Bachelor und Master am Campus Lingen – Tanja Suilmann berichtet von ihren Erfahrungen Montag, 1. Februar 2021

Das duale Studium am IDS muss nicht nach dem Bachelor enden. Wie Tanja Suilmann ihre Zeit am IDS erlebt hat, aus welchen Gründen sie sich nach ihrem dualen Bachelor noch für den dualen Master entschied, berichtet sie im Interview. Außerdem berichtet sie unter anderem von ihrem Arbeitsalltag und den Vorteilen des dualen Studiums.

Tanja Suilmann, 30 Jahre alt, ist Personalreferentin bei der Kampmann Group GmbH und ehemalige Studentin des IDS. Mit 19 Jahren hat Suilmann 2009 ihr duales Bachelorstudium der Betriebswirtschaft bei uns aufgenommen. Nach ihrem Bachelorabschluss 2012 und einjähriger Berufserfahrung begann sie 2013, ebenfalls am IDS, ihr duales Masterstudium Führung und Organisation mit dem Schwerpunkt Beratung und Organisation. Heute betreut sie unter anderem die derzeitigen dual Studierenden ihres Arbeitgebers.

 

Wieso haben Sie sich für Ihren Arbeitgeber und ein duales Studium entschieden?

Suilmann: Für mich war schon früh klar, dass ich gerne ein duales Studium beginnen möchte. Das Warum ist einfach zu beantworten. Ich hatte nie Lust darauf, ausschließlich wissenschaftlich und theoretisch zu arbeiten, was gegen ein nicht-duales Vollzeitstudium sprach. Zusätzlich benötigte ich den direkten Praxisbezug, also den direkten Anwendungszusammenhang des Gelernten mit meiner Arbeit. Das war häufig das, was mich in der Schule gestört hat: Wozu lerne ich gerade genau dieses Themenfeld? Was bringt es mir? Auf der anderen Seite hat mir bei einer Ausbildung der wissenschaftliche Anteil gefehlt, ich habe immer gerne Neues gelernt. Daher entschied ich mich, die beiden Pole Praxis und Theorie miteinander zu verknüpfen. Was liegt da näher als ein duales Studium? Ich hatte während meiner Schulzeit überhaupt keine Idee, welche Unternehmen es gibt und für mich infrage kommen. Zwei Freundinnen haben ein Jahr vor mir eine Ausbildung bei Kampmann begonnen und waren sehr zufrieden. Als Hersteller für Systeme zum Heizen, Kühlen und Lüften war mir das Produktportfolio von Kampmann damals eher unbekannt und die Branche nicht wirklich greifbar. Für den Start in das duale Studium war mir dies als BWLerin aber nicht wichtig. Ich interessierte mich vielmehr für die Qualität der Ausbildung, die Anzahl der Azubis und dual Studierenden, die Nähe zum Wohnort und zur Hochschule, die Internationalität und die Größe des Unternehmens. All das konnte Kampmann bieten.

 

Wie sah Ihr Arbeitsalltag während des Studiums aus und wie sieht dieser jetzt aus?

Suilmann: Mein Alltag war sehr vielseitig. Die Praxis-und Theoriephasen wechselten sich vierteljährlich ab. Nach jeder Theoriephase durfte ich für etwa drei Monate eine neue Abteilung erleben. Der perfekte Zeitraum, um die Strukturen und Prozesse kennenzulernen, richtig mitzuarbeiten und auch die ein oder andere Verbesserung aus dem wissenschaftlichen Blickwinkel einer Studierenden einzubringen. Neben dem Vertrieb durfte ich das Controlling, die Arbeitsvorbereitung und den Einkauf näher kennenlernen. Vor meinem Studienabschluss wurde ein Perspektivgespräch mit mir geführt. Dabei wurde mir eine Stelle im Personalwesen angeboten und seit acht Jahren arbeite ich mittlerweile in diesem Bereich. Hier habe ich immer noch viel Kontakt zur Hochschule, da ich unter anderem für die Einstellung, Betreuung und Entwicklung unserer dual Studierenden zuständig bin. Daneben beschäftige ich mich mit dem Thema Gesundheitsmanagement, der Akquise und Einstellung neuer Fach- und Führungskräfte, arbeite an spannenden Projekten und berichte regelmäßig Neuigkeiten an unsere Geschäftsführung. Das Personalwesen bietet wirklich Vielfalt. 

 

Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Vorteile des dualen Studiums?

Suilmann: Die Verbindung der Theorie mit der Praxis ist wirklich der größte Vorteil des dualen Studiums. Die immer wieder stattfindende Reflexion zwischen den beiden Polen lässt oft schnell klar werden, wofür bestimmte Themen im Arbeitsumfeld genutzt werden können, was das Lernen durch die Sinnhaftigkeit vereinfacht. Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu den Lehrenden, da die Studiengruppen mit circa 30 Personen einer Schulklasse ähneln. Bei Fragen haben Lehrende als auch das Büro für Studierenden- und Unternehmensbetreuung immer ein offenes Ohr, egal, ob fachlich oder persönlich. Natürlich spielt auch der finanzielle Faktor eine Rolle. Dass ich durch das duale Studium neben meinem angestrebten Bachelorabschluss auch noch Geld verdiente und damit ohne viel Fremdeinwirkung, wie beispielsweise BAföG, finanzielle Unterstützung der Eltern, studienfremde Nebenjobs etc., finanziell unabhängig war, war für mich ein weiterer Benefit.

