Und wie lassen sich die Ergebnisse in die Praxis transferieren? Welche Tierschutzindikatoren geben geeignete Hinweise auf das Wohlbefinden und die Tiergesundheit von Puten, Jung- und Legehennen, Masthühnern und Pekingenten? Und wie ist die Erhebung und Bewertung im Bestand umsetzbar?
Die Fragestellungen sind divers - die Zielsetzung ist, eine leistungsfähige und zugleich verantwortungsvolle Landwirtschaft mit zu prägen.
Laufende Dissertationen und Promotionsvorhaben
Promotionsvorhaben
Frau Katharina Häffelin (TA) im Rahmen des Promotionsprogramms „Animal Welfare in Intensive Livestock Production Systems“
Erstprüfer: Prof. Dr. Nicole Kemper
Zweitprüfer:
Betreuung: Prof. Dr. Robby Andersson
Beteiligte Hochschule: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITTN)
Beschreibung
Im Rahmen des Promotionsvorhabens wird untersucht, ob sich in Federn von Jung- und Legehennen das Hormon Corticosteron nachweisen und als Tierschutzindikator nutzen lässt. Sind die Tiere belastenden Faktoren ausgesetzt, wird Corticosteron vermehrt ins Blut sezerniert und während des Federwachstums in die Federn eingelagert.
Die Arbeit umfasst folgende Schwerpunkte:
1. Validierung der Methodik
2. Feldversuch mit Anwendung der Methode
Promotionsvorhaben:
Frau Kathrin Toppel (M.Sc.agr.) im Rahmen des Promotionsprogramms „Animal Welfare in Intensive Livestock Production Systems“
Erstprüfer: Prof. Dr. Dr. Matthias Gauly
Zweitprüfer: Prof. Dr. Robby Andersson
Beteiligte Hochschule: Georg-August-Universität Göttingen
Beschreibung des Vorhabens:
Mit der Dissertation soll ein Beitrag dazu geleistet werden, die Fußballengesundheit von Puten im lebenden Bestand als einen geeigneten Indikator für eine Tierwohl orientierte Putenhaltung nutzen zu können. Im Rahmen der Umsetzung der Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Mastputenhaltung (2013) werden bislang die Ergebnisse der Bewertung der Putenfußballen am Schlachthof als Grundlage für Managementänderungen im nächsten Mastdurchgang des Betriebes verwendet. Es soll geprüft werden, ob es möglich ist, mit akzeptablem Aufwand a) die Entstehung einer Fußballenproblematik (Foot Pad Dermatitis; FPD) frühzeitig zuerkennen und b) Maßnahmen einzuleiten, die zumindest die gravierendsten Fußballenveränderungen (Score 4 nach HOCKING et al. 2008) verhindern. Das aus der Ökonomie bekannte Werkzeug des Controllings, die Überwachung und Steuerung eines Prozesses durch den (kontinuierlichen) Soll-Ist-Abgleich, soll dabei im produktionstechnischen Bereich am Beispiel des Einstreumanagements erprobt werden. Auf der Grundlage einer regelmäßig durchgeführten Fußballenbonitur während des gesamten Aufzucht- und Mastdurchgangs wird eine altersbezogene Empfehlung zur Erfassung und Bewertung von Fußballenveränderungen erarbeitet. Des Weiteren werden Soll-Korridore (Toleranzbereiche) und mögliche Risikobereiche/ Zeitfenster für die Fußballengesundheit benannt, um ein risikoorientiertes Management etablieren zu können. In diesem Zusammenhang wird u.a. untersucht, welcher Effekt von der Einstreumenge und dem Einstreuintervall ausgeht. Die folgenden Themenschwerpunkte werden in jeweils einer Publikation abgehandelt:
1. Erhebung und Bewertung von Fußballenveränderungen im Bestand: Darstellung der altersbezogenen Entwicklung einer FPD sowie Möglichkeiten der frühzeitigen Erfassung. Eine Berechnung der notwendigen Stichprobengröße für unterschiedliche Bestandsgrößen wird durchgeführt.
2. Einfluss der Einstreu auf Fußballenveränderungen: Darstellung der Risikofenster in der Aufzucht und Mast. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Einstreumenge und Nachstreuintervall und Veränderungen am Metatarsalballen und welche Empfehlungen können daraus für die Praxis abgeleitet werden?
3. Einfluss einer Einstreubehandlung.
Promotionsvorhaben:
Frau Christina Arndt (TA)
Erstprüfer: Prof. Dr. Nicole Kemper
Zweitprüfer: Prof. Dr. Robby Andersson
Beteiligte Hochschule: Tierärztliche Hochschule Hannover (ITTN)
Beschreibung:
Im Rahmen dieser Doktorarbeit soll untersucht werden, ob ein UV- Lichtangebot Einfluss auf das Vorkommen von Federpicken und Kannibalismus bei nicht schnabelgekürzten Jung- und Legehennen hat.
Ein in Anlehnung an gängige Schemata selbst erstelltes Boniturschema zur Integumentbeurteilung soll zur Bewertung von Gefiederschäden und Verletzungsgrad benutzt und auf seine Brauchbarkeit zur Implementierung eines indikatorbasierten Frühwarnsystems für Federpicken und Kannibalismus geprüft werden.
Außerdem sollen Lichtmessungen zeigen, wie sich das Lichtspektrum während der Haltungsperiode verändert.
