28. ITG - Fachtagung Mobilkommunikation 2024: Technologien und Anwendungen
Günter Hüdepohl, Ralf Tönjes
Am 15. und 16. Mai 2024 fand die 28. ITG - Fachtagung Mobilkommunikation an der Hochschule Osnabrück statt. Über 70 Forscher, Entwickler und Anwender aus Industrie, Hochschulen und Forschungsinstituten präsentierten und diskutierten an zwei Tagen ihre aktuellen Forschungsergebnisse und Erfahrungen aus der Praxis.
Das Schwerpunktthema der diesjährigen Tagung lautete „5G Lösungen und 6G Ausblick“. Dieses Thema wurde auf der Tagung in drei Key Notes adressiert und in acht Sitzungen sowie einer Poster Session diskutiert. Die Sitzungen widmen sich den Themen 5G Interoperabilität, Netz- und Mediensicherheit, RAN-Optimierungen für Mobilität, Echtzeitkommunikation, Netzabdeckung in schwierigen Umgebungen, Integration von Sensorik und Kommunikation, Sicherheit auf physikalischer Ebene sowie Netzoptimierung für geteilte Ressourcen.

Am Mittwochmorgen begrüßte zunächst Prof. Lehmann, Vizepräsident der Hochschule Osnabrück, die zahlreichen Tagungsteilnehmer. Prof. Tönjes eröffnete als Sprecher des Programmkomitees daraufhin die Tagung mit einem Blick auf aktuelle Trends und zukünftige Herausforderungen für die Mobilkommunikation. In der ersten Key Note präsentierte Dr. Tomur von Nokia Konzepte für ein 6G Netz mit integrierten Mechanismen für Sicherheit und Datenschutz. Die erste Sitzung war dem Thema 5G-Interoperabilität gewidmet. Der erste Vortrag untersuchte die 5G-Konformität verschiedener Open Source Kernnetze mithilfe neu implementierter Wireshark-Dissektoren. Anschießend zeigte eine Präsentation, wie öffentliche und private Netze kooperieren können, um ein hybrides Future Rail Mobile Communication System (FRMCS) zu realisieren. In der darauffolgenden Sitzung Netz- und Mediensicherheit wurde zunächst auf die Eindämmung von DOS- und DDoS-Angriffen in privaten Campus-Netzwerken eingegangen. Probleme in O-RAN-Implementierungen sowie sichere Zeitstempel für Medien wurden ebenfalls erörtert. Die nächste Sitzung widmete sich der Optimierung von Funknetzen für Mobilität von Fahrzeugen. Es wurde ein Simulator zur Erstellung von Trainingsdatensätzen für mobilitätsorientierte Funkzugangsnetze vorgestellt und gezeigt wie Reconfigurable Intelligent Surfaces (RIS) für eine bessere Funkversorgung von Verkehrsteilnehmern sorgen können. Die Echtzeitkommunikation stand im Fokus von drei Vorträgen: Der erste Vortrag erläuterte ein Verfahren für eine präzise Einweg-Verzögerungsmessung. Eine Präsentation über eine reale Testumgebung für eine 6G-Kommunikation mit Robotern sowie Time Sensitive Networks über 5G rundeten diese Sitzung ab. Die letzte Sitzung am ersten Tag befasste sich mit der Netzabdeckung in schwierigen Umgebungen. 5G-Abdeckungsmessungen im Inneren eines Schiffes wurden genauso erforscht wie die Internetkonnektivität im Wald. Zudem wurde ein wetterbasiertes Vorhersagemodell für den Starlink-Durchsatz präsentiert.
Der zweite Tag begann mit einer Key Note von Prof. Fitzek von der TU Dresden, der über Kommunikationssysteme für eine nachhaltige Zukunft und das Potential von Post-Shannon Technologien referierte. Im Anschluss thematisierte die sechste Sitzung die Integration von Sensorik und Kommunikation. Zunächst wurde eine Interferenzreduzierung bei integrierter Sensorik und Kommunikation vorgestellt. Ein Forschungsprojekt erarbeitete eine Objektlokalisierung mit mm-Wellen in Kommunikationssystemen. Zudem wurden neue Ansätze für Broadcastsysteme in 5G und eine Verbesserung der Multi-Service-Übertragungseffizienz erörtert. Drei Beiträge befassten sich mit Physical Layer Security. Nach einer Übersicht über hardwarebasierte Authentifizierungsmethoden wurden Verfahren zur Erzeugung geheimer Schlüssel aus reziproken Funkkanaleigenschaften und verschiedene Angriffsszenarien diskutiert. In einer weiteren Key Note gab Dr. Meyer von Ericsson Einblicke in die geplante Einführung von 6G. Die letzte Sitzung der Tagung behandelte Netzoptimierungen für geteilte Ressourcen. Ein Vortrag stellte die gemeinsame Nutzung des Frequenzspektrums für private Industrienetze vor. Die beiden letzten Vorträge befassten sich mit dem Thema maschinelles Lernen. Es wurden Bedingungen für ein flexibles selbstorganisierendes Netzwerk (SON) und Optimierungen für O-RAN basierte 5G-Campus-Netze präsentiert. Zudem zeigten in einer separaten Poster Session neun weitere Forscher ihre aktuellen Ergebnisse aus dem Bereich der Mobilkommunikation.

In einer begleitenden Ausstellung präsentierten aktuelle Forschungsprojekte aus Hochschulen und Industrie ihre Demonstratoren aus dem Bereich Mobilkommunikation und dem Internet der Dinge. Diese Demos und die interessanten Präsentationen der Tagung regten zu zahlreichen Fachgesprächen an, die sowohl die Fachsitzungen als auch die Kaffeepausen immer viel zu kurz erscheinen ließen. So war es gut, die Gespräche in gemütlicher Runde beim Abendessen fortsetzen zu können, das traditionell in einer Osnabrücker Brauereigaststätte mit Jazzmusik stattfand. Die Teilnehmer lobten den guten fachlichen Überblick über aktuelle Fortschritte in der Mobilkommunikation und das ausgewogene Verhältnis zwischen Vorträgen aus Hochschulen und Industrie. Die Beiträge sind im VDE-Verlag und unter IEEE Xplore erschienen. Die Präsentationen können unter www.mobilkomtagung.de eingesehen werden. Die nächste ITG Fachtagung Mobilkommunikation ist für den 14. und 15. Mai 2025 an der Hochschule Osnabrück geplant.