Zukunft der Ernährungswirtschaft: zwischen Hightech und Natürlichkeit Mittwoch, 8. November 2023

Gut besucht: Die erste GROWTH Convention fand im Innovatorium des Coppenrath Innovation Centers statt.

Erste GROWTH Convention der Hochschule Osnabrück bringt Wirtschaft und Wissenschaft zusammen

(Osnabrück, 3.11.2023) Fleischersatz, neue Lebensmittel und nachhaltige Kantinen: Auf der ersten GROWTH Convention der Hochschule Osnabrück diskutierten rund 120 Gäste über die Zukunft der Ernährungswirtschaft. Im neu eröffneten Innovatorium des Coppenrath Innovation Centers in Osnabrück brachten nicht nur Wissenschaftler*innen der Hochschule, sondern auch Vertreter*innen aus regionalen Unternehmen, Start-ups und Verbänden ihre Perspektiven ein.

„Der Wandel kommt und wir sind schon mittendrin“, beschrieb Hanni Rützler den Status quo der Ernährungsbranche. In ihrer Keynote auf der GROWTH Convention zeigte die Branchenexpertin auf, wie sich Trends entwickeln und auf die Wirtschaft auswirken. Dabei sticht ein Trend heraus: die Suche nach Alternativen zu Fleisch, Milch, Käse und inzwischen auch Lachs oder Ei. Ersatzprodukte aus Soja, aber auch aus Pilzen oder Präzisionsfermentation liegen schon in den Regalen. Der nächste große Coup: kultiviertes Fleisch. Als eine der ersten verkostete Rützler bereits 2013 einen Burger aus In-Vitro-Fleisch. Die ersten Zulassungen in Singapur und den USA gibt es heute bereits. Wann es in Deutschland soweit ist? „Das Rennen ist eröffnet“, so Rützler.

Hochschule und Wirtschaft enger verzahnen

Nicht nur in Bezug auf Fleischersatz ist die Ernährungsbranche ist im stetigen Wandel und Wettbewerb. Klimaveränderung, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Rahmenbedingungen fordern von Unternehmen ein Umdenken. Hier setzt die Hochschule Osnabrück mit dem Projekt GROWTH und der zugehörigen Veranstaltungsreihe GROWTH Convention an. „Wir wollen, dass die Region von der Hochschule profitiert und sich die Ausrichtung der Forschungsvorhaben noch mehr an den regionalen Bedarfen orientiert“, so Christina Lobenberg, Projektleiterin GROWTH im Gespräch mit Moderatorin Kora Blanken. Das Ziel ist nicht neu: Schon seit mehr als zehn Jahren sei neben Forschung und Studium auch die gesellschaftliche Verantwortung eine wichtige Säule der Hochschule Osnabrück, erklärte Prof. Dr. Andreas Bertram, Präsident der Hochschule Osnabrück. Mit dem Projekt werde diese dritte Säule nun noch stärker in den Fokus gerückt. „Wir wollen als Hochschule nicht nur für Erkenntnis, sondern auch für Wirkung verantwortlich sein und unsere Welt von morgen aktiv mitgestalten“, so Bertram. Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident der Hochschule Osnabrück, ergänzte: „Das Wissen soll nicht an der Hochschule bleiben, es soll raus gehen. Und gleichzeitig kommt eine Außenperspektive hinein.“ Ziel sei es, neue Veranstaltungen zu entwickeln und Ideen auszuprobieren, um die Wissenschaft stärker mit Wirtschaft und Gesellschaft zu verzahnen.

Großes Wissen in kleinen Happen

Gesammeltes Wissen bekamen die Gäste der GROWTH Convention im kurzen Pitch-Format. In vierminütigen Vorträgen stellten Forscher*innen und Unternehmer*innen vor, was sie aktuell beschäftigt. Prof. Dr. Stefan Töpfl erklärte, wie aus Sojaprotein ein Produkt werden kann. Mit den zahlreichen Labeln, die auf den fertigen Produkten im Supermarkt zu sehen sind, beschäftigte sich Prof. Dr. Stephanie Krieger-Güss in ihrem Pitch. Bis Produkte aber überhaupt im Regal liegen, gibt es einige Hürden zu nehmen. Wie das klappen kann, zeigte Prof. Dr. Ulrich Enneking am Beispiel des mit Selen angereicherten Apfels Selstar. Auch Dr. Oleksii Parniakov, Co-Gründer und CEO von Frudist, sprach über Herausforderungen im Handel: Sein Unternehmen stellt gefriergetrocknete Früchte her – ein zugleich hochtechnisches und dennoch natürliches Produkt.

Ruth von Bar, Team Lead Produktmanagement bei The Plantly Butchers, sprach über die Planetary Health Diet – einem wissenschaftlich fundierten Speiseplan, der nicht nur für Mensch, sondern auch den Planeten gesund ist. Allerdings essen die meisten Menschen nicht nach dieser Empfehlung. Eine Möglichkeit den Speiseplan stärker anzuwenden: Mensen und Kantinen. Prof. Dr. Melanie Speck erläutertet Strategien und Chancen, die Außer-Haus-Verpflegung als Hebel zu nutzen, um gesundes Essen zu etablieren. 

Aktiv dabei: diskutieren, Ideen entwickeln, gemeinsam wachsen

Neben Daten und Fakten setzte die GROWTH Convention aber auch auf kreativen Input: Drei Performerinnen vom Institut für Theaterpädagogik der Hochschule eröffneten die Veranstaltung mit Ukulele, bunten Outfits und Beatles-Songs über Zucker, Fett und Monokulturen. Neben Unterhaltung brachten die Szenen zu Nutriscore und glutenfreiem Avocadosandwich reichlich Anregung zum kritischen Nachdenken. Das war von den Teilnehmenden gefragt, denn die GROWTH Convention lieferte nicht nur Input, sondern band alle Gäste aktiv ein. Im Anschluss an die Pitches starteten die 45-minütigen Open Sessions. Dafür suchten sich die Gäste aus, zu welchem Pitch-Thema sie diskutieren wollen. In Gruppen von 10 bis 20 Personen entwickelten sie Ideen, beantworteten gegenseitig Fragen, stellten Thesen auf und knüpften Kontakte. Ganz wie Bertram es zuvor erhofft hatte: „Wir wollen uns gemeinsam austauschen und Dinge entwickeln.“

 

Hintergrund:

Die GROWTH Convention ist eine halbjährlich stattfindende Veranstaltung zu verschiedenen Themen. Sie ist Teil des Projektes GROWTH der Hochschule Osnabrück, das im Rahmen der Förderlinie „Innovative Hochschule“ von 2023 bis 2027 mit insgesamt 8,64 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Land Niedersachsen gefördert wird. Mit GROWTH will die Hochschule Osnabrück zeigen, was Wissenschaft kann und den anstehenden Wandel in der Region gemeinsam gestalten.

 

Weitere Informationen:

https://www.hs-osnabrueck.de/forschung/transfer-praxis/growth-innovative-hochschule/neuigkeiten-und-veranstaltungen/growth-convention/

 

Von: Julia Schächtele

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