Darüber hinaus werden tierbezogene Leistungsdaten bei Jung- und Legehennen unter Einfluss von UV-Licht erfasst, dokumentiert und analysiert. Im Rahmen eines Praxisversuchs wird ein Durchgang nicht schnabelgekürzter Hennen der Genetik Lohmann Brown in mehreren Herden, 40 Herden in der Aufzuchtphase und 20 Herden in der Legephase wissenschaftlich begleitet. Dabei wird die Hälfte der Herden mit einer UV -Licht- Anreicherung, die übrigen Herden unter praxisüblichen Lichtbedingungen gehalten. Parallel zu den Lichtmodifikationen bietet das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover den Tieren verschiedene Beschäftigungsmaterialien an, Pickblöcke und/oder Körner, Luzerneheu, bzw. in den Kontrollgruppen kein Beschäftigungsmaterial. Es entstehen je 5 Beschäftigungsvarianten, einmal mit und einmal ohne UV- Licht- Anreicherung. Als Parameter, ob Federpicken und Kannibalismus vorliegt, wird die Beschaffenheit des Integuments beurteilt. Hierzu zählen der Gefiederstatus und äußere Verletzungen in Ausmaß und Lokalisation. Dazu werden über einen Zeitraum von geplant 72 Wochen wöchentlich 400 Tiere mit Hilfe eines Boniturschemas beurteilt und dabei zusätzlich gewogen. Das Boniturschema soll mit dem ebenfalls in diesem Projekt zu erprobenden Hennenscore, entwickelt und angewandt durch das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, in Hinblick auf die Brauchbarkeit für die Entwicklung eines indikatorbasierten Frühwarnsystems für Federpicken und Kannibalismus verglichen werden.
Bei Auftreten von Federpicken und Kannibalismus sind unterschiedliche Maßnahmen in Anlehnung an den Notfallplan der AG- Legehennen, herausgegeben durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bei Auftreten von Federpicken und Kannibalismus vorgesehen, die auf ihre Effektivität geprüft werden sollen. Alle Leistungsdaten, wie die Gewichtsentwicklung der Tiere, die Legeleistung und Eiqualitätsmerkmale, aber auch der Futter- und Wasserverbrauch werden zusammen mit den Parametern des Gesundheitsstatus, zu denen die Verluste und Erkrankungen zählen, während des Durchganges kontinuierlich festgehalten.
Helligkeits- und spektroskopische Messungen werden regelmäßig, und zusätzlich bei Änderung des Lichtmanagements oder Auftreten von Federpicken und Kannibalismus durchgeführt, um mögliche Veränderungen im Lichtspektrum festzustellen. Videogestützte Verhaltensbeobachtungen nach der Umstallung in den Legebetrieb sollen zeigen, ob sich ein Unterschied im Verhalten zwischen an UV-Licht gewöhnte und nicht an UV-Licht gewöhnte Tiere zeigt, wenn sie dem Tageslicht von den Fensterflächen im Legehennenstall ausgesetzt werden.
Abgeschlossene Promotionen
Promotion abgeschlossen
Frau Dr. Lea Klambeck
Erstprüfer: Prof. Dr. Nicole Kemper
Zweitprüfer: Prof. Dr. Silke Rautenschlein (Klinik für Geflügel)
Beteiligte Hochschule: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITTN)
Beschreibung:
Die Promotion umfasst zwei Themenschwerpunkte:
1) Die Erfassung und Bewertung der Folgen des Einsatzes offener Wasserangebote im Sinne der Europaratsempfehlungen auf Parameter der Tiergesundheit und des Tierwohls bei Pekingmastenten.
2) Die Validierung eines visuellen Boniturschemas, welches hochgradige Veränderungen in Form von Ulzerationen der Paddel von Pekingmastenten anzeigt.
Um gemäß der Anforderungen der Europaratsempfehlungen in Bezug auf Pekingenten die biologischen Bedarfe der Tiere zu erfüllen, war das Ziel dieser Arbeit die Bewertung der Folgen des Einsatzes offener Wasserressourcen auf Parameter der Tiergesundheit und des Tierwohls. Erstmalig erfolgte eine Validierung eines visuellen Boniturschemas zur Erfassung von Pododermatitiden von Pekingenten um zu eruieren, ob potenziell tierschutzrelevante Ulzerationen zuverlässig erkannt werden können. Zur Bewertung der Folgen des Einsatzes offener Wasserangebote (Wassertrichter, Flachbecken) auf Parameter der Tiergesundheit und des Tierwohls wurde in einer Feldstudie der klinische Zustand der Paddeln, Augen, Nasenlöcher und des Gefieders von 6.000 Pekingenten visuell bonitiert. Das Wasser der Wasserressourcen wurde mikrobiologisch untersucht. Zur Validierung des angewendeten Boniturschemas zur Evaluierung von Pododermatitiden wurden die Fläche der Pododermatitiden als auch deren jeweiliger Anteil der Fußballen von N=100 Paddeln erhoben. Als Referenzverfahren zur Bonitur erfolgte eine histologische Untersuchung jedes Paddels. In der Feldstudie zeigten sich durch die offenen Wasserressourcen keine negativen Folgen für die Tiergesundheit und das Tierwohl, sondern Vorteile im Bereich des Auslebens wasserassoziierter Verhaltensweisen. Die beiden offenen Wasserangebote enthielten deutlich höhere Keimzahlen im Vergleich zu Nippeltränken. Der Korrelationskoeffizient zwischen dem relativen Anteil der pathologisch veränderten Fläche und dem Vorhandensein von Ulzerationen betrug 0,46. Bei 47 Paddeln mit histologisch nachgewiesenen Ulzerationen wurden diese durch das Boniturschema nicht identifiziert. Ein Erkennen ulzerativer Pododermatitiden war somit mit dem validierten Boniturschema nicht zuverlässig möglich.