Antrittsvorlesungen von Prof. Dr. Melanie Speck und Prof. Dr. Nana Zubek Freitag, 27. Oktober 2023

Prof. Dr. Bernd Lehmann, Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, führte durch die Antrittsvorlesungen von Prof. Dr. Nana Zubek (links) und Prof. Dr. Melanie Speck (rechts).

Professorinnen geben Einblicke in ihre Forschungsschwerpunkte.

Prof. Dr. Melanie Speck und Prof. Dr. Nana Zubek haben beide den Begriff „Ökonomie“ ihrer Denominationen, unterscheiden sich aber inhaltlich voneinander. Welche Forschungsschwerpunkte sie haben und wie ihr Weg an die Hochschule Osnabrück führte, skizzierten Speck und Zubek in ihren Antrittsvorlesungen am Campus Haste.  

„Einfach, ressourcenleicht und lecker! Wie wir die Wende hin zu einem zukunftsfähigen Konsumsystem in Privathaushalten und Großhaushalten schaffen“ lautete der Titel mit dem Speck eröffnete.
Zu Beginn skizzierte sie den Unterschied zwischen Privathaushalt und Großhaushalt und verdeutlichte dabei, welche Hebelwirkung von den Großhaushalten ausgehen kann. Speck verwies darauf, dass sie diesen potenziellen Effekt bereits in ersten Projekten ihres Studiums erforschte. Im weiteren Verlauf verknüpfte sie ihre Forschungsleistungen mit ihrem Karriereweg. Beispielsweise hatte sie in ihrer Zeit beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie gGmbH den NAHGAST-Rechner mitentwickelt. Hiermit lässt sich ermitteln, wie verträglich ein Gericht für Umwelt und Gesundheit, und wie fair für Mensch und Tier ist. Der NAHGAST-Rechner bestimmt dies auf Grundlage einer komplexen Datenbank. Insbesondere Mensen, Kantinen etc. können dieses Tool nutzen, um ihren Speiseplan umzustellen.

Darüber hinaus berichtete Speck über das Forschungsprojekt „BiTe – Biodiversität über den Tellerrand“, welches sie als Projektleiterin an die Hochschule Osnabrück gebracht hatte und hier fortführte. Das Projekt hat bundesweit Großküchen dazu aufgerufen, Aktionen rund um das Thema Biodiversität und Speisen zu erproben, mit dem Ziel, mehr biodiversitätsschonende Gerichte in Mensen und Kantinen anzubieten und Gäste zu sensibilisieren, ihre täglichen Konsumentscheidungen nachhaltiger zu gestalten.
Eine wichtige Erkenntnis aus diesem Projekt war der Gamification-Ansatz, den Speck nun auch in weitere Projekte miteinfließen lassen möchte. Dabei geht es darum, Lerninhalte spielerisch zu vermitteln. Unter anderem wird dies in einem neuen Projekt der Fall sein, das bereits im November 2023 beginnt: Nachhaltige Lebensstile im WABE-Zentrum soll dabei unterstützen, nachhaltige Lebensstile in Osnabrück erlebbar und erfahrbar werden zu lassen. Im Mittelpunkt des Vorhabens steht modellhaft das WABE-Zentrum als Lehr-Lern-Zentrum für Studierende, um dort mit Hilfe des sogenannten “Klimapuzzles” einen nachhaltigen Lebensstil zu entwerfen, der zu ihren Lebensumständen passt, und diesen in ihrem Alltag zu erproben.
Dies war für Speck der Ausgangspunkt, um über ihre Forschungsagenda für die nächsten fünf Jahre zu sprechen.
Zum Abschluss verwies Speck auf ihre Berufung in den Wissenschaften Beirat „Ernährung im Wandel“ - der Bundestag hatte sie hierzu Anfang Oktober berufen. Für Speck und ihre Kolleginnen und Kollegen geht es darum, die Qualität des Prozesses zu sichern und zu begutachten.

Zubek beleuchtet die agrarökonomische Perspektive

Die zweite Antrittsvorlesung hielt Prof. Dr. Nana Zubek. In ihrem Vortrag „Status quo trifft change the brain: Landwirtschaftliche Transformationsprozesse aus agrarökonomischer Perspektive“ startete sie mit der Bedeutsamkeit und Reichweite bereits stattfindender landwirtschaftlicher Transformationsprozesse. Im Hinblick auf bestehende lokale und globale Herausforderungen leitete sie sowohl zur gegebenen Notwendigkeit als auch zu möglichen Hebeln eines Transformationsprozesses des gesamten mit der Landwirtschaft verbundenen Systems und mithin zur agrarischen Transformation über. Diese ordnete sie dann agrarökonomisch in den landwirtschaftlichen Produktionsprozess ein. Dabei wurden die Potentiale, die sich aus der Nutzung von Innovationen, Digitalisierung sowie eines besseren Verständnisses der an die Landwirtschaft gekoppelten ökonomischen, ökologischen und sozialen Umweltwirkungen ergeben können, herausgearbeitet und in das Marktversagen beim Vorliegen externer Effekte überführt.

Ausgehend von der Frage, ob eine volkswirtschaftlich-effiziente Ressourcenallokation nur mit Hilfe der Politik zu erreichen sei, diskutierte sie, ausgehend vom Status quo vorliegendes Markt- und Politikversagen und motivierte eine veränderte individuelle Nutzenbeimessung bzgl. nachhaltigerer Produktionsweisen und Lebensstile. Als Antriebskräfte für diesen Einstellungswandel erläuterte Zubek, dass zum einen ein Anreiz für Akteure notwendig ist, um überhaupt zu beginnen gegebene Informationen bzgl. technischer Innovationen oder nachhaltigerer Technologien zu verarbeiten und zu bewerten. Aufbauend auf ihren Forschungserkenntnissen im Bereich der sozialen Netzwerkanalyse betonte sie zum anderen die Bedeutsamkeit der individuellen Netzwerkeinbettung hinsichtlich Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -bewertung und legte dar, wie und in welchem Umfang soziale Kontakte, mit denen Informationen und Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert werden, die individuelle Einstellungs(trans)formation bedingen können. Im Hinblick auf die Geschwindigkeit regionaler Transformationsprozesse endete sie mit dem Potential und der Art und Weise wie soziales Kapital, diese zu bremsen aber v.a. auch zu beschleunigen vermag, und diskutierte mit dem Publikum mögliche hiervon abzuleitende (regional-)politische Empfehlungen.

Prof. Dr. Nana Zubek wird im Rahmen des Professorinnenprogramms III von Bund und Land mit dem Forschungsprojekt „Nachhaltigkeit als Entwicklungschance ländlicher Regionen: Bedeutungen und Wirkungszusammenhänge von Digitalisierung, sozialen Netzwerken, politischer Einflussnahme und Lebensqualität“ gefördert. Darüber hinaus ist sie Teil des Forschungsteams des hochschulweiten BMBF geförderten Growth-Projekts: im Teilvorhaben „(Denk-)Räume für Innovationen“ fokussiert sie im Hinblick auf resiliente Agrarsysteme zusammen mit Prof. Dr. Kathrin Deiglmayr die Innovationskultur in der landwirtschaftlichen Praxis und untersucht zudem Maßnahmen, durch die der Dialog zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft positiv belebt werden kann.

Von: Ronan Morris

Weitere Fotos zur Nachricht