Logistik-Experten fordern Umdenken beim Konsum und bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte Montag, 14. November 2022

Sieben Männer im Anzug lächeln in die Kamera.
Thomas Serries von der WIGOS Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land, Spediteur Siegfried Serrahn, Tagungsleiter Prof. Dr. Marcus Seifert, Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram, Axel Kolhosser, ebenfalls von der WIGOS, Prof. em. Dr. Lutz Mardorf und Prof. em. Dipl.-Ing. Wolfgang Bode auf dem Logistik-Forum Osnabrück (Foto: Hochschule Osnabrück).

Wissenschaft und Praxis diskutieren beim Logistik Forum der Hochschule Osnabrück Lösungen für die aktuellen Herausforderungen der Branche

„Wenn Logistik funktioniert, dann bemerken wir sie gar nicht. Aber in der aktuellen Situation erkennen wir, was diese Branche alles tut, damit unser Alltag funktioniert.“ Mit diesen Worten begrüßte Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram die Gäste des Osnabrücker Logistik Forums. In diesem Jahr stand das Thema „Resilienz von Lieferketten in Produktion und Logistik“ im Mittelpunkt. Dazu kamen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis im Innovation Center Osnabrück (ICO) zusammen, um gemeinsam Herausforderungen, Lösungsansätze und Erfahrungen zu diskutieren. Das Osnabrücker Logistik Forum ist eine Veranstaltung der Hochschule Osnabrück mit dem VDI Bezirksverein Osnabrück-Emsland in Kooperation mit dem Institut für Produktion und Logistik Logis.Net der Science to Business GmbH der Hochschule und der RheinRuhrAkademie für Management.

In seiner Begrüßungsrede ging Präsident Bertram weiter auf die aktuellen wirtschaftlichen aber auch gesellschaftlichen Schwierigkeiten ein: „Unsere Welt wird immer unsicherer und komplexer: Die Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg und die Energiekrise haben uns das deutlich vor Augen geführt. Aber gemeinsam können wir diesen Herausforderungen begegnen, darum sind Veranstaltungen wie diese auch besonders wichtig.“

„Logistik ist immer international.“

Prof. Dr. Marcus Seifert, Tagungsleiter und Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere für Logistik, ordnete die Auswirkungen für die Branche konkret ein: „Die Logistikbranche ist aktuell vor allem mit zwei Problemen konfrontiert: Ressourcenknappheit, die dafür sorgt, dass es entlang der Lieferkette immer wieder zu Ausfällen kommt, und Kapazitätsprobleme. Denn es fehlen zusätzlich auch Fachkräfte. Die Probleme sind dementsprechend sehr vielschichtig, daher kann es natürlich auch nicht die eine Lösung für alles geben.“ Siegfried Serrahn, Spediteur und Geschäftsleitung der Serrahn Spedition + Logistik GmbH, berichtete ergänzend von seinen Erfahrungen aus der Praxis: „Logistik ist immer international. Daher spüren wir es natürlich auch in Deutschland, dass aufgrund des Krieges die ukrainischen Fahrer fehlen. Aber auch schon vorher gab es, zum Beispiel bedingt durch den demografischen Wandel, einen Fahrermangel. Nachtfahrten, die Entfernung zu Freunden und Familie, ständige Konzentration auf der Straße – das ist natürlich sehr belastend. Daher müssen wir die Attraktivität dieses Berufes steigern und auch für mehr gesellschaftliche Wertschätzung sorgen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“

Weg vom günstigsten Preis als oberstes Ziel

Prof. em. Dr. Lutz Mardorf, Professor im Ruhestand und Lehrbeauftragter für Technische Thermodynamik, forderte mit Blick auf die Ressourcenknappheit mehr Mut zu neuen Ideen: „Bisher ging es immer nur um Effizienz und einen möglichst günstigen Preis. Das funktioniert nicht mehr. Nicht Effizienz, sondern Resilienz muss das oberste Ziel sein. Dafür muss man dann vielleicht auch höhere Preise in Kauf nehmen.“ Prof. em. Dipl.-Ing. Wolfgang Bode, Professor im Ruhestand aus dem Fachgebiert Logistik- und Informations-Management sowie nachhaltige City-Logistik, sieht aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten in der Pflicht. Sie sollten ihre Anspruchshaltung überdenken oder - noch besser - direkt ändern: „Same-Day-Delivery - Lieferung am selben Tag - bedeutet nicht nur Druck für die Lieferanten, sondern auch eine enorme Belastung für unsere Umwelt. Hier ist ein Umdenken erforderlich.“

Mehr Wertschätzung und bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte, ein Umdenken bei der Beschaffung und dem Einsatz von Ressourcen sowie ein größeres Bewusstsein bei den Konsumentinnen und Konsumenten - genau so vielschichtig wie die Problemstellung sind auch die Lösungsansätze, die die Expertinnen und Experten auf dem diesjährigen Logistik Forum ausgetauscht haben.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Marcus Seifert
Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere für Logistik
Telefon: 0541 969- 3853
E-Mail: m.seifert@hs-osnabrueck.de

Von: Justine Prüne