Virtuelle Akademie bringt Studierende aus Osnabrück und US-Bundestaat New York zusammen Dienstag, 25. Mai 2021

Ob Professor, wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Student - sie alle sind von Vorteilen der Virtuellen Akademie für die Osnabrücker und New Yorker Studierenden überzeugt (v.l.n.r.): Prof. Dr. Clemens Westerkamp, Doktorand Nicolas Lampe, IuI-Masterstudent Patrick Strunk. (Foto: Hochschule Osnabrück)

Rund 6.000 km liegen zwischen der Hochschule Osnabrück und der US-amerikanischen State University of New York. Etwa 16 Stunden sind erforderlich, um diese Distanz zu überwinden - in Corona-Zeiten ist es nur ein Klick. Im Sommersemester 2021 finden im Rahmen des Projekts „UAS7 Virtual Academy“ zwei Module statt, bei denen Studierende aus Osnabrück und den USA im gleichen virtuellen Seminarraum sitzen. Neben fachlichen Ergebnissen ist das Ziel, den internationalen Austausch zwischen deutschen und internationalen Studierenden zu gewährleisten.

 

Informatik-Workshop „Internet der Dinge“ mit vier praxisnahen Versuchen

An der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) bieten Prof. Dr. Clemens Westerkamp zusammen mit seinen Mitarbeitern Nicolas Lampe und Marco Schaarschmidt und seinem amerikanischen Kollegen Prof. Dr. Hany Elgala das Modul „Internet of Things“ („Internet der Dinge“) an. Darunter versteht man eine globale IT-Infrastruktur, die es ermöglicht, physische und virtuelle Objekte miteinander zu vernetzen und sie so zusammenarbeiten zu lassen. Im Informatik-Workshop bearbeiten die beiden Studiengruppen in den USA und Deutschland vier Versuche. Dabei handelt es sich um praktische Alltagsbeispiele: Studierende erfassen Vibrationen eines Fahrrads, um die Beschaffenheit der Fahrstrecke zu messen. Sie entwickeln Ideen zur Überwachung der Klimadaten – etwa Temperatur oder Luftfeuchtigkeit – in einem Smart Home. Eine Gruppe befasst sich mit der Bewässerung von Zimmerpflanzen und gleichzeitiger Messung der Sonneneinstrahlung, die nächste – mit Funktionsweisen einer Fitness Smart Watch.

Beide Studiengruppen haben die gleichen technischen Komponenten zur Versuchsdurchführung erhalten sowie Anleitungen zur Programmierung der Software. In den Versuchen erlernen die Studierenden die Programmiertechniken sowie den Umgang mit der Hardware und sind damit gut gerüstet, um im Anschluss ihre selbstgewählten Projekte im Themenfeld IoT eigenständig zu bearbeiten. Im Rahmen der gemeinsamen Lehrveranstaltungen tauschen sich die Studierenden beider Hochschulen über Lösungsansätze aus und geben sich Tipps und Feedback. Das Modul schließt mit einer Vorstellung der Abschlussprojekte.

 

IuI-Lehrende sind von Vorteilen der Virtuellen Akademie überzeugt.

Westerkamp, der bereits ein Semester an der Stanford University als Gastprofessor verbracht hat, plant aktuell seinen nächsten Forschungsaufenthalt in den USA. Der Informatikprofessor freut sich, dass auch Studierende beider Länder dank digitaler Technik zusammen lernen und arbeiten können: „Obwohl alle Teilnehmenden die gleichen technischen Komponenten hatten, ist die räumliche Distanz bei einem technischen Thema natürlich eine besondere Herausforderung. Aber die Studierenden haben sich sehr gut auf diese ungewöhnliche Situation eingelassen und bereits spannende Ergebnisse herausgearbeitet. Man hätte vielleicht vermutet, dass die Kommunikation erschwert wird, aber sie hat unter den Studierenden sehr gut funktioniert.“

Nicolas Lampe ist Doktorand im Laborbereich Technische Informatik und gibt Vorlesungen im IuI-Modul. Er ist von Vorteilen der Virtuellen Akademie überzeugt: „Wir Lehrende aus Osnabrück und New York hatten in diesem Semester die Möglichkeit, das Thema IoT gemeinschaftlich zu vermitteln. Über die Kombination aus Vorträgen mit Programmieraufgaben konnten sich die Studierenden dem Thema ganz praktisch annähern. Auch bekamen sie eine hervorragende Gelegenheit, in einer internationalen Gruppe zu arbeiten und ihre Ideen zu entwickeln und zu präsentieren. Das ist eine super Erfahrung für deren spätere Berufslaufbahn!“

 

Auch Studierende bewerten das deutsch-amerikanische Modul positiv.

