Kreativität ohne Schichten. Freitag, 23. Juni 2017
Atemberaubendes Theater- und Musikfestival im Burgtheater!
„Es ist Zeit für ein Festival!“, so betonte Professor Bernd Ruping, Leiter des Instituts für Theaterpädagogik (ITP) an der Hochschule Osnabrück, in seiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit eines neuen Formats. Dass die Zeit für ein Festival gekommen ist, davon ließ er sich von David Gruschka, der zusammen mit Katharina Kolar und Professor Ruping das Organisationsteam bildete, überzeugen. Die künstlerischen Projekte und innovativen Produktionen, die am ITP erdacht und umgesetzt werden, wurden der Öffentlichkeit nun präsentiert – in vielen Fällen gehört die öffentliche Präsentation zur Studien- oder Prüfungsleistung. Da lag es nahe, die Präsentationen zusammenzulegen und daraus – in Kooperation mit dem Institut für Musik der Hochschule Osnabrück (IfM) – ein Festival zu kreieren. Dies ist nun vom 15 bis 17. Juni geschehen – und zwar auf eine sehens- und hörenswerte Weise!
Und dies gleich von Anfang: das Jazzorchester des IfM unter der gleichermaßen exzellenten und humorvollen Leitung von „Bandleader“ Stephan Schulze eröffnete mit einem Jazzkonzert. Werke aus den Bandbooks großer amerikanischer Ensembles wie Count Basie, Thad Jones oder Stan Kenton begeisterten die Zuschauer. Die Bühne war damit musikalisch und atmosphärisch vorbereitet für die nächsten drei intensiven und kreativen Tage.
Professor Ruping begrüßte allerdings noch vor den eigentlichen theaterpädagogischen Projekten und Produktionen die Zuschauer und erläuterte den ungewöhnlichen Titel: „Es gibt Schichten des Waldes, Schichten der Erde, Schichten der Haut, und es gibt GeSchichten. Es gibt archäologische Schichten, soziale Schichten, Temperaturschichten in Gewässern, und es gibt Schichtkuchen. Auf Straßen und in Nahrungsmitteln finden sich Bindemittel-Schichten. Es gibt Früh-Schichten und Spät-Schichten, und es gibt Schichtkäse. Das Wort ‚Schicht‘ stammt aus dem Mittelalterlichen und bezeichnet eine Ordnung, eine Reihe, eine Abteilung von Menschen. Freie Schichten aber sind beweglich, sie erzuegen Reibung und lösen mitunter auch Beben aus. Unser Festival möchte die Menschen, die Spielenden wie die Zuschauenden für die Dauer des Festes oder eines Teil-Stückes darin aus ihren gewohnten Formationen lösen und in Schwingungen versetzen: für Begegnungen der etwas anderen Art!“
Vierzehn Produktionen und Projektergebnisse aus studentischer Projektarbeit, Lehre und Zwischenspiele konnten an vier Orten erlebt werden. Das Spektrum reichte von der neuen Bühnenfassung des Romans von Friedrich Dürrenmatt „Der Richter und sein Henker“ über biographische Arbeiten und eigenen Stückentwicklungen bis hin zu einer Installationsperformance im Theatergarten und einem Impro-Match. Der Samstag diente als Familientag für Kinder und Eltern mit Aufführungen, Picknick und Kinderschminken. Auch die Organisatoren ziehen ein sehr positives Fazit. „Ich freue mich, dass FREIE SCHICHTEN 1 so gut über die Bühne ging und fast alle Vorstellungen gut besucht oder ausverkauft waren“, so David Gruschka. Auch seine Kollegin und Mitorganisatorin Katharina Kolar war nicht nur sehr zufrieden: „Ich bin wirklich stolz auf alle Beteiligten, die als Riesen-Team diese drei Tage gemeinsam „gewuppt“ und dafür gesorgt haben, dass alles wie am Schnürchen lief. Beeindruckt haben mich dabei die Begeisterung und Professionalität, mit der sich jede*r Einzelne eingebracht hat.“ Auch für sie spricht von einer tollen Festival-Atmosphäre entstanden, die sich auch sofort auf das Publikum übertragen hat: „So gab es einige Zuschauer*innen, die zum ersten Mal bei uns im Burgtheater waren und die spontan an den drei Tagen immer wiederkamen. Eine ältere Dame brachte am letzten Tag einen großen Korb mit duftenden Rosen aus ihrem Garten, um sie beim Abschluss an alle Akteur*innen zu verteilen. Natürlich – und zum Glück! – gibt es auch noch Entwicklungspotential in verschiedenen Bereichen und bereits jetzt eine Menge an Ideen, wie Freie Schichten weiter wachsen kann. Darauf freue ich mich!“
Der nächste Termin für das Theater- und Musikfestival mit noch mehr musikalischen Elementen ist bereits geplant: „Beim nächsten Festival vom 14.-16. Dezember 2017 soll das Institut für Musik stärker eingebunden werden. Ich könnte mir beispielsweise eine Eröffnung mit einem Jazzabend gut vorstellen. Außerdem werden wir versuchen eine Präsentationsplattform auch für Ergebnisse aus kunstferneren Studiengängen zu schaffen und verstärkt zum Austausch untereinander und mit dem Publikum einladen“, so die Überlegungen von David Gruschka für das kommende Festival.
Von: Attila Karakus