Zwei Studierende der Hochschule Osnabrück für innovative Abschlussarbeiten ausgezeichnet Mittwoch, 26. November 2025

Simon Gersemann (Mitte) mit den weiteren Gewinner*innen der Kategorie "Betriebskonzepte und Innovation sowie den Redakteurinnen der top agrar. Henrike Vorlop konnte nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Foto: Hülsbusch/top agrar

Platz 1 und 3 beim Meister-und-Macher-Wettbewerb von top agrar

Zwei Studierende der Hochschule Osnabrück wurden in diesem Jahr beim renommierten Meister-und-Macher-Wettbewerb der Zeitschrift top agrar für ihre Abschlussarbeiten ausgezeichnet. Simon Gersemann erhielt mit seiner Masterarbeit den ersten Platz, Henrike Vorlop wurde für ihre Bachelorarbeit mit dem dritten Platz geehrt. Beide haben ihr Studium inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Die Verleihung auf der Agritechnica würdigt zwei Arbeiten, die praxisnahe Forschung der Hochschule Osnabrück als wichtigen Impulsgeber für innovative und zukunftsorientierte Betriebskonzepte sichtbar machen.

Frühzeitige Erkennung von Tierkrankheiten durch KI – Masterarbeit von Simon Gersemann 

In der Schweinehaltung stellen bakterielle Erkrankungen wie Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) und Glässerella parasuis eine erhebliche Herausforderung dar. Sie verursachen Arbeitsaufwand, ökonomische Verluste und belasten das Tierwohl. Eine frühzeitige Erkennung ist zentral, bindet jedoch Zeit und Fachwissen im Stall. Digitale Systeme könnten hier Entlastung schaffen – vorausgesetzt, ihr Einsatz ist wirtschaftlich.

Simon Gersemann untersuchte in seiner Masterarbeit im Studiengang „Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaften“ die ökonomischen Perspektiven von KI-Kamerasystemen zur Früherkennung solcher Erkrankungen. Er konnte zeigen, dass KI-basierte Monitoringlösungen geeignet sind, bakterielle Erkrankungen frühzeitig zu identifizieren und damit Arbeitszeit sowie Kosten im Betriebsalltag zu reduzieren.

Die Arbeit nutzte einen innovativen Ansatz, der verdeutlicht, welches Potenzial automatisiertes Monitoring künftig für Stallroutine, Tiergesundheit und betriebswirtschaftliche Entscheidungen haben kann. Betreut wurde die Masterarbeit von Prof. Dr. Guido Recke sowie dessen Doktoranden Alexander Kühnemund vom Fachgebiet Landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre.

Agri-PV im Süßkirschenanbau – Bachelorarbeit von Henrike Vorlop 

In Deutschland werden Süßkirschen auf etwa 5500 ha erwerbsmäßig angebaut. Die Intensität des Anbaus hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Da Süßkirschen-Früchte bei Regen kurz vor der Ernte leicht platzen und es so zu erheblichen Ertragsausfällen kommt, sind viele Süßkirschenanlagen mittlerweile mit einer Regenschutz-Folienüberdachung versehen. Mit dem Aufkommen von Agri-PV-Anlagen stellt sich die Frage, ob Agri-PV-Anlagen bei Süßkirschen einerseits als Regenschutzüberdachung und andererseits zur Stromerzeugung dienen können. 

Henrike Vorlop, Absolventin des Studiengangs Landwirtschaft, prüfte in ihrer Bachelorarbeit die Wirtschaftlichkeit einer 0,4 ha großen Süßkirschenanlage ohne Regenschutzsystem im Vergleich zu einer Folienüberdachung und einer Agri-PV-Anlage als Regenschutz.

Die ökonomische Bewertung der Varianten und des Ist-Zustandes erfolgte auf der Grundlage von dynamischen Investitionsrechnungen mit Kapitalwerten und internen Zinsfußberechnungen für die Bestimmung der Renditen. 

Die Ergebnisse der Kalkulationen zeigen unter der Voraussetzung der Direktvermarktung der Früchte, dass sowohl eine Folienüberdachung als auch eine Agri-PV-Anlage für einen Betrieb sinnvoll sein kann. Die Installation eines Foliendaches erhöht den Ertrag der Kirschen um rund zwei Tonnen je Hektar im Vergleich zur Ist-Anlage. Die Installierung von PV-Modulen hingegen lässt aufgrund der Schattenwirkung der Solarmodule den Ertrag der Kirschen um 25 % gegenüber der Ist-Anlage sinken.

In der Arbeit wurde berechnet, bei welchen Erträgen die Rentabilitätsschwellen der einzelnen Varianten und des Ist-Zustandes liegen. Zudem wurden Annahmen darüber getätigt, inwiefern sich Produktionskosten wie Pflanzenschutzmitteleinsatz und Schnittmaßnahmen durch eine Überdachung ändern.

Die Rentabilität einer Agri-PV-Anlage wird allerdings nicht nur seitens der Kirschproduktion, sondern auch seitens der Stromerzeugung bestimmt. Ob sich die Stromproduktion rentiert, entscheidet sich maßgeblich durch die Höhe der EEG-Vergütung des Stroms und den Anteil des Eigenverbrauchs. So lohnt eine Agri-PV-Anlage auf 0,4 ha laut aktueller 9,5 ct/kWh EEG-Vergütung nicht, wenn der gesamte Strom ins Netz eingespeist wird. Die Rentabilität ist dann gesichert, wenn die Vergütung auf 10 ct ansteigt. Bei einer Vergütung von 9,5 ct/kWh müssten mindestens 2,8 % des erzeugten Stroms selbst verbraucht werden, damit die Investition seitens der Stromproduktion lohnend wäre.

Betreut wurde die Bachelorarbeit von Prof. Dr. Werner Dierend und Prof. Dr. Guido Recke. 

Von: Ronan Morris

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