Gemeinsam für eine zukunftsweisende Weiterentwicklung der Hochschulen in Niedersachsen Donnerstag, 25. Februar 2021

Prof. Dr. Andreas Bertram
Prof. Dr. Andreas Bertram

Präsident Prof. Dr. Andreas Bertram von der Hochschule Osnabrück begrüßt das LHK Positionspapier. Es setzt die richtigen Akzente und ist nach der schwierigen Diskussion um die Globale Minderausgabe ein positiver Schritt in Richtung einer Erneuerung des Zukunftsvertrags zwischen dem Land und den Hochschulen. Die Hochschulen werden zur Bewältigung der Folgen der Corona Pandemie dringend gebraucht.

Der Hochschulpräsident sieht in dem LHK Positionspapier eine gute Basis für einen engen Schulterschluss zwischen den niedersächsischen Hochschulen und der Landesregierung. „Die niedersächsischen Hochschulen und auch die Hochschule Osnabrück wollen und müssen ihren Beitrag zu den gesellschaftlichen Herausforderungen leisten. Die Corona Pandemie hat viele Prozesse beschleunigt, für deren Bewältigung gerade die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) unerlässlich sind. Die HAWs sichern durch ihre Brückenfunktion zwischen Forschung und konkreter Anwendung insbesondere auch KMU einen schnellen Zugang zu aktuellen Schlüsseltechnologien. Angewandte Forschung kombiniert wissenschaftliche Erkenntnis mit Wirkung in Wirtschaft und Gesellschaft und befördert damit gezielt notwendige Transformations- und Innovationsprozesse. Die Hochschulen tragen substantiell zu einer gesamtgesellschaftlichen Verbesserung der Arbeits- und Lebensqualität der Menschen und zur Bewältigung der großen regionalen und globalen Herausforderungen, wie beispielsweise Gesundheitsversorgung oder Klimaschutz, über „Ideen und Köpfe“ bei. Im Kern geht es dabei um die Achtung der Menschenwürde und der Demokratie, um Wohlstand und Frieden für alle Menschen im globalen Maßstab, die Möglichkeit der gleichberechtigten und selbstbestimmten Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger sowie Vorrang für nachhaltige Lösungen. Gerade die Bedeutung der Hochschulen zur Stärkung der Demokratiefähigkeit ist in der Corona Pandemie deutlich sichtbar geworden. Niedersachsen braucht dafür „starke Hochschulen“, die sich im bundesweiten Wettbewerb gut behaupten können“, sagt Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram.

Die Hochschule Osnabrück hat sich hierfür grundsätzlich gut aufgestellt und bundesweit hervorragend positioniert. „Die globale Minderausgabe (GMA) hat natürlich erst einmal weh getan. 1,2 Mio. Euro weniger Budget im Jahr bedeuten für die Hochschule Osnabrück langfristig rund 50 Studienanfängerplätze weniger“, erläutert Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram. „Kurzfristig führt die GMA zu einer Verringerung der Handlungsfähigkeit der Hochschule vor allem im bundesweiten Wettbewerb um Drittmittel in Lehre und Forschung. Auch für die digitale Transformation unserer Service- und Verwaltungsprozesse könnten wir dieses Geld gut gebrauchen. Jetzt muss der Blick aber nach vorne gehen und dafür setzt das LHK Positionspapier die richtigen Akzente.“
Die LHK hat mit ihrem Zukunftspapier eine „Vision 2030“ zur Hochschulentwicklung in Niedersachsen aufgezeichnet. „Für die niedersächsischen Hochschulen ist eine verlässliche finanzielle Planung unerlässlich“, sagt Bertram. Hier zeige das Eckpunktepapier der LHK die richtigen Handlungsfelder auf.
Erster Punkt ist die verlässliche Übernahme der Tarif- und Besoldungserhöhungen. Die Hochschule Osnabrück hat sich überproportional am Aufbau zusätzlicher Studienplätze im Rahmen des Hochschulpakts beteiligt. Diese Absicherung muss daher auch für die jetzt verstetigten Plätze gelten. Zusätzlich sichert ein pauschaler Inflationsausgleich in Höhe von drei Prozentpunkten des Sachmittelbudgets auch hier die notwendigen Leistungen ab.

