KI-Forschung für die Agrarwirtschaft: Knapp 2,8 Millionen Euro fließen an die Hochschule Osnabrück Dienstag, 12. Januar 2021

Mann hält Laptop in der Hand und schaut auf ein Feld, über das ein Traktor fährt.
Auf Basis innovativer Agrartechnologie erforscht das Projekt Agri-Gaia den Einsatz von KI in der Landwirtschaft.

Hochschule ist Teil eines namhaften Verbundes aus Industrie und Forschung im Forschungsprojekt „Agri-Gaia - ein agrarwirtschaftliches KI-Ökosystem“. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert die Allianz mit insgesamt zwölf Millionen Euro.

Die digitale Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft ist in vollem Gange. Eine zunehmend zentrale Rolle nehmen dabei Netzwerke ein, in denen verschiedene Partner Daten teilen, gemeinsame Schnittstellen errichten und vernetzt arbeiten. Diese sogenannten KI-Ökosysteme stehen im Zentrum des Forschungsprojektes „Agri-Gaia - ein agrarwirtschaftliches KI-Ökosystem“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit insgesamt zwölf Millionen Euro gefördert wird. Auf Initiative des Vereins Agrotech Valley Forum arbeitet ein namhaftes Konsortium aus Industrie und Forschung an der Realisierung eines Ökosystems leicht zugänglicher, offener KI-Bausteine für die Agrar- und Ernährungswirtschaft auf Basis der europäischen Cloud-Initiative GAIA-X. Das Verbundprojekt wird vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) geleitet. Knapp 2,8 Millionen Euro der Förderung fließen an die Hochschule Osnabrück.

Zur vereinfachten Veranschaulichung ein Beispiel: Bei der Düngung von Feldern sind viele Einflussgrößen zu beachten, etwa Vorgaben der Düngeverordnung, Informationen zum Boden, zum Wetter oder zu eingesetzten Fahrzeugen. Diese und weitere Informationen werden im Projekt zusammengeführt, um darauf aufbauend praxistaugliche KI-Bausteine für eine optimale, teilflächenspezifische Nährstoffausbringung und den ressourcenschonenden Transport zum Feld zu ermöglichen. Das kleine Beispiel verdeutlicht die Idee des Großprojektes GAIA-X. In dieser Cloud-Initiative erarbeiten Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Grundlage einer modernen, domänenübergreifenden Dateninfrastruktur. Sie soll die digitale Souveränität Europas sicherstellen und einen Datenaustausch im Rahmen der europäischen Datenschutz–Grundverordnung ermöglichen. Das Agri-Gaia-Konsortium hat in GAIA-X den neuen Anwendungsfall Agrar etabliert.

Hochschule bringt ihre vielfältigen Kompetenzen ein

„Eine offene, dezentrale Plattform für die Entwicklung und den Austausch von KI-Algorithmen in Form praxistauglicher, wiederverwendbarer Bausteine ist für die Weiterentwicklung der mittelstandsgeprägten Land- und Ernährungswirtschaft von enormer Bedeutung“, betont Prof. Dr. Heiko Tapken, Projektsprecher an der Hochschule Osnabrück. „Dementsprechend freut es mich sehr, dass unsere Hochschule fachübergreifend ihre vielfältigen Kompetenzen einbringen kann, um KI-gestützte, kooperative Arbeitsprozesse mitzugestalten, die ökologisch und ökonomisch ressourcenschonend umgesetzt werden“, so der Professor für Datenbanken und Software-Entwicklung.

Den Kern des Agri-Gaia-Ökosystems bildet die technische Agri-Gaia-Plattform, an deren Konzeption und Umsetzung die Hochschule aktiv beteiligt ist. Dabei geht es unter anderem um die Vernetzung von Funktionsbausteinen zu einer funktionsfähigen Containerhierarchie. Stark vereinfacht dargestellt werden Container in der IT dazu genutzt, Applikationen mitsamt Zubehör in praktische Pakete zu packen und diese dann in der Cloud für Anwender zugänglich und reibungslos nutzbar zu machen. Zudem geht es um die Erzeugung und Validierung von Simulationsmodellen. Basis-Container werden zukünftigen KI-Entwicklern einen einfachen Zugang zur Nutzung der Plattform aufzeigen und somit den Zugang zur Plattform für weitere Interessierte erleichtern.

Hochschule als Impulsgeber für die digitale Transformation der Landwirtschaft

In einem weiteren anwendungsorientierten Projektbereich widmet sich das Hochschulteam der semantischen Umfeldkartierung. Hier wird die Navigationsfähigkeit autonomer Feldroboter in den Blick genommen. Der Hochschule obliegt ferner die Gesamtkoordination des Bereichs „Ressourcenschonung auf Grundlage von Data-Pooling und Prozessoptimierung“. Data-Pooling umschreibt das Zusammenführen von Daten aus verschiedenen Quellen. Vonseiten der Hochschule sind neben Heiko Tapken Prof. Dr. Arno Ruckelshausen, Prof. Dr. Dieter Trautz und Prof. Dr. Clemens Westerkamp beteiligt.

Das DFKI schreibt in der offiziellen Pressemitteilung zum Projektstart: „Ziel des Projekts ist es, den Kreis von der Sensordatenaufnahme auf der Landmaschine über das Trainieren der Algorithmen auf entsprechenden Servern bis zur kontinuierlichen Aktualisierung und Optimierung dieser Algorithmen zu schließen. Hierfür werden in Agri-Gaia entsprechende Schnittstellen und Standards entwickelt, die eine herstellerübergreifende Infrastruktur entstehen lassen.“

„Die Hochschule Osnabrück ist bei der digitalen Transformation der Landwirtschaft seit vielen Jahren ein wichtiger Impulsgeber in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung der Hochschule. „Wir sind sehr froh, dass wir auch im richtungweisenden Projekt Agri-Gaia im etablierten Zusammenspiel mit unseren Partnern in Wirtschaft und Wissenschaft unsere Expertise einbringen können.“ 

 

Weitere Informationen

Prof. Dr. Heiko Tapken
Telefon: 0541 969-3338
E-Mail: h.tapken@hs-osnabrueck.de

 

Zum Hintergrund: Zum Konsortium im Projekt „Agri-Gaia - ein agrarwirtschaftliches KI-Ökosystem“ zählen die AgBrain GmbH, der Agrotech Valley Forum e.V., die Amazonen-Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG, die Robert Bosch GmbH, die CLAAS E-Systems GmbH, die Hochschule Osnabrück, die Josef Kotte Landtechnik GmbH, die Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG, die LMIS AG, die Universität Osnabrück, die Wernsing Feinkost GmbH und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ist Konsortialpartner. Zur offiziellen Pressemitteilung des DFKI

 

Von: Holger Schleper