Patrick Strunk, der im Informatik-Master „Verteilte und mobile Anwendungen“ studiert, empfiehlt es aus zweierlei Gründen weiter: „Zum einen finde ich es immer interessant neue Leute und neue Arbeitsweisen kennenzulernen. Zum anderen wird es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Teil unseres späteren Berufslebens sein, in einer internationalen Zusammensetzung zu arbeiten.“

Der SUNY-Student Edgar Barranco hatte zunächst Zweifel, wurde aber positive überrascht, wie gut die Lehrenden und Studierenden aus Osnabrück Englisch sprechen: „Obwohl wir auf zwei verschiedenen Kontinenten waren, könnten eingebettete Applikationen, die die deutsche Gruppe entwickelt hat, genauso gut in den USA funktionieren. Das gemeinsame Quiz zu Beginn unserer Zusammenarbeit hat beide Seiten nähergebracht. Ich konnte eine ganze Menge über IoT lernen und kann allen Studierenden nur empfehlen, ein internationales Modul zu belegen. Es bereitet uns auf die Arbeit in der globalisierten Wirtschaft vor, wo die Zusammenarbeit mit Teams aus verschiedenen Ländern zum Alltag gehört.“

Seine amerikanische Kommilitonin Zima Azizi Aghdam war zunächst auch zögerlich, denn auch für sie war es die erste Erfahrung in einem internationalen Kurs zu belegen: „Der Lehrplan und die Modulbeschreibung haben mich aber überzeugt. Gleich in der ersten Stunde tauschten wir uns über unsere Hobbys und Kulturen aus. So wurde uns das gemeinsame Lernen erleichtert. Ich konnte nicht nur fachlich weiterkommen, sondern auch persönliche Fähigkeiten entwickeln, um in internationalen Teams mit mehr Selbstvertrauen zu interagieren. Ich habe neue Leute kennengelernt und meinen Horizont erweitert. Ich lernte neue Denkweisen kennen – reine Theoriefächer könnten nicht so effektiv sein. Wenn Sie jedoch mit anderen Studierenden experimentieren, Ihre Ergebnisse im Unterricht präsentieren und die Vorgehensweise erläutern, wird der Lernprozess verbessert. Diese Aktivität ermutigte mich auch, mehr über die deutsche Kultur, das deutsche Bildungssystem und die dortige Wirtschaft zu lernen. Jetzt plane ich eine Reise zu meinen neuen Freunden nach Osnabrück. Das Schönste für mich war, an dem Experiment zu arbeiten und die Ergebnisse und die Art der Implementierung mit der anderen Seite zu vergleichen. Die Interaktion mit der Herstellung eines Geräts und dessen realen Anwendung fand ich sehr motivierend. Ich war voller Energie und die Zeit im Unterricht verging wie im Flug. Ich bin wirklich glücklich, diese Gelegenheit wahrgenommen zu haben!“

 

Klimaschutzpraxis in den USA und Deutschland im Fokus auf dem „grünen Campus“

Auch an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur fand ein Modul im Rahmen der Virtuellen Akademie statt. Prof. Dr. Stefan Taeger und sein us-amerikanischer Kollege, Prof. Dr. Douglas Johnston, behandelten in ihrem gemeinsamen Kurs Fallstudien zu Klimaresilienz.
Ausführliche Informationen zum AuL-Modul im Rahmen der Virtuellen Akademie


Planungen für die nächsten Seminare sind gestartet.

Für die nächste Runde im kommenden Wintersemester laufen bereits erste Planungen. Sowohl Prof. Westerkamp als auch Prof. Taeger möchten das Seminar im nächsten Semester anbieten. Die Projektleiterin Gunhild Grünanger und die Projektkoordinatorin Alissa Ziegler laden weitere Lehrende der Hochschule Osnabrück ein, sich an der Virtual Academy zu beteiligen „Die bisherige Zusammenarbeit zwischen den Lehrenden verlief sehr gut und die Studierenden freuen sich über das innovative Angebot gerade in dieser schwierigen Studienzeit“, erläutert Projektleiterin Grünanger. Die Leiterin des Center for International Mobility hofft, dass Angebot auszubauen und zu verstetigen.


Kontakt:

Gunhild Grünanger: g.gruenanger@hs-osnabrueck.de, 0541/969-2966

Alissa Ziegler: a.ziegler@hs-osnabrueck.de, 0541 969-5328

 

Hintergrundinfo UAS7 Virtual Academy:

UAS7 e. V. ist der Zusammenschluss der sieben großen forschungsorientierten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Berlin, Bremen, Hamburg, Köln, München, Münster und Osnabrück mit starker internationaler Ausrichtung. Die „UAS7 Virtual Academy“ wird gemeinsam mit dem langjährigen US-Konsortialpartner SUNY (State Universities of New York) die internationale Hochschulzusammenarbeit studienbereichsübergreifend neugestalten und neue Vernetzungen für die Entwicklung und Anwendung innovativer Lehr- und Lernformen knüpfen.

Von: Fakultät IuI