Zehn Studierende aus Lingen studierten zwei Wochen in Südafrika Dienstag, 11. Oktober 2016

Erfolgreiche Fortsetzung der Winter Schools der Fakultät Management, Kultur und Technik und der Nelson Mandela Metropolitan University
Südafrika ist unter Reisenden auch bekannt als Land der Vielfalt mit wilden Küsten, rauen Berglandschaften, leuchtenden Weinbergen und einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt sowie einer lebensfröhlichen, kulturell vielfältigen und gastfreundlichen Bevölkerung. Kurzum: Für viele ist es das Ziel einer großen Reise. Zehn Studierende aus Lingen hatten jetzt die Gelegenheit dorthin zu reisen. Anders aber als viele Touristen waren sie nicht auf einen Bade- und Safariurlaub aus, sondern nahmen an einem internationalen Programm der Fakultät Management, Kultur und Technik teil. Bereits zum zweiten Mal fand dort die Winter School in Kooperation mit der Nelson Mandela Metropolitan University, kurz NMMU, in Port Elizabeth statt.
Innerhalb von zwei Wochen absolvierten die zehn Teilnehmer Mitten im August bei milden 20 Grad im südafrikanischen Winter ein englischsprachiges Lehrprogramm mit dem Titel „Mergers and Acquisitions“. Wie auch im vergangenen Jahr besuchten die Studierenden der Hochschule Osnabrück gemeinsam mit zehn südafrikanischen Studierenden Vorlesungen zu Management-Themen, die vom Marketing über Controlling bis hin zu Logistik reichten. Aber auch Themen wie Ethik oder interkulturelles Management standen auf dem Stundenplan. „Das Programm im letzten Jahr hatte seinen Schwerpunkt im Bereich Finance und Controlling.
Die diesjährige Winter School haben wir ganz bewusst mit einem vielfältigeren Fächerspektrum gestaltet und außerdem einen stärkeren Fokus auf die Unternehmenseinbindung gelegt“, sagt Dr. Josef Gochermann, Mitinitiator der Winter School und Verwalter der Professur Marketing und Technologiemanagement in Lingen. Auf dem Programm hätte deshalb auch ein Unternehmensbesuch im VW-Werk in Port Elizabeth gestanden.
Wie auch im vergangenen Jahr „coachten“ er sowie Prof. Dr. Carsten Berkau, Professor für Controlling und Rechnungswesen an der Hochschule Osnabrück, und sein Kollege Prof. Gerrit Radder von der School of Accounting an der NMMU die südafrikanischen und deutschen Teilnehmer der Winter School in den Bereichen Accounting, Risk Management, Marketing, Economics und Location Analysis auf Englisch.
„Während unseres Aufenthalts in Südafrika hatten wir die Aufgabe, eine zum Verkauf stehende Firma zu bewerten. Die Lehrinhalte unterstützten uns darin optimal, um am Ende eine Entscheidung über einen möglichen Ankauf treffen zu können“, erinnert sich Teilnehmer Sven Hermeling. Trotz einiger Unterschiede zwischen den beiden Ländern, wie zum Beispiel der fehlende ÖPNV, eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit oder die geringeren Verdienste in Südafrika, präsentierte jedes Team am Ende des internationalen Programms ihre Marktanalysen, Firmenbewertungen, Kaufentscheidungen und Marketing- bzw. Logistikkonzepte. „Es war sehr spannend, die unterschiedlichen Arbeitsweisen der deutschen und südafrikanischen Studierenden in den gemischten Gruppen zu beobachten. Die Herangehensweise Problemen war ganz unterschiedlich: Die deutschen Studierenden fangen an, das Thema anhand der vorgegebenen Informationen zu analysieren, immer mit einem Blick auf die Uhr. Die südafrikanischen Studierenden erschließen sich das Thema über längere Diskussionen. Aber eine Sache hatten alle gemeinsam: die Aufgeschlossenheit und das Interesse am Austausch untereinander“, erzählt Julia Biedendieck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Osnabrück, die als Ansprechpartnerin, Betreuerin und Koordinatorin der Projektarbeiten vor Ort war.