Paralympics-Sprinter Daniel Behre war zu Gast beim CampusTalk Montag, 18. April 2016
„Ich möchte mein Leben mit Prothesen nicht mehr missen“
Plötzlich ist nichts mehr wie vorher. Verlief das Leben bislang in einer geordneten Bahn, war der Weg in eine Zukunft als Fachinformatiker bereits geebnet und der Blick nach vorn gerichtet, trifft ihn das Schicksal unerwartet und hart: Wenige Tage vor seinem 21. Geburtstag wird Daniel Behre von einem Zug erfasst und einige Meter mitgeschleift. Erst Stunden später entdeckt eine Anwohnerin den jungen Mann. Im Krankenhaus müssen beide Unterschenkel amputiert werden.
Dieses Unglück liegt nun rund acht Jahre zurück. Seither hat sich im Leben Behres einiges verändert. Beim CampusTalk sprach der Leistungssportler offen über das Thema „Lebensmut“: „Ich war jung, habe erfolgreich in meinem Beruf gearbeitet und hatte viele Pläne für meinen weiteren Lebensweg“, führte er den über dreißig Studierenden seine Lebenslage vor dem Unglück vor Augen. Umso erstaunlicher der frühe Wille, sich diesem Schicksal nicht zu beugen und sein neues Leben schon wenige Tage nach der Operation anzunehmen. „Ich will leben und ich will laufen“, teilte der damals Zwanzigjährige seinen beiden Eltern nach dem Erwachen mit. Noch während des Krankenhausaufenthaltes schöpfte Behre neuen Lebensmut und ein Fernsehbericht über den unterschenkelamputierten Sprinter Oscar Pistorius verhalf ihm zur nötigen Motivation: „Ich dachte, wenn er das kann, dann kann ich das auch.“
Seither widmet sich der Paralympics-Teilnehmer dem Behindertensport mit großer Leidenschaft. Es folgten die ersten WM-Medaillen 2009 und 2011. „Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine andere“, macht er den Anwesenden Mut. „Ich stehe heute hier vor euch und kann sagen: Ich möchte mein Leben mit Prothesen nicht mehr missen.“
Der CampusTalk ist eine Veranstaltungsreihe der Hochschule Osnabrück auf dem Campus in Lingen und des Wirtschaftsverbandes Emsland. Vertreter aus der Wirtschaft gewähren Studierenden am Hochschulstandort Lingen einen Einblick in die Praxis oder berichten – wie in diesem Falle – über persönliche Lebenserfahrungen. Der Vorschlag, Daniel Behre mit seiner bewegenden und Mut machenden Geschichte einzuladen, kam von der BP Europa SE mit Sitz in Lingen.
Von: Johanna Szeleschus