Wissenssnack - Bäume, die Kaffee und Kakao retten können? Mittwoch, 13. August 2025

Sebastian Deck, Koordinator des Forschungszentrums "Agrarsysteme der Zukunft", im Interview.

Kakao, Vanille, Kaffee – viele unserer Lieblingsnutzpflanzen reagieren empfindlich auf die Folgen des Klimawandels. Hitzewellen, Starkregen oder Temperaturschwankungen führen schnell zu Ertragseinbußen. Ein möglicher Ansatz, um diese Kulturen widerstandsfähiger zu machen, ist die Agroforstwirtschaft: die Kombination von Bäumen mit landwirtschaftlichen Nutzpflanzen auf einer Fläche. Welche Vorteile diese Anbaumethode bietet und wie im Forschungszentrum „Agrarsysteme der Zukunft“ der Hochschule Osnabrück mit Kakao- und Vanillepflanzen geforscht wird, erklärt Sebastian Deck, Koordinator des Forschungszentrums, im Interview.

Was genau sind Agroforstsysteme? 

Unter Agroforstsystemen versteht man die Kombination von Bäumen und landwirtschaftlichen Kulturen wie Getreide, Vanille, Kaffee oder Kakao auf einer Fläche. Diese Pflanzen werden zeitgleich angebaut und beeinflussen sich dabei gegenseitig – vor allem positiv.

Welche Vorteile haben diese Systeme? 

Agroforstsysteme bieten mehrere Vorteile: Durch die Baumstrukturen entstehen bestimmte mikroklimatische Verhältnisse. Beispielsweise wird durch die Beschattung die Sonneneinstrahlung verringert, sodass die Temperaturen sich verändern. Gleichzeitig wirken sich Agroforstsysteme auch positiv auf andere klimatische Faktoren aus – insbesondere auf Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Denn viele dieser Kulturen wie Kaffee, Kakao oder auch Vanille reagieren sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. Durch diese Systeme können diese Schwankungen sehr gut abgefangen werden. 

An welcher Pflanze kann man das beobachten? 

Ein Beispiel: Kakao ist eine sehr empfindliche Pflanze. Die Kakaoblüte ist sehr klein, und bei Starkregen können Regentropfen die Blüten leicht abschlagen. Befindet sich die Kakaopflanze jedoch im Unterholz, also unter größeren Bäumen, ist sie deutlich besser davor geschützt.
 

Vanille- und Kakaokulturen wachsen auch im Forschungszentrum „Agrarsysteme der Zukunft“ der Hochschule Osnabrück. Wie und warum? 

Diese Kulturen leiden besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels. Dadurch kommt es zu Ertragseinbußen, weil die Pflanzen unregelmäßig oder gar nicht blühen. Allerdings ist nicht bekannt, welche Umweltparameter dafür verantwortlich sind. 

Im Forschungszentrum können wir genau dies sehr gut testen, in dem wir Umweltbedingungen nachbilden und dann prüfen. Als Beispiel: Vanille wächst in der Indoorfarm unter komplett kontrollierten Bedingungen, sodass alle Umweltparameter wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Lichtintensität gesteuert und geregelt werden können. Diese gewonnenen Erkenntnisse sind entscheidend, um die Systeme im Freiland auf die sich ändernden Umweltbedingungen anzupassen. 

Von: Ronan Morris