Meine erste RTS – Daniel Kretschmer berichtet von seinen Erfahrungen Mittwoch, 29. Juni 2022

Daniel Kretschmer studiert den berufsintegrierenden Masterstudiengang Führung und Organisation am Campus Lingen. Im Interview berichtet er von seinen ersten Erfahrungen mit der Prüfungsform der Reflexionsorientierten Transferstudie (RTS). Sie ist das Bindeglied der Theorie-Praxis-Verzahnung zwischen Hochschule und Arbeitsplatz.

Kretschmer studiert seit September 2021 am Institut für Duale Studiengänge am Campus Lingen. 2019 hat er seinen Bachelorabschluss in Betriebswirtschaft und Management an der Hochschule Osnabrück absolviert. Heute berät und begleitet er als Consultant agile Transformationsprojekte. Für seine erste RTS hat er das sehr aktuelle Thema Personalführung auf Distanz gewählt.

Die Reflexionsorientierte Transferstudie ist das zentrale Instrument der Theorie-Praxis-Verzahnung und die wesentliche Prüfungsform im dualen Masterstudium. Die Prüfungsleistung umfasst eine wissenschaftliche Ausarbeitung im Umfang von ungefähr 20 Seiten sowie die Präsentation und der Diskurs der Ergebnisse im Arbeitskreis der Modulteilnehmer*innen. Im ganzen Studium wird nur einmal eine andere Prüfungsform neben der RTS gewählt: im Masterstudiengang Führung und Organisation ist dies im Modul Methodenlehre zur Analyse von Führung und Organisation der Fall. Im Masterstudiengang Technologieanalyse, -engineering und -management gilt dies für das Modul Konzepte und Methoden der Technologieanalyse. Im sechsten Semester steht dann die Masterarbeit an.

Welcher Gedanke steht für Sie hinter der Prüfungsform der RTS in Ihrem Studium?

Kretschmer: Ich nutze die RTS als wissenschaftlich fundierte, betriebliche Fallstudie zur Beantwortung von praktischen Fragestellungen in meinem Arbeitskontext. Sie unterstützt mich bei der Betrachtung von Problemstellungen und Herausforderungen und ermöglicht einen manchmal sehr wichtigen Perspektivwechsel. RTS-Themen fördern den Diskurs innerhalb des Unternehmens, wodurch sich mein Arbeitsplatz in gewisser Weise auch zu einem Lernort entfaltet. Insofern profitiert auch mein Unternehmen von den Erkenntnissen, die ich in meiner RTS-Bearbeitung gewinne.

In welchem Modul und zu welchem Thema haben Sie Ihre erste RTS geschrieben?

Kretschmer: Ich habe in dem Modul Organisationskommunikation und Unternehmensführung meine erste RTS geschrieben. Das Thema war „Optimierung der Personalführung auf Distanz“ am Beispiel meines Unternehmens. Die Corona-Pandemie hat das Thema der Digitalisierung beschleunigt und auch die Personalführung auf Distanz Realität werden lassen. In der RTS habe ich nach geeigneten Methoden gesucht, um die Personalführung auf Distanz in meinem Unternehmen zu verbessern.

Wie funktionierte die Themenfindung für Sie?

Kretschmer: Ich habe in den Inhalten der Modul-Veranstaltung nach spannenden Fragestellungen für mich und mein Unternehmen gesucht. Auch die Lehrenden haben immer wieder beispielhaft interessante Themen genannt. Es kristallisierten sich dann schnell einige gute Ideen heraus, die ich dann gemeinsam mit meiner Führungskraft besprochen habe. Letztendlich habe ich mich für das Thema Personalführung auf Distanz aufgrund der hohen Aktualität entschieden.

Wie sind Sie an das wissenschaftliche Konzept der Praxisforschung herangeführt worden und wie hat Ihnen das Applied Science Lab (ASL - Link führt zu Instagram) geholfen?

