Konzeption und Gestaltung einer Qualitätskostenrechnung für die Stationäre Altenhilfe
Wissenschaftliche Leitung:
- Prof. Dr. Winfried Zapp
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
- Dipl.-Kff. Julia Oswald
- Dipl.-Kff. Silja Otten
Kooperationspartner:
- Meier ITC GmbH
- PricewaterhouseCoopers Deutsche Revision AG
- Caritas Seniorenheime
- Arbeiterwohlfahrt, Bezirksverband Weser-Ems e. V.
- Evangelischer Krankenhausverein Emlichheim e. V.
Experten:
- Dr. Dieter Müller, DVKC e.V., Leipzig
- Thorsten Bücker, printerNet - wissenschaftliche Fachzeitschrift für die Pflege
- Prof. Dr. Hartmut Remmers, Universität Osnabrück (Risiko-Controlling)
- Peter Gausmann, GRB Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH, Detmold (Risiko-Controlling)
Projektdauer:
- 01. Juli 2005 - 30.05.2007
Projektfinanzierung:
- Arbeitsgruppe Innovative Projekte beim Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen (AGIP)
Ausgangslage:
Spätestens durch die Novellierung des Heimgesetzes und die Einführung des Pflege–Qualitätssicherungsgesetzes stellt der Gesetzgeber den Einrichtungen der Stationären Altenhilfe hohe Vorgaben an die Qualität, die er wiederum durch ein umfangreiches Kontrollsystem überprüfen lässt.
Aus der Industrie sind Begriffe wie Total Quality Management, Zertifizierung, Kontinuierlicher Verbesserungsprozess u. v. a. seit langem gebräuchlich. Jeder Verbraucher und Konsument von Waren kann in mehr oder minder großem Umfang die Qualität der gekauften Produkte überprüfen. Gleichzeitig ist es dem Hersteller möglich, zu beurteilen, welche Kosten durch Qualitätsverbesserung der Produkte entstehen oder in welchem Maß die Kosten sinken, wenn die Prozesse der Herstellung optimiert sind und somit die Fehlerhäufigkeit sinkt.
Dies gestaltet sich in der Stationären Altenhilfe als Produzent von personenbezogenen Dienstleistungen als schwierig.
In Zeiten knapper Kassen ist es für Altenhilfeeinrichtungen unerlässlich, wirtschaftliches Verhalten zu zeigen. Dafür ist eine genaue Kenntnis der Kosten und Leistungen – auch und insbesondere der Kosten der Qualität – notwendig, um auch in Verhandlungen mit den Pflegekassen argumentieren zu können. Die Einrichtungen werden sich in Zukunft auch einem Qualitätswettbewerb zu stellen haben, daher ist es wichtig, den Bewohnern und Angehörigen die Qualität darstellen zu können.
Forschungsinhalte:
In einer umfassenden Befragung der Führungskräfte wurden sämtliche Einrichtungen der Stationären Altenhilfe in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angeschrieben. Insgesamt haben sich 12,8 % der Einrichtungen an der Befragung beteiligt. Es wurde abgefragt, wie die Einrichtungen ihre Qualität darstellen, wie Qualität überprüft wird und welche Kosten dadurch entstehen.
Die Befragungsergebnisse ermöglichten für einzelne qualitätssichernde Maßnahmen den durchschnittlichen zeitlichen Ressourcenverbrauch zu ermitteln. In weiteren Untersuchungen mit den Kooperationseinrichtungen wurden ausgewählte Maßnahmen, wie z. B. die Fort- und Weiterbildungen, Pflegevisiten, Pflegedokumentation vertiefend analysiert und bewertet. Diese Daten fließen in die Konzeption der Qualitätskostenrechnung ein, wodurch qualifizierte Aussagen und Empfehlungen für die Praxis ausgesprochen werden können. Wenn Daten über die Qualitätskosten generiert werden können, werden eine leistungs- und kostenmäßige Abbildung sowie eine Lenkung der Qualitätsmaßnahmen möglich. Letztlich sollen auch Daten für Budgetverhandlungen herausgearbeitet werden.
Forschungsziele:
Ziel dieses Projektes ist die Konzeption und Gestaltung einer Qualitätskostenrechnung für die Stationäre Altenhilfe. Dafür ist es zunächst notwendig, die Faktoren zu kennen, die sich auf Struktur–, Prozess– und Ergebnisqualität auswirken. Diese sind im Anschluss daran zu bewerten und in die bestehende Kosten– und Leistungsrechnung zu integrieren. Dabei wird externer Sachverstand einer Unternehmensberatung (Pricewaterhouse Coopers) und einer im Altenhilfesektor versierten IT-Unternehmung (Meier IT-Connect GmbH) in das Projekt einfließen. Das Ziel des Projektes soll anhand der folgenden Teilziele erreicht werden:
- Erarbeitung und Darstellung eines praxisrelevanten Qualitätsbegriffes
- Empirische Erhebung sämtliche qualitätsrelevanter Vorgänge in sämtlichen Einrichtungen in Niedersachsen und Nordrhein–Westfalen
- Bewertung dieser Daten anhand von Tiefeninterviews, um darauf aufbauend
- eine Qualitätskostenrechnung aufzubauen und so zu gestalten, dass sie in die Kosten– und Leistungsrechnung der Heime integriert werden kann.
Die Qualitätskostenrechnung als führungsorientiertes Controllinginstrument dient nicht nur der Abrechnung und Dokumentation. Sie ist als ein Informationssystem zu verstehen, das aufgrund der exakten Erfassung, Aufschlüsselung und Analyse sämtlicher qualitätsrelevanter Kosten eine Qualitätslenkung unter Wirtschaftlichkeitsaspekten ermöglicht. Mittels empirisch gewonnener Daten wird eine Qualitätskostenrechnung konzipiert, welche in die Kosten- und Leistungsrechnung der Einrichtungen der Stationären Altenhilfe integriert werden kann.
Ergebnisse und Verwendungsmöglichkeiten:
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden in dem Wissenschaftlichen Forum "Qualitätskostenrechnung für die Stationäre Altenhilfe" am 21. September 2007 in der Fachhochschule Osnabrück präsentiert. Das Forum richtete sich an alle Einrichtungsleitungen, die sich an der Befragung zu den Qualitätskosten beteiligt haben. Neben der Präsentation der Forschungsergebnisse referierten Experten aus Pflege und Betriebswirtschaft zu aktuellen interessanten Themengebieten.