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Winter School gaben zurück in Lingen aber einstimmig zu, einen der Teil der südafrikanischen Gelassenheit mit in ihre Heimat gebracht zu haben, hätten jedoch auch erlebt, dass ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen in Port Elizabeth von ihrer zielorientierten Arbeitsweise beeindruckt waren. „Die Winter School soll nicht nur dazu dienen, eine andere Wirtschaft, sondern auch ein anderes Lernen und Studentenleben kennenzulernen. In dieser Hinsicht konnten beide Seiten wirklich etwas voneinander lernen“, sagte Gochermann. Das Programm sah deshalb neben Vorlesungen und arbeitsintensiven Stunden auch Freizeitbeschäftigungen und kulturelle Entdeckungstouren vor. So blieb den Studierenden genügend Zeit beim „Braai“ (Grillen), welches in Südafrika anders zelebriert wird als in Deutschland, Erfahrungen zu sammeln. „Ein großer Teil des Austausches fand neben den Vorlesungen statt. Ich erinnere mich gern an lustige und gemeinsame Stunden in unserem Stammlokal ‚Beershack‘ zurück“, berichtet Hermeling. Was den Teilnehmern der Winter School auf jeden Fall bleibe, sei einiges an Erfahrung, neue Bekannte und für viele auch der Wunsch, noch einmal nach Südafrika zu fliegen. „Für mich war es eine unvergessliche Zeit, in der ich einen neuen Campus, eine neue Kultur, einen neuen Kontinent kennenlernen und ganz nebenbei nette Menschen treffen und schöne Strände sehen durfte“, schwärmt Hermeling.
Dozent Gochermann blickt auf ein erfolgreiches internationales Programm, das nun hinter ihnen liegt: „Die beiden Gruppen sind sehr schnell zusammengewachsen und haben zwei lehrreiche, produktive, aber auch persönlichkeitsprägende Wochen miteinander verlebt.“ Die Studierenden, egal ob Vollzeit- oder Dualstudierende, würden in jeder Hinsicht von ihren Erfahrungen profitieren und können sie bei ihren Partnerunternehmen im Studium und bei zukünftigen Arbeitgebern einbringen und Mehrwert schaffen, so Gochermann. Das kann die Dual-Studierende Meike Deymann bestätigen: „Die Winter School bot mir die Möglichkeit, mein Studium internationaler zu gestalten und meinen Job mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden.“ Sie nutzte die Zeit in Südafrika auch, um unternehmensspezifische Aufgaben, wie Markt- und Kulturanalysen, zu erledigen, die sie von ihrem Arbeitgeber im Vorfeld der Reise bekommen hat.
Gochermann und Biedendieck dagegen schwelgen nicht in Erinnerungen, sondern haben schon die Zukunft im Blick. Das Konzept der diesjährigen Winter School sei zwar insgesamt runder gewesen als das erste internationale Programm, dennoch lerne man immer wieder dazu und gewinne durch die gemachten Eindrücke neue Ideen. „Die Partnerschaft mit den Kolleginnen und Kollegen an der NMMU ist sehr intensiv und herzlich. Wir wollen den Kontakt auf jeden Fall ausbauen, an dem tollen Teamwork anknüpfen und die Internationalisierung des Studiums weiter vorantreiben“, stellt Gochermann fest. Das Programm der nächsten Winter School vom 24. Juli 2017 bis zum 04. August 2017 stehe bereits und erste Anmeldungen seien schon eingegangen. Auch die wissenschaftliche Mitarbeiterin Biedendieck zeigt sich voller Tatendrang: „Zusätzlich zur Winter School planen wir im Rahmen der Summer University, südafrikanischen Studierenden einen Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen.“ Vorbereitungen zu Finanzierungsmöglichkeiten und Unterstützungsleistungen seien bereits in vollem Gange.
Von: Julia Küter