Kretschmer: Eine erste Einführung in das Konzept der Praxisforschung – also die Beforschung der Praxis im Unternehmen – gab es im Einführungsseminar und dann weiterführend in der ersten Vorlesungswoche mit dem Studienbeginn. In diesen Einführungen sind die Erwartungen und theoretischen Grundlagen für die RTS gelegt worden. Nach dem ersten Modul gingen wir mit unseren Unternehmen in die Themenfindung und es folgte das Online-ASL an der Hochschule. Hier bekamen wir die Möglichkeit, unsere Ideen, Zielsetzungen, Forschungsfragen und Hypothesen vorzustellen und abzustimmen. In einem gemeinsamen Dialog zwischen Studierenden und dem lehrenden Professor haben wir die wissenschaftliche Herangehensweise an unsere Analysen in den jeweiligen Themen geschärft. Das hat mir wirklich sehr geholfen.

Wie haben Sie Ihre Literaturrecherche betrieben und wo bekamen Sie Ihre Daten her?

Kretschmer: Ich habe eine klassische Literaturrecherche in der Hochschulbibliothek und dem Internet betrieben. Das war unproblematisch, denn alle Quellen waren elektronisch zugänglich und ich konnte so aktuelle Literatur ausfindig machen. Die unternehmensbezogenen Daten stellte mein Unternehmen mir - streng vertraulich und im Rahmen der unternehmensbezogenen Datenschutzrichtlinien - zur Verfügung.

Welche Herausforderungen gibt es beim Schreiben einer RTS? Was war Ihr größtes Problem?

Kretschmer: Das berufsintegrierende Studium erfordert natürlich ein persönliches Zeitmanagement, um die berufliche Tätigkeit und das Verfassen der RTS parallel zu vereinen. Aber eigentlich schreibe ich die RTS im Arbeitskontext und diese Verbindung von akademischer Weiterbildung bei gleichzeitiger Weiterentwicklung meiner betrieblichen Fachlichkeit erleichtert die Sache sehr. Mein größtes Problem war, mich zeitlich so zu organisieren, dass ich rechtzeitig fertig werde.

Welchen Nutzen haben Ihre Ausarbeitungen für Sie und Ihr Unternehmen?

Kretschmer: Vor allem der Perspektivwechsel durch die wissenschaftlich-analytische Betrachtung einer betrieblichen Fragestellung treibt mich an. Theoretische Modelle aus der Forschung werden in der Praxis geprüft und die gewonnenen Erkenntnisse mehrfach hinterfragt. Ich übernehme in meinem Unternehmen somit Verantwortung für ein Thema und die so dezidiert ausgearbeiteten Lösungen. Für uns im Betrieb liegt nun ein geprüfter Ansatz für die Führung auf Distanz vor. Das ist hilfreich – nicht nur für mich, sondern auch für meine Kolleg*innen.

Wie lief die Präsentation und Reflexion Ihres Themas im Kreis der Kommiliton*innen?

Kretschmer: Ich konnte meine Präsentation gut planen und habe sie auch so angelegt, dass die Modulteilnehmenden mitarbeiten konnten. Durch die intensive Auseinandersetzung mit meiner Thematik war ich bestens auf die Fragen und Anmerkungen vorbereitet. Aus dem gemeinsamen Feedback erhielten wir dann alle auch neue Einsichten – nämlich aus den jeweiligen Branchen und Unternehmen meiner Kommiliton*innen heraus. Die Erfahrungen mit der Personalführung auf Distanz sind in den Unternehmen schon sehr verschieden und das hilft mir, meine Lösungen nochmal zu prüfen.

Welchen Tipp geben Sie Studierenden, die zum ersten Mal eine RTS verfassen?

Kretschmer: Mein Tipp für eine erfolgreiche RTS ist es, sich genügend Zeit für die Klärung der Ziele, der Forschungsfragen und Hypothesen zu nehmen. Ich empfehle bei der Definition der Problemstellung auch den Diskurs mit den Arbeitskolleg*innen sowie mit den Kommiliton*innen in einem der ASLs zu suchen. So kann man das gewählte Thema schon im Vorfeld aus vielen Perspektiven beleuchten und sich dann selbst fokussieren.

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