Forschungsprojekt zur Ethik des autonomen Fahrens gestartet Montag, 7. Januar 2019

An der Hochschule Osnabrück ist ein neues Forschungsprojekt zur Ethik des autonomen Fahrens gestartet. Im Rahmen einer Theaterinszenierung sollen moralphilosophische Fragen und ethische Dilemmata der Fahrzeugautomatisierung erfahrbar gemacht werden. Professor Lüdemann und sein Team werden das Forschungsvorhaben durch wissenschaftliche Expertise im Bereich "Ethik und Recht" unterstützen.

Das autonome Fahren – also das Fahren in Autos ohne Fahrerin, ohne Lenkrad und ohne Pedal – ist längst keine Utopie mehr und wird unsere mobile Zukunft bestimmen. In Wissenschaft und Praxis steht derzeit nicht mehr die Frage des „Ob“, sondern nur noch die Frage des „Wie“ im Mittelpunkt. Neben den Herausforderungen der technischen Umsetzung, der ökonomischen Bewertung der Technologie oder den politischen Fragen zur Gestaltung der Rahmenbedingungen werden vor allem ethische und einstellungsrelevante Fragen über den Erfolg des autonomen Fahrens entscheiden.

Das Forschungsprojekt DeFrAmE will die mit Fahrzeugautomatisierung verbundenen Herausforderungen und moralischen Dilemmata im Sinne eines „Deframings“ aufbrechen und im Rahmen einer Theaterinszenierung erfahrbar machen. Theatrale Methoden aus Schauspiel, Dramaturgie und Regie provozieren und unterstützen diesen Wahrnehmungs- und Reflexionsprozess. Sie ermöglichen es, konkrete Situationen, aber auch unspezifische Annahmen und Vorbehalte szenisch zu (re-)konstruieren, d. h. eine analytische Auseinandersetzung mit den darin aufgehobenen Motiven zu provozieren. Die Verbindung von primär rechtlichen und technischen Fragen in einem „plebiszitären Theatron“ bildet den innovativen Kern des Forschungsvorhabens. Dazu werden moralische Dilemmata in verschiedenen Grundszenen verarbeitet und im Rahmen einer Theatervorstellung aufgeführt. Durch das experimentelle Untersuchungsdesign kann die Einstellung der Befragten vor und nach der szenischen Darstellung an zwei Messzeitpunkten erhoben werden.

Auf Grundlage dieser Datenbasis werden Implikationen für ein Ethik-Setting für das autonome Fahren abgeleitet und seine rechtlichen Rahmenbedingungen einer Neubewertung unterzogen. Insbesondere wirft die Automatisierung des Fahrens rechtliche Fragen nach Verantwortung, Haftung und Schuld etwa in Unfallsituationen auf, denen sich das Team um Professor Lüdemann zuwenden will.

Alle Neuigkeiten rund um das Forschungsvorhaben finden Sie auf dessen Website.

Zeitgleich mit dem Projekt ist auch ein neues Weblog gestartet, das von Professor Lüdemann und Dr. David Knollmann betreut wird. Auf dem "Autonoblog" schreiben Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen in allgemein verständlicher Sprache jede Woche über sozialwissenschaftliche, ethische wie rechtliche Aspekte des autonomen Fahrens. 

Das Forschungsprojekt wird gefördert vom Europäischer Fond für regionale Entwicklung (EFRE).

Von: David Knollmann

Weiterführende Links zur Nachricht