Future Helmet

Ein Kooperationsprojekt mit BMW Motorrad und MUTABOR


Wie kann der Motorradhelm der Zukunft aussehen? Wie soll er sich anfühlen? Welche neuartigen Funktionen kann er zusätzlich zum Schutz bieten? Mit diesen Fragen befassten sich ein Semester lang acht Studierende der Hochschule Osnabrück. Im Projekt „Future Helmet“ entwarfen zwei Teams des Studiengangs Media & Interaction Design beeindruckende Konzepte für BMW Motorrad, die den Motorradhelm neu definieren. Unterstützt wurden die beiden Gruppen von der Designagentur MUTABOR. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg und München gehört seit vielen Jahren zu den größten unabhängigen Designagenturen Deutschlands.

„Das Semesterprojekt bot den Studierenden die Möglichkeit, bereits im Studium für ein namhaftes Unternehmen an einem äußerst spannenden Thema zu arbeiten und dabei detaillierte Insights und professionelles Feedback zu erhalten“, sagt Prof. Henrik Arndt, der das Projekt betreut hat: „Dennoch konnten die Teams ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ohne die Einschränkungen des beruflichen Alltags innovative Designkonzepte entwickeln“, so der Professor für Interaktive Medien.


Mit allen Sinnen das Motorrad und die Fahrt spüren
Die Studentinnen Lisa Bisschop, Luna Brumund, Ann Kristin Delplanque und Lara Thiele haben ihren Entwurf „Shapeshifter“ genannt, zu Deutsch: „Gestaltwandler“. Und der Name ist Programm: Die angehenden Designerinnen haben Motorradfans im Blick, für die das pure Fahrgefühl im Vordergrund steht: „Es geht ihnen darum, mit allen Sinnen das Motorrad und die Fahrt damit zu spüren“, erzählt Lisa Bisschop. Ein Motorradhelm wirkt dem zunächst entgegen, da er einen großen Teil der Umwelteinflüsse während der Fahrt abschirmt. Die Kreation des Teams zeigt einen Helm, der diesen Widerspruch auflöst: Sowohl die äußere Schale, die aus beweglichen Lamellen besteht, als auch die Benutzerschnittstelle auf dem Visier reagieren dynamisch auf verschiedene Fahrsituationen und verstärken so deren Wahrnehmung. Der Helm verformt sich je nach Geschwindigkeit, Kurvenlage und Kopfhaltung, auch das Sichtfeld passt sich darauf an. Mit optischen Effekten intensiviert die digitale Anzeige auf dem Visier die Wahrnehmung der Fahrt. „Der ‚Shapeshifter‘ lässt die Illusion entstehen, als trage man überhaupt keinen Helm, und erschafft so ein Gefühl von absoluter Freiheit“, erklärt Lara Thiele.
Luna Brumund und Ann Kristin Delplanque ergänzen: „In der Aufgabenstellung war Out-Of-The-Box-Denken gefragt. Ziel war die Entwicklung eines Konzepts, das in dieser Form nur durch eine freie und zukunftsorientierte Arbeit entstehen konnte. Das hat uns alle sofort neugierig gemacht. Aber natürlich war es auch eine coole Chance, mit so einer bekannten Agentur wie MUTABOR und einer Marke wie BMW Motorrad zusammenzuarbeiten.“


Auf eigener Fahrt fremde Touren oder künstliche Landschaften erleben
Sinem Dinarla, Swetlana Fengler, Anastasia Schreiber und Yannis Vogel haben ihr Konzept „Horizon“ genannt. Mit ihrer Entwicklung erweitern sie den Horizont derjenigen, die eine Motorradtour machen, mit Hilfe von „Social Augmented Reality“. „Dieser Fachbegriff steht für das Konzept, die Wahrnehmung der Umgebung mithilfe von Computertechnologie um virtuelle 3D-Elemente zu erweitern und diese zudem selbst zu generieren und miteinander auszutauschen“, erläutert Professor Arndt.
„Im Fokus unseres Projekts steht die Idee, während der eigenen Motorradfahrt die Tour einer anderen Person auf einer ganz anderen Strecke mitzuerleben – live oder zeitversetzt“, berichtet Sinem Dinarla. Eine im Helm integrierte Stereoskopie-Kamera nimmt dazu die Umgebung des einen Fahrers als 3D-Film auf und teilt diese Daten über das Mobilfunknetz. Mittels eines weiteren, ebenso ausgestatteten Helms kann dieser Film von einem anderen Fahrer empfangen und während der Fahrt auf dessen Visier überspielt werden. Die 3D-Daten werden dabei auf die Umgebung projiziert, die gerade durchfahren wird, um Unterschiede in der Streckenführung auszugleichen. Die Fahrbahn, andere Verkehrsteilnehmende und Hindernisse werden in die Projektion integriert. „So ist es möglich, auf der Fahrt zur Arbeit durch das graue Industriegebiet an der Pyrenäentour einer Freundin teilzuhaben“, verdeutlicht Yannis Vogel. „Alternativ zu tatsächlich existierenden Umgebungen lassen sich so auch künstliche Landschaften gemeinsam erleben, von nicht mehr existierenden historischen Städten bis hin zu imaginären Fantasiewelten“, fügt Swetlana Fengler hinzu.
„Die größte Herausforderung war aus unserer Sicht, die vielen Einfälle auf eine schlüssige Idee zu reduzieren und so eine durchdachte Konzeptionierung zu entwerfen. Wir hatten mehrere Denkanstöße, die wir gerne weiter ausgearbeitet hätten“, führt Anastasia Schreiber aus.