Interdisziplinäres Forschungskolloquium der Gesundheitsfachberufe (IFG)

Inhaltliche Ausrichtung

Das IFG unterscheidet derzeit grob zwischen drei, sich ergänzenden Forschungsperspektiven der Gesundheitsfachberufe.

Dies ist zunächst die Klientensicht. Ganz allgemein formuliert stehen dabei Erfahrungen mit dem Bewältigen von Herausforderungen bzw. Transitionen im Lebenslauf im Mittelpunkt. Diese interessieren die Professionen, je nach ihren Gegenstandsverständnissen, in spezifischer Weise.

Enger therapeutisch gefragt geht es um Erfahrungen der Klientinnen und Klienten mit eigenen Veränderungsprozessen angesichts von Krankheit, Trauma, Behinderung, Heilung und Entwicklung im Rahmen von organisierten Abläufen in Kliniken und Reha-Einrichtungen und in sozialen Umwelten unterschiedlicher Prägung. Mit der Erkundung der Klientenperspektive wird das jeweilige professionelle Problemverständnis entwickelt. Es besteht die Möglichkeit dieses Verständnis anzupassen,  es zu schärfen, die Angemessenheit der eigenen Fragestellungen und Zuständigkeiten zu überprüfen. Es ist die Arbeit am professionseigenen „Naming, Framing and Solving the Problem“ (Donald Schön), die einen Ertrag sowohl für die konkrete therapeutische Anwendung als auch für das Professionsverständnis erbringen kann.

Professionsforschung, mit einem breiten Spektrum theoretischer Rahmungen, ist eine zweite Perspektive: Thematisiert wird die eigene Profession in ihren Denkweisen, Handlungsvollzügen und Ablaufschemata. Weitere Stichworte sind Professionalisierung, Akademisierung, berufliches Selbstverständnis, Anerkennung, Berufsbiographie, Clinical Reasoning sowie Arbeitsbündnis, Zuständigkeitsregelung, Verantwortung und Arbeitsteilung. Die dritte, an die letzten Stichworte anschließende und auch auf die Klientensicht aufbauende Perspektive ist die Versorgungsforschung. Die Untersuchung von Versorgungsprozessen in den Institutionen des Gesundheitswesens stellt u.a. das Miteinander der verschiedenen Professionen sowie die Abstimmung ihrer Dienstleistungen in Bezug auf die Klientenbedarfe in den Mittelpunkt. Gesundheitsfachberufe kommen derzeit in der etablierten Versorgungsforschung kaum vor. Es ist an der Zeit, dass die Beiträge der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie zur Gesundheitsversorgung genauer analysiert werden, sowohl in bestehenden Einrichtungen und Therapiepfaden als auch im Rahmen noch zu entwickelnder Konzepte und Programme einer integrierten und an den Herausforderungen der demographischen Entwicklungen orientierten Versorgung. Weitere Stichworte sind Teamentwicklung, Klienten- bzw. Patientenorientierung sowie Effektivität und Effizienz.

Arbeitsweise

Der Erfolg des Forschungskolloquiums baut auf eine kontinuierliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Kolloquiumsteilnehmenden auf. In der ersten Phase seines Bestehens unter dem Namen „Multiprofessionelles Oberseminar“ (2003 - 2009) wurden sieben der in ihrem Rahmen diskutierten Dissertationen abgeschlossen (siehe Dissertationsliste weiter unten).
Das Forschungskolloquium bietet Raum, um sich auch persönlich in der Lebenssituation einer Forscherin und eines Forschers, einer/eines Promovierenden kennen zu lernen. So beginnt das Forschungskolloquium aus bewährter Tradition mit einem gemeinsamen Abendessen am Vorabend.
An der Mitarbeit Interessierte haben die Möglichkeit, sich nach einer ersten Teilnahme zu entscheiden, ob sie kontinuierlich mitarbeiten möchten. Das Kolloquium wird zum Informationsaustausch und zwischenzeitigen Diskussion virtuell unterstützt. Hierzu ist eine Moodle-Veranstaltung auf der Homepage der HAWK eingerichtet worden, deren Zugang mit einem Passwort gesichert ist:
moodle.hawk-hhg.de

