Professorin der Hochschule Osnabrück macht auf den Beruf der Ergotherapie aufmerksam Dienstag, 27. Oktober 2020

Zum Anlass des Welttages der Ergotherapie verfassten Professorinnen und Professoren deutscher Hochschulen einen offenen Brief zur aktuellen Situation der Ergotherapie

Jährlich, am 27. Oktober, feiern weltweit Ergotherapeutinnen und -therapeuten den „Welttag der Ergotherapie“. Das Motto in diesem Jahr lautet „Betätigung neu überdenken“ und rückt somit den Kern des ergotherapeutischen Handlungsfeldes in den Mittelpunkt. Im Rahmen dieses Anlasses veröffentlicht eine Professorin der Hochschule Osnabrück gemeinsam mit sieben weiteren Professorinnen und Professoren von fünf verschiedenen Hochschulen einen offenen Brief zur aktuellen Lage der Ergotherapie. „Die Aufmerksamkeit, die jährlich dem Welttag gewidmet wird, wollten wir in diesem Jahr nutzen, um das Thema der Akademisierung nochmal zentral zu platzieren,“ berichtet Verw. Prof. Jutta Berding des dualen Bachelorstudiengangs Ergotherapie, Physiotherapie.

Berding macht darauf aufmerksam, dass Ergotherapeutinnen und -therapeuten in der Therapie fundierte klinische Entscheidungen treffen müssen, um den komplexen Bedürfnissen der Betroffenen und den Ressourcen des Gesundheitssystems gerecht zu werden. Doch um diese Entscheidungen treffen zu können, benötigen sie Kenntnisse über aktuelle Forschungsergebnisse. „Das Verstehen und Bewerten aktueller Forschungsergebnissen kann nur innerhalb eines Studiums im ausreichenden Maße gelehrt und vermittelt werden“ betont Berding den Mehrwert einer grundständigen hochschulischen Qualifizierung, die u.a. auf Kompetenzen für eine analytische, kritische und umfassende Denk- und Handlungsweise in der Therapie abzielt. Des Weiteren reiche die bisher niedrige Anzahl hochschulisch qualifizierter Ergotherapeutinnen und -therapeuten nicht aus, um die Weiterentwicklung der Ergotherapie voranzutreiben.

Die Hochschule Osnabrück zählt zu den Vorreiterinnen, die die akademische Weiterentwicklung der Ergotherapie in Deutschland gefördert hat. Bereits seit 1997 bietet die Hochschule Ergotherapeuten und -therapeutinnen die Möglichkeit sich akademisch weiterzubilden. Neben dem additiven Bachelorprogramm Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie für ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten, der aus dem damaligen Weiterbildungs-Studiengang entstandenen ist, wird zusätzlich seit 2012 der ausbildungsintegrierende Bachelorstudiengang Ergotherapie, Physiotherapie angeboten. Somit trägt die Hochschule Osnabrück zur Akademisierung der Ergotherapie bei und möchte diese Entwicklung weiterhin vorantreiben.

Als zentraler Inhalt möchten die Verfasserinnen und Verfasser des offenen Briefes nicht nur auf die Akademisierung der Therapieberufe aufmerksam machen sondern vor allem die Entscheidungsträger der verschiedenen Ebenen auffordern, bisherige Entscheidungen zu überdenken und die primärqualifizierende hochschulische Ausbildung sowie den Aufbau von ergotherapeutischer Forschung zu fördern, um eine „zeitgemäße, evidenzbasierte ergotherapeutische Gesundheitsversorgung zu Gunsten aller Patienten und Patientinnen sicherzustellen.“

Der offene Brief „Ergotherapie in Deutschland – Ein Beruf in der Sackgasse?“ wurde unter anderem über die Seite des Deutschen Verband der Ergotherapeuten (DVE) veröffentlicht.

 

Zum Hintergrund:
Der Welttag der Ergotherapie wird vom Weltverband der Ergotherapeuten initiiert. In diesem globalen Netzwerk von 101 Mitgliedsländern gehört Deutschland neben Uganda, Malaysia und Japan zu den 4 Ländern, die keine grundständig hochschulische Ausbildung inkl. Bachelorabschlusses vorsehen. Seit 2009 laufen verschiedene Modellstudiengänge zur Erprobung grundständiger Studiengänge in Deutschland. Trotz positiver Evaluationsergebnisse wurde 2016 keine Verstetigung der Programme, sondern eine weitere Erprobung für weitere vier Jahre beschlossen.

 

Weitere Informationen:

Ruth Neumann
Studiengangkoordinatorin Ergotherapie, Physiotherapie (dual)
Tel: 0541 969-7211
Mail: ruth.neumann@hs-osnabrueck.de

Von: Lena-Lotte Peters/ Ruth Neumann