27. ITG - Fachtagung Mobilkommunikation 2023: Technologien und Anwendungen
Günter Hüdepohl, Ralf Tönjes
Am 10. und 11. Mai 2023 fand die 27. ITG - Fachtagung Mobilkommunikation an der Hochschule Osnabrück statt. Über 60 Forscher, Entwickler und Anwender aus Industrie, Hochschulen und Forschungsinstituten präsentierten und diskutierten an zwei Tagen ihre aktuellen Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der Praxis.
Das Schwerpunktthema der diesjährigen Tagung lautete „5G Lösungen und 6G Ausblick“. Die aktuellen 6G Projekte präsentierten ihre ersten Ergebnisse. Die Sitzungen widmen sich den Themen 6G, 5G Evolution, Private Netze, Fahrzeugkommunikation, Low Power Wide Area Networks, Funknetzabdeckung sowie Nachhaltigkeit für 6G und Trust. Diese Themen wurden auf der Tagung in vier Key Notes adressiert und in sieben Sitzungen sowie einer Poster Session diskutiert.

Die Vortragsreihe wurde mit einer Key Note von Prof. Wietfeld von der TU Dortmund eröffnet, der über Chancen und Herausforderungen zukünftiger multidimensionaler Vernetzungslösungen in 6G Netzen referierte. Daraufhin erörterte Dr. Kunzmann von Nokia die geplante 6G Architektur, um insbesondere kundenspezifische Anpassungen, Resilienz und Privatsphäre zu unterstützen. Im Anschluss thematisierte die erste Sitzung Innovationen für 6G Access Networks. Der erste Vortrag zeigte das Potential von Non-Orthogonal Multiple Access für die gleichzeitige Unterstützung mehrerer Dienste bei geeigneter Leistungsverteilung. Anschließend wurde ein flexibles Netz mit Reconfigurable Intelligent Surfaces vorgeschlagen, das anwendungsabhängig adaptiert werden kann. Zudem wurde die zur Datenübertragung im Lichtspektrums und dessen Störresistenz untersucht. In der zweiten Key Note präsentierte Prof. Grass von IHP erste Ergebnisse und einen Ausblick auf Joint Communication and Sensing (JCAS) in 6G. Die Netzabdeckung war das Thema der zweiten Sitzung. Es wurden neue Ansätze zur Abschätzung der mobilen Breitbandversorgung mittels Crowd Sensing und die Planung von Campusnetzen mithilfe digitaler Zwillinge aus Sicht eines Regulators erklärt. Die darauffolgende Sitzung zur Fahrzeugkommunikation behandelte KI-basierte Algorithmen für die QoS-Vorhersage, hybride V2X-Kommunikation für sicherheitskritische Anwendungen und Maschinelles Lernen für Handover-Vorhersagen in maritimen Umgebungen. Der erste Tag endete mit Vorträgen zu Low Power Wide Area Networks (LPWAN). Es wurden innovative Kanalzugriffsverfahren für LPWAN und Sensornetzwerke für forstwirtschaftliche Anwendungen präsentiert. Schließlich wurde eine Beurteilung von LoRaWAN in einer städtischen Umgebung vorgenommen.
Der zweite Sitzungstag begann mit einer Key Note des Herrn Dudda von Ericsson über 6G als Bindeglied für eine vernetzte cyber-physische Welt. Gleich vier Vorträge befassten sich mit privaten 5G Netzen. Der erste Vortrag berichtete über den Einsatz zur Steuerung von Robotern und Drohnen. Zudem wurde eine Leistungsbewertung von SDR-basierten 5G-Netzen vorgestellt. Einen hohen Durchsatz und niedrige Latenz versprachen zwei Referenzdemonstratoren. Ebenso wurde eine Studie über die Beeinflussung der 5G-Leistung durch Lichtbogenschweißen in Industrieanlagen vorgestellt. Die nächste Sitzung widmete sich der Evolution der Netze. Ein Netzbetreiber präsentierte wie mittels Service Assurance Dienstgüten über verteilte Ressourcen garantiert werden können. Zudem wurden 6G Konzepte für holographische Kommunikation und Drohnensteuerung sowie eine Kontextmanagement-Architektur für Erfassung und Verteilung von Informationen vorgestellt. In der vierten Key Note gab Dr. Musiol von MECSware einen Rück- und Ausblick auf die ersten 5G Campusnetze. Die letzte Sitzung behandelte 6G-Konzepte für Nachhaltigkeit, Sicherheit und Trust. Ein Referent präsentierte, wie überschüssige erneuerbare Energie in 6G-Netzen genutzt werden kann. Zwei weitere Vorträge zeigten wie mittels Physical Unclonable Functions (PUF) aus Halbleitern, hier SRAMs, sichere Schlüssel generiert werden können und stellten eine Architektur für Vertrauensbeziehungen in dynamischen Netzen vor.

In einer begleitenden Ausstellung präsentierten aktuelle Forschungsprojekte der Hochschule und Uni Osnabrück ihre Demonstratoren aus dem Bereich Mobilkommunikation und dem Internet der Dinge. Diese Demos und die interessanten Präsentationen der Tagung regten zu zahlreichen Fachgesprächen an. Eine Abendveranstaltung in einer Osnabrücker Brauereigaststätte rundete das erfolgreiche Programm ab. Die Teilnehmer lobten die hohe Qualität der Beiträge und das ausgewogene Verhältnis zwischen Vorträgen aus Hochschulen und Industrie. Die Beiträge sind im VDE-Verlag und unter IEEE Xplore erschienen. Die Präsentationen können unter www.mobilkomtagung.de eingesehen werden. Die nächste ITG Fachtagung Mobilkommunikation ist für den 15. und 16. Mai 2024 an der Hochschule Osnabrück geplant.