Mit der Entscheidung für die kontinuierliche Teilnahme wird die Einschreibung in die Veranstaltung ermöglicht und es wird erwartet, dass eine dem eigenen Arbeitsstand entsprechende Projektskizze (Angaben hierzu in der Moodle-Veranstaltung) eingestellt und in Abständen aktualisiert wird.
Das Kolloquium findet an Terminen jeweils im Juni und Oktober statt (siehe unten). Eine zusätzliche Teilnahmemöglichkeit besteht für Kolloquiumsmitglieder am jeweils im Februar stattfindenden Methodenworkshop, an der Universität Magdeburg.
www.zsm.ovgu.de

Im Rahmen dieses Workshops findet eine von den drei Kolloquiumsmoderatorinnen geleitete Arbeitsgruppe statt.

Anmeldung zu den Kolloquiumsterminen

Anmeldungen zu den Terminen im Juni und Oktober sind bis zu einem Monat vor dem Datum möglich über:

Ablauf der Kolloquiumstreffen

Zur Präsentation von Projekten gibt es zwei Formate: Projektvorstellung (2 Std.), Ideenvorstellung (30 Min.).

  • Donnerstag: 19.00 Uhr Gemeinsames Abendessen
  • Freitag: 09.00 bis ca. 16.00 Uhr: Gemeinsame Arbeit an den Projekten

Kolloquiumstermine/Orte

  • 25.06.2021: online
  • 29.10.2021: voraussichtlich online
  • 25.02.2022: online oder präsent
  • 28.10.2022: online oder präsent

Übernachtungsmöglichkeiten

Methodenworkshoptermin / Magdeburg 05.-07.05.2022

Arbeitsgruppe im Rahmen des Methodenworkshops des Zentrums für Sozialweltforschung und Methodenentwicklung Otto von Guericke Universität, Magdeburg
www.zsm.ovgu.de

Abgeschlossene Dissertationen

  • Bähr, Antje (2016). Berührung und Wahrnehmung in der Physiotherapie. Eine explorative Studie. Tectum Verlag, Marburg
  • Dehn-Hindenberg, Andrea (2008). Patientenbedürfnisse in der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein
  • Grafe, Marion (2018). "Immer im Takt bleiben". Eine Untersuchung der physiotherapeutischen Interaktion in der ambulanten Physiotherapiepraxis. Dissertationsschrift Martin-Luther-Universtität Halle-Wittenberg. „Immer im Takt bleiben“ - Titel - Elektronische Hochschulschriften (uni-halle.de)
  • Feltz, Nina (2007). Bewegungsräume in biographischen Prozessen. Zugänge durch das „Bewegte Interview“. Verlag Dr. Kovac, Hamburg
  • Hansen, Hilke (2009). Therapiearbeit. Eine qualitative Untersuchung der Arbeitstypen und Arbeitsmuster ambulanter logopädischer Therapieprozesse. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein
  • Marotzki, Ulrike (2004). Zwischen medizinischer Diagnose und Lebensweltorientierung. Eine Studie zum professionellen Arbeiten in der Ergotherapie. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein
  • Probst, Annette (2008). Die soziale Konstruktion von Geschlecht in den Gesundheitsfachberufen: eine qualitative Studie über die Bedeutung von Geschlecht für das Arbeitshandeln von Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen
  • Röse, Katharina Maria (2017). Betätigung von Personen mit Demenz im Kontext Pflegeheim. Hogrefe, Bern
  • Schämann, Astrid (2005). Akademisierung und Professionalisierung der Physiotherapie. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein
  • Strebel, Helen (2017). Interrater-Reliabilität des Pädiatrisch Ergotherapeutischen Assessment- und Prozessinstrumentes (PEAP) und Erfassung der Entscheidungskriterien bei der Bewertung durch Ergotherapeuten. Dissertationsschrift, Universität zu Köln. Inauguraldissertation Helen Strebel 2017 final (uni-koeln.de)
  • Tetzlaff, Britta (2019). Interprofessionelle Kooperation und Kommunikation im Pflegeheim. Medizinische Fakultät der Universität Hamburg. Microsoft Word - E-Dissertation Britta Tetzlaff.docx (uni-hamburg.de)
  • Walkenhorst, Ursula (2008). Potentiale der Ergotherapie in der Gesundheits- und Krankenversorgung. Eine handlungsorientierte professionssoziologische Analyse. Schulz-Kirchner-Verlag, Idstein