Miguel Schmock von Ohr: Bist du ein Vorbild für andere Studierende? Montag, 13. Februar 2023

Miguel Schmock von Ohr in der Campushalle.
Miguel Schmock von Ohr

Am Campus Lingen ist Miguel Schmock von Ohr ein bekanntes Gesicht. Der 22-Jährige studiert dual im fünften Bachelorsemester Wirtschaftsingenieurwesen und engagiert sich als Mentor sowie in sämtlichen Hochschulgremien. Im Interview berichtet Miguel von seinem Weg hierher und seinen Ehrenämtern.

Auf den ersten Blick wirkt Miguel wie ein richtiger Überflieger. Dass er hart dafür arbeiten musste und viele Begleiter aus seinem schulischen Umfeld ihm diesen Weg nicht zugetraut hätten, überrascht. „Es war nicht von vornherein geplant, dass ich überhaupt Abitur mache und dann noch studiere. Ehrenamtlich engagiert habe ich mich vorher auch noch nie“, berichtet Miguel. Umso zufriedener ist er, dass er im dualen Studium nicht nur sein Wissen vertieft, sondern auch gleichzeitig im Beruf Fuß fasst und anderen Studierenden als Mentor zur Seite stehen kann.

Wie bist du auf das duale Studium und dein Kooperationsunternehmen Hero-Glas aufmerksam geworden?

Miguel: Nach meinem Abitur war ich ein halbes Jahr in San Francisco. Vor dem Auslandsaufenthalt habe ich mich bereits über die dualen Studienmöglichkeiten beim Bewerbertag 2019 am Campus Lingen informiert und mich während meiner Zeit in den USA bei einigen Unternehmen beworben. Ein Freund hat mir dann mein Kooperationsunternehmen Hero-Glas empfohlen, die mich recht schnell zum Vorstellungsgespräch eingeladen haben und mir im Anschluss sogar freigestellt haben, ob ich Betriebswirtschaft oder Wirtschaftsingenieurwesen studieren möchte. Ich habe mich für Letzteres entscheiden, um im Grundstudium sowohl die betriebswirtschaftliche als auch die technische Seite kennenzulernen.

Wie bist du von deinem ersten Bildungsabschluss zum dualen Studium gekommen?

Miguel: Nach der Grundschule hatte ich lediglich eine Hauptschulempfehlung. Meine Mutter hat sich aber dafür eingesetzt, dass ich eine Realschule besuche. Der Start dort war auch ein wenig holprig. Mit der Zeit habe ich aber Motivation entwickelt und die zehnte Klasse sogar mit dem erweiterten Sekundarabschluss beendet. Das hat selbst den Rektor überrascht. Deshalb ging es nicht wie ursprünglich geplant mit einem Berufsvorbereitungskurs (an dem ich auch zwei Tage teilnahm), sondern mit dem Wirtschaftsabitur für mich weiter. Nach meinem Abitur wollte ich dann gerne studieren. Mir war aber klar, dass das mit meinen Englischkenntnissen gerade im internationalen Kontext schwierig werden würde. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, ein halbes Jahr im Ausland zu verbringen. Das war aber eher spontan als langfristig geplant.

Gibt es Schlüsselsituationen, die dich rückblickend dazu motiviert haben, in deiner beruflichen und schulischen Laufbahn immer ein Stück weiterzugehen?

Miguel: In der Realschule wollte ich zwischenzeitlich gerne zur Bundespolizei und habe mich auch dort beworben. Beim Einstellungs- und Auswahlverfahren wurde ich abgelehnt, was mich sehr gestört hat. Von dort an habe ich mich immer sehr bemüht, hart für meine Ziele zu arbeiten. Mir ist bewusst geworden, dass ich im Leben nichts geschenkt kriege. Ich habe Ehrgeiz entwickelt und mich selbst intrinsisch motiviert. Ich habe meine Entscheidung für einen höheren Bildungsabschluss als Türöffner für weitere Möglichkeiten gesehen. Das hat mich motiviert.

Du bist der Erste in deiner Familie mit einer akademischen Laufbahn. Ergeben sich daraus für dich Vor- oder Nachteile?

Miguel: Für mich ist es kein Nachteil, der erste mit einer akademischen Laufbahn in meiner Familie zu sein. Meine Eltern sind sehr offen für meinen Bildungs- und Berufsweg und hören mir auch gerne zu. Ich glaube, dass Eltern mit akademischem Abschluss vielleicht mehr im Thema sind und ein Studium und die Anforderung an Studierende besser nachvollziehen können. Meine Eltern unterstützen mich aber überall, wo sie können, und da bin ich sehr dankbar für.

Gab es neben deiner Familie Personen, die dich im Laufe der Zeit besonders motiviert haben, möglicherweise wie ein*e Mentor*in für dich waren?

