Frauen in Führung – Workshop in Indien Montag, 14. Mai 2018

Indische und deutsche Studentinnen arbeiteten in Indien gemeinsam an Vorschlägen, um Frauenkarrieren zu fördern

(Osnabrück, 14. Mai 2018) 16 Master-Studentinnen der Hochschule Osnabrück und 20 MBA-Studentinnen der Partnerhochschule Chitkara im nordindischen Punjab beschäftigten sich in Indien im interkulturellen Workshop „Female Leadership and Change Management“ mit Fragen der weiblichen Karriereplanung. Die beiden Professorinnen Heike Schinnenburg und Nicole Böhmer leiteten den Workshop, der zum sechsten Mal durchgeführt wurde.

„Normalerweise haben wir in jedem Jahr ein neues, spannendes Thema, aber dieses Mal entsprach ‚Female Leadership‘ so sehr auch den persönlichen Karrierefragen der Teilnehmerinnen, dass wir zusammen mit unseren indischen Kollegen entschieden haben, das Thema auszubauen“, so Schinnenburg.

Für beide Länder ist das Thema relevant. So steigt die Zahl der Studentinnen an indischen Hochschulen zwar, jedoch ist die Zahl derjenigen, die später berufstätig sind, gering und nimmt sogar ab. Und auch in Deutschland gelingt trotz hoher Qualifikation bislang nur verhältnismäßig wenigen Frauen der Aufstieg in hohe Führungspositionen oder in das Unternehmerinnentum; familiäre Auszeiten und Teilzeitarbeit werden vor allem für Frauen als Normalbiografie wahrgenommen.

Die Ursache für diese Unterbrechungen in weiblichen Karrierepfaden ist den Professorinnen nach oft in Geschlechterstereotypen begründet, die in Organisationen und in der Gesellschaft vorherrschen. „Zum Beispiel wird die Arbeit von Frauen kritischer bewertet als die von Männern, ihnen wird weniger Führungskompetenz bescheinigt und gleichzeitig wird die familiäre Sorgearbeit wie selbstverständlich von ihnen erwartet und übernommen. Gerade in Indien treffen wir auf patriarchalische Strukturen, die sich negativ auf die Selbstbestimmung der Frauen auswirken und oft zu lebenslanger Abhängigkeit, Armut und Unterdrückung führen“, so Böhmer.

„Hinzu kommt, dass junge Frauen ihre berufliche Zukunft teilweise zu optimistisch sehen. Sie entwickeln ‚blinde Flecken‘ in Bezug auf herrschende Geschlechterstereotypen, Unternehmensstrukturen und Arbeitsmarktbedingungen und berücksichtigen diese nicht bei ihrer Karriereplanung. Eine mögliche Folge sind naive Entscheidungen mit langfristig negativen Folgen für ihre Berufstätigkeit und Karriereoptionen“, erklärte Schinnenburg.

Mit dem Workshop wollen die Professorinnen die Studentinnen bereits vor dem Beginn ihrer beruflichen Karriere für die Macht und Wirkung von Stereotypen sensibilisieren und zur Reflektion ihrer persönlichen Ziele anregen.

Der Workshop umfasst neben inhaltlichen Kurz-Vorträgen vor allem intensive Kleingruppenarbeit. In Vorbereitung auf den Kurs schrieben die Studentinnen einen Essay und reflektierten, was Erfolg für sie persönlich bedeutet und wie sich dieser auf ihr soziales Umfeld auswirken könnte. Durch interkulturelle Gruppenarbeiten und den Erfahrungsaustausch mit erfolgreichen, indischen Managerinnen, arbeiteten die Studentinnen dreieinhalb Tage lang an verschiedenen Aspekten des Themas und lernten viel über das jeweils andere Land. „Die Familie spielt in Indien eine entscheidende Rolle. Selbst wenn ein Mädchen volljährig ist, bestimmen die Eltern über viele Bereiche ihres Lebens, auch über die Berufswahl“, beobachtete zum Beispiel Studentin Theresa Möller.

„Als besonders wertvoll erwies sich der interkulturelle Ansatz des Workshops. Er ermöglichte die kritische Reflektion vorherrschender Stereotype und gesellschaftlicher Normen, die innerhalb des jeweiligen Kulturkreises als normal gelten“, unterstrich Böhmer, die sich auf einen nächsten Workshop im kommenden Jahr freut.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Nicole Böhmer

Telefon: 0541 969-2181
E-Mail: n.boehmer@hs-osnabrueck.de

Prof. Dr. Heike Schinnenburg

Telefon: 0541 969-3643
E-Mail: h.schinnenburg@hs-osnabrueck.de

Von: Ole Stegen/ Isabelle Diekmann