Als zweiten Punkt nennt das Eckpunktepapier die Infrastrukturen mit Hochschulbau, Bauunterhalt und Sanierung. Ein von der LHK beauftragtes und von einer unabhängigen Kommission erstelltes Gutachten hat im Mai 2020 im niedersächsischen Hochschulbau einen aktuellen Gesamtbedarf von rund 4,3 Mrd. Euro für Sanierungen, Modernisierungen und notwendige Bestandserweiterungen ermittelt. Angesichts der im Gutachten zur Situation des Hochschulbaus in Niedersachsen dargelegten Bedarfssituation ist eine konsequente Umsetzung des im Koalitionsvertrag angekündigten Hochschulbau-Investitionsprogramms 2030 erforderlich. Dass eine nachhaltige Lösung des Problems möglich ist, zeigen Länder wie Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen, die bereits große Schritte zur Verbesserung der wissenschaftlichen Infrastruktur gemacht haben und ihren Vorsprung auf diesem Gebiet kontinuierlich ausbauen.
Ein erster Schritt sollte die Auflage eines „Investitionsfonds Sanierung und Hochschulbau“ mit einem Volumen von einer Milliarde Euro sein. Grundlage dafür sollte ein angepasstes, transparentes Verfahren für die Zuordnung von Maßnahmen und deren Priorisierung sein, das für die Hochschulen eine bessere Planbarkeit von Maßnahmen sowie eine höhere Verlässlichkeit erzeugt. Der darüber hinaus bestehende Sanierungs- und Modernisierungsstau sollte in den nächsten acht bis zehn Jahren abgebaut werden. „Hier hat die Hochschule Osnabrück insbesondere am Campus Haste im Bereich der agrarwissenschaftlichen Studiengänge einen enormen Sanierungsbedarf. Niedersachsen ist ein Agrarland mit großen Herausforderungen und die Hochschule Osnabrück leistet hier einen hohen substantiellen Beitrag“, erläutert der Hochschulpräsident.

Als dritte Säule nennt die LHK die Digitalisierung der Hochschulen als erforderliches Ziel. Um die aktuellen Anstrengungen nachhaltig wirksam zu machen und sich mittelfristig in der Spitzengruppe der Bundesländer im Bereich „Digitale Hochschulen“ positionieren zu können, bedarf es eines strategischen Entwicklungsprozesses für ein hochschulübergreifendes, landes-weites Digitalisierungskonzept mit einer von den Hochschulen gemeinsam getragenen Dachstruktur. Übergreifendes Ziel und Anspruch der Dachinitiative „Hochschule.digital Niedersachsen“ ist es, im Bereich der Digitalisierung der Hochschulen in den kommenden drei bis fünf Jahren eine für die Hochschulen nützliche und dabei national und international sichtbare Struktur und Gesamtstrategie in Niedersachsen zu etablieren, die dazu beiträgt, die Attraktivität der niedersächsischen Hochschulen zu steigern und sich sowohl im Wettbewerb um Studierende, um Kooperationen als auch um Drittmittel gemeinsam zukunftsfähig aufstellen zu können. „Die digitale Transformation umfasst weit mehr als die Einführung von Technologie. Sie verändert grundlegend die Art wie wir (zusammen)lernen, (zusammen)arbeiten und (zusammen)leben werden. Dies erfordert einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Diskurs über die ökonomischen und sozialen Chancen und Risiken. Hierfür hat sich die Hochschule Osnabrück bewusst aufgestellt“, sagt Bertram.

Mit dem Zukunftspapier und den drei Eckpunkten für die zukünftige Hochschulentwicklung wollen die niedersächsischen Hochschulen den Grundstein für die Zukunft legen. „Besonders in der aktuellen Krise ist es wichtig, gemeinsam mit unseren Partner*innen Visionen und Ideen für die Generation von Morgen zu entwickeln. Wir tragen eine große Verantwortung und neh-men diese auch sehr ernst“, so der Vorsitzende der LHK Prof. Joachim Schachtner. „Die Expertise der Wissenschaft ist insbesondere in dieser herausfordernden Zeit deutlich geworden. Diese Entwicklung müssen wir gemeinsam nutzen und für die Zukunft weiter ausbauen.“

 

Von: Ralf Garten