Miguel: Mein bester Freund hat mich immer sehr unterstützt, aber eine*n richtige*n Mentor*in kann ich nicht benennen. Es sind eher Leute, die ich als Vorbild sehe und mich mit ihrem Lebenslauf inspirieren. Ein guter Bekannter ist zum Beispiel Diplomingenieur und heute Geschäftsführer in Papenburg bei einem Automotive-Betrieb. Sein Werdegang hat mich beeindruckt. Er ist auch ein wichtiger Ansprechpartner für mich im dualen Studium geworden. Gerade zu Beginn des Studiums war der Technikbereich für mich absolutes Neuland. Mein Bekannter hat mir beim Lernen geholfen, indem er die Brücke von der Theorie zur Praxis geschlagen hat, sodass die Inhalte besser verständlich waren. Er hat mich in gewisser Weise dadurch gelotst und mir die Unsicherheit genommen, die wahrscheinlich jeder zu Beginn des Studiums hat.

Du engagierst dich selbst als Mentor und in sämtlichen Gremien der Hochschule. Woher kommt dein Antrieb für ehrenamtliche Tätigkeiten?

Miguel: Ich habe mich tatsächlich vor dem Studium nie ehrenamtlich engagiert. In der Hochschule hat sich das dann zu 180 Grad gewandelt. Ich habe viele Studierende kennengelernt, die als Mentor*innen tätig waren. Die waren immer sehr hilfsbereit und haben durch ihr Engagement spannende Kontakte knüpfen können. Deshalb war mir schnell klar, dass ich das auch machen möchte. So kann ich das, was ich von meinen damaligen Mentor*innen gelernt habe, auch weitergeben. Das motiviert mich besonders. Daneben bin ich auch in den Hochschulgremien aktiv und bei einer Organisation außerhalb der Hochschule. Diese nennt sich „Nacht in Lingen“. Im Team organisieren wir dort Events für junge Erwachsene. In meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten arbeite ich also hauptsächlich mit Menschen in meinem Alter zusammen. Es macht einfach Spaß mit jungen Leuten, die motiviert sind, gemeinsam was zu bewegen, Zeit zu verbringen.

Besitzt du Eigenschaften, die dich durch deinen Bildungsweg von anderen Studierenden unterscheiden?

Miguel: Ich glaube, ich bin einfach geübter darin, in das kalte Wasser zu springen. Ich habe eine Mentalität nach dem Motto „Ich mach das jetzt einfach." So war es zum Beispiel auch mit meinem Auslandsaufenthalt. Zudem bin ich es gewohnt für meinen Erfolg hart zu arbeiten. Das war in der Realschule so und ist heute immer noch der Fall. Dadurch bin ich aber auch sehr routiniert im Lernen. Das kommt mir sicherlich an einigen Stellen zugute.

Gibt es Entscheidungen in deinem Lebensweg, die du rückblickend anders treffen würdest?

Miguel: Bis jetzt nicht, ich würde den Weg immer wieder genauso gehen, auch mit dem dualen Studium. Meine Herangehensweise würde ich allerdings ändern. Ich musste bei meinen bisherigen Stationen bis zum Ende zittern, ob das wirklich funktioniert. Deshalb versuche ich jetzt immer frühzeitig zu planen. Gerade plane ich zum Beispiel, was nach dem Bachelorstudium kommt.

Dann werfen wir mal einen Blick in die Zukunft. Was kommt denn nach dem Bachelor?

Miguel: Das lote ich gerade aus. Wenn ich ein Masterstudium aufnehmen sollte, dann in Vollzeit. Ich würde gerne auch diese Studienform kennenlernen und das Studentenleben in vollen Zügen genießen. Aber bisher ist noch nichts entschieden, zumal ich mir am Campus und im Unternehmen bereits ein gutes Standing aufbauen konnte. 

Abschließend noch eine Frage: Siehst du dich mit deinem Bildungs- und Berufsweg als Vorbild für andere Studierende?

Miguel: Ich denke, mein Weg zeigt, dass man mit einem Ziel vor Auge alles schaffen kann, egal, wo man steht. Man muss immer einen Schritt weitergehen, auch wenn es mal der Sprung in das kalte Wasser ist. Für mich hat sich eindeutig gezeigt, dass die schnellsten und besten Erfolge „Out of the comfort zone“ entstehen. Ich werde stetig versuchen, meine nächsten Ziele im Leben zu erreichen. Als Mentor und auch als Person bemühe mich sehr andere zu motivieren, ihre eigenen, ganz persönlichen Ziele zu erreichen. Ich liebe es andere bei ihrem Erfolg zu sehen bzw. sie auf ihrem Weg zu begleiten.

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