 

In welchen Situationen Ihres Studiums konnten Sie die Theorie besonders gut mit der Praxis verbinden?

Suilmann: Da gibt es eine Menge. Einem selbst fällt es oftmals nicht auf, wie sehr das Erlernte aus der Hochschule den Arbeitsalltag prägt. Eigentlich gehen die Strukturen des wissenschaftlichen Arbeitens permanent durch meinen Kopf, schon unbewusst. Ich überlege bei jeder anfallenden Aufgabe, ob diese noch zeitgerecht ist, ob es Alternativen gibt, welche am ehesten in Frage kommen und wäge dadurch verschiedene Möglichkeiten ab. Das Studium ist auch nach dem Abschluss allgegenwärtig. 

 

Wie haben Sie die PTPs und RTSn während des Studiums wahrgenommen? Wie beurteilen Sie diese rückwirkend für sich persönlich und aus Sicht der Betreuerin von dual Studierenden?

Suilmann: Im Nachgang ist immer alles besser. Gerade die PTPs waren als Studi eher lästig. Deswegen kann ich auch heutzutage unsere Studies nur zu gut verstehen, weiß aber auch gleichzeitig aus eigener Erfahrung, wie sinnvoll die PTPs sind und wie sehr sie mich weiterentwickelt haben. Ich merke noch heute bei der Bearbeitung von Projekten, dass allein die Struktur der PTPs allgegenwärtig ist. Das hat mir auch sehr im Masterstudium geholfen, in dem ich dann die vom Umfang her etwas ausführlicheren RTSn als Prüfungsleistung schreiben durfte. Gerade diese beiden Instrumente (Anm.: PTP und RTS) verhelfen dem Institut zu einem „echten“ dualen Studium, in dem nicht nur zwischen Theorie und Praxis ein Wechsel stattfindet, sondern ein gegenseitiger Transfer beider Pole integriert ist. Aus Sicht der Betreuerin ist natürlich zudem der große Mehrwert für das Unternehmen nicht unwesentlich. Die Studierenden beschäftigen sich mit „echten“ betrieblichen Problemstellungen, die nicht selten auch bis hin zur Umsetzung gelingen. Das steigert nicht nur die Motivation, sondern viel mehr auch die Kompetenzen der Studierenden, die für viele Unternehmen gerade deshalb sehr wertvoll sind.

 

Sie haben am IDS auch Ihren dualen Masterabschluss erlangt. Stand die Entscheidung für Sie frühzeitig fest? Welche Aspekte sprachen aus Ihrer Sicht dafür?

Suilmann: Ja, die Entscheidung stand frühzeitig fest. Warum? Ich habe mich sehr wohl am IDS gefühlt, wusste, was mich erwartet, kannte die Lehrenden, wusste die kleinen Studiengruppen zu schätzen und war natürlich zudem sehr glücklich darüber, dass ich meinen angestammten Arbeitsplatz in der Personalabteilung als „Spielwiese“ für neue Erkenntnisse und Untersuchungen im Rahmen meiner RTSn nutzen konnte. Ich versprach mir von dem Masterstudium nicht nur einen Wissenszuwachs und natürlich den akademischen Abschluss. Ich wollte ihn vielmehr zur Selbstfindung und Weiterentwicklung im Bereich Personal nutzen. Natürlich darf ich auch hier die Motivation einer voll bezahlten Anstellung nicht vergessen. 

 

Das duale Studium benötigt ein gutes Selbstmanagement. Was waren für Sie die größten Herausforderungen und wie haben Sie diese gemeistert?

Suilmann: Ein gutes Selbstmanagement wird dir nicht in die Wiege gelegt. Ich würde eher behaupten, dass ich durch das duale Studium diese Art von Management erprobt und gelernt habe. War das erste Semester durch die vielen eng aufeinanderfolgenden Klausuren sehr herausfordernd, wusste ich im zweiten Semester direkt, wie ich mich zum Lernen motivieren und mit dem richtigen Zeitmanagement die Klausuren gut und mit minimiertem Stress absolvieren kann. Genauso verhielt es sich im Betrieb. Du lernst sowohl dich als auch die Art und Weise einer eigenverantwortlichen Lernweise immer besser kennen, analysierst deine Fehler und versuchst stetig, dich zu verbessern. Das hört natürlich nach dem Studium nicht auf, sondern ist ein stetiger Prozess, der dich immer weiterbringt.  

 

Welchen Rat und welche persönlichen Erfahrungen geben Sie an die von Ihnen betreuten dual Studierenden bei Kampmann weiter?

Suilmann: Sprecht miteinander, helft einander und verheimlicht keine Herausforderungen. Wir bei Kampmann möchten einen offenen Umgang miteinander, wobei Fehler und Kritiken ausdrücklich erwünscht sind. Denn nur, wenn wir unsere Erfahrungen mit Fehlern weitergeben, können wir diese zukünftig vermeiden bzw. minimieren, daraus lernen und damit uns selbst sowie das Unternehmen weiterentwickeln. Ich würde mich immer wieder für genau dieses duale Studium entscheiden!

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