Energieeffizienz im Fokus: Campus Lingen bildet Energiemanager*innen der Zukunft aus Dienstag, 17. Juni 2025

Grafschafter Unternehmen liefern reale Anwendungsbeispiele für Studierende
Energiemanagerinnen und -manager zählen aktuell zu den gefragtesten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück werden im Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen - Energiewirtschaft die Expertinnen und Experten von morgen ausgebildet. Sie unterstützen die Unternehmen zukünftig dabei, Energie effizienter zu nutzen und gesetzliche Anforderungen umzusetzen.
Energiemanagementsystem als gesetzliche Pflicht
Ein wesentlicher Treiber für den steigenden Bedarf: Ab dem 18. Juli 2025 sind Unternehmen mit einem jährlichen Energieverbrauch von mehr als 7,5 GWh gesetzlich verpflichtet, ein Energiemanagementsystem einzuführen. Dies bringt eine Vielzahl von Aufgaben mit sich – von der Analyse des Energieverbrauchs bis hin zur Maßnahmenplanung, wie Energie eingespart werden kann.
„Es ist mir besonders wichtig, dass die Lehre in dem Modul Energiemanagement möglichst praxisnah erfolgt“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Anne Schierenbeck vom Campus Lingen. Seit mehreren Jahren arbeitet die Professorin für Energiemanagement mit Unternehmen aus der Grafschaft Bentheim zusammen, die den Studierenden reale Anwendungsbeispiele liefern. Initiiert wurde die Kooperation durch die Wirtschaftsvereinigung der Grafschaft Bentheim.
Im Rahmen ihres Energiemanagement-Moduls unterstützten die Studierenden die Unternehmen bei der Einführung eines Energiemanagementsystems nach der Norm ISO 50001. So formulierten die Studierenden für die Unternehmen eine Energiepolitik, führten eine Kontextanalyse durch und erstellten ein so genanntes Rechtskataster. Der wichtigste Bereich war aber die Energieplanung. „Dabei wurde der aktuelle Energieverbrauch analysiert und eine Liste möglicher Maßnahmen zur Energieeinsparung erstellt“, erklärt Schierenbeck.
Ergebnispräsentationen am Campus Lingen
Die Ergebnisse präsentierten die Studierenden zum Semesterende den Auftraggebern aus den Grafschafter Unternehmen. Eine Projektgruppe untersuchte beim Rofa Bekleidungswerk GmbH & Co. KG aus Schüttorf, ob die Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser technisch möglich und wirtschaftlich vorteilhaft ist. Das Unternehmen zeigte sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden: „Die Studierendengruppe hat mit der Erstellung der Dokumente wichtige Vorarbeiten geleistet, damit wir unser gelebtes und zertifiziertes Energiemanagementsystem auf die kommenden Herausforderungen anpassen können“, so Geschäftsführer Henning Rost.
Brigitte Stüvel, Managementbeauftragte für Qualität, Umwelt und Energie bei der Bentheimer Eisenbahn, ist bereits einen Schritt weiter: „Wir hatten in dieser Woche unser externes Audit zum Energiemanagement. Die Ideen und Anregungen der Studierenden waren dabei sehr hilfreich.“ Bei der Bentheimer Eisenbahn stand die Elektrifizierung von LKWs und Bussen im Vordergrund der Untersuchungen. Die Studierenden zeigten auf, dass dadurch mittelfristig der Energieverbrauch je Kilometer halbiert werden könnte.
Mehrwert für Studierende und Unternehmen
Auch das Nordhorner Unternehmen Variotech profitiert von der Zusammenarbeit: Ein Stromspeicher zur Reduzierung von Spitzenlasten wurde als potenzielle Maßnahme identifiziert. „Eine solche Investition steht in Konkurrenz zu anderen. Deshalb sind die vorgestellten Berechnungen sehr hilfreich, um die Investitionsentscheidungen zu unterstützen“, so der kaufmännische Leiter Alexandre Holzheimer.
Bei der J+B Küpers GmbH empfahlen die Studierenden den Einsatz einer Warmwasser-Wärmepumpe, die gleichzeitig Warmwasser für Mitarbeiterduschen erzeugt und den Serverraum kühlt. Zudem schlug die Studierendengruppe eine schrittweise Elektrifizierung des großen Fuhrparks vor. „Der Einsatz von Wärmepumpen macht Sinn. Bei der weiteren Elektrifizierung müssen wir dagegen auch die Kosten für die Ladeinfrastruktur berücksichtigen. Das schauen wir uns noch genauer an“, erklärt Energiemanager Martin Gosink zu den Empfehlungen.
Die Beispiele zeigten, wie praxisorientierte Lehre aktuelle Anforderungen der Energiewirtschaft aufgreife, bilanziert Schierenbeck. „Sowohl die Unternehmen als auch die angehenden Fachkräfte profitieren von der Zusammenarbeit und leisten gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in der Region.“
Weitere Informationen
Hochschule Osnabrück
Fakultät Management, Kultur und Technik (Campus Lingen)
Prof. Dr.-Ing. Anne Schierenbeck
E-Mail: a.schierenbeck@hs-osnabrueck.de
Von: Pressestelle MKT