Ein Blick hinter die Kulissen mit Katrin Dinkelborg-Ripperda Dienstag, 20. Dezember 2022

In unserem Format „Ein Blick hinter die Kulissen mit…“ stellen wir Ihnen einmal im Monat Lehrende oder Mitarbeitende der Hochschule vor, die Sie im Laufe Ihres Studiums am Campus Lingen am Institut für Duale Studiengänge (IDS) oder vorher beim Informationsprozess kennenlernen können. Dieses Mal im Interview: Katrin Dinkelborg-Ripperda.

Katrin Dinkelborg-Ripperda beschreibt sich selbst „als ein Kind des dualen Studiums“. Sie studierte den dualen Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre und anschließend Innovationsmanagement. Seit zwölf Jahren ist sie inzwischen fester Teil des IDS, leitet die Studierenden- und Unternehmensbetreuung (StuBe) und arbeitet in der „Forschungsstelle Duales Studium“. Außerdem ist sie die Besitzerin von Winnie, welcher ebenfalls schon Gast dieses Interviewformats war

Warum haben Sie sich am IDS beworben?

Ripperda: Der Weg begann tatsächlich nicht damit, dass ich mich aktiv beworben habe, sondern durch einen Anruf von Herrn Arens-Fischer zur Weihnachtszeit. Er sagte mir, dass eine Stelle frei wäre, für die eine Nachbesetzung gesucht wird und ob ich nicht Lust hätte, mich zu bewerben. Im Januar war das Bewerbungsgespräch und im Februar fing ich auch schon an.

Wie hat sich das IDS über die letzten zwölf Jahre verändert?

Ripperda: Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Es hat sich sehr viel verändert. Einer meiner ersten Aufgaben bestand darin, zu helfen, die dualen Masterstudiengänge einzuführen. Auch war es unser Ziel die Forschung im und um das duale Studium heraus auszubauen und das Studienangebot nicht nur mit den Masterstudiengängen, sondern auch mit mehr Studienrichtungen und Vertiefungen zu vergrößern, um für Studierende und ihre Partnerunternehmen noch attraktiver zu werden. Es ging also nicht zuletzt auch um Wachstum, um die neu entstandenen Angebote auch zu füllen: 1000 dual Studierende waren das Ziel – von damals 300. Außerdem hatten wir einen zweiten Standort an der Kaiserstraße aufgebaut und es war auch meine Aufgabe, diesen zu beleben. Hinter uns fand der Ausbau der Halle statt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, mit Gummistiefeln dort durchgelaufen zu sein.

Haben Sie ein persönliches Lieblingsprojekt aus Ihrer bisherigen Zeit am IDS? Wenn ja, worum ging es und was hat es besonders gemacht?

Ripperda: Ich habe ein Lieblingsprojekt und eine -aufgabe. Ich habe immer gerne Studierende betreut, weil es eine erfüllende Aufgabe ist. Jede*r Studierende ist individuell und jeder Fall ist anders. Deshalb ist es auch eine Lieblingsaufgabe: es gibt nicht immer den „richtigen Rat“ oder die „richtige Lösung“, also etwas, was wir als Beratende immer wiederholen. Wir müssen uns auf jede Person und Situation einzeln einlassen und überlegen, was individuell helfen könnte. Das ist ein gemeinsamer Entwicklungsprozess, denn die Studierenden müssen im Gespräch dann abwägen, was möglich erscheint und was nicht. Unsere Beratung ist darauf ausgerichtet, Studierende in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Wichtig ist mir, die Studierenden zu befähigen, dass sie ihre Herausforderungen und Situationen selbst richtig einschätzen und dann eigene Lösungen finden können. Das bringt den Studierenden für ihre weitere Entwicklung am meisten. Wenn wir im oder nach dem Studium Feedback von den Studierenden erhalten, dass unsere Ratschläge und unsere Beratung ihnen geholfen haben, dann war und ist das immer das allergrößte für mich. Das verbindet einander nachhaltig. Bis heute habe ich noch viel Kontakt zu ehemaligen Studierenden, die ich beraten habe.

Mein Lieblingsprojekt ist das Forschungsprojekt „ID3AS“, welches wir 2016 gewonnen haben. Das war ein grenzübergreifendes Projekt zu Sensortechnologien. Das gefiel mir besonders, weil ich an der deutsch-niederländischen Grenze aufgewachsen bin und beide Sprachen fließend spreche. Als ich nach Lingen gezogen bin, hatte ich diesen Bezug verloren, aber durch das Projekt konnte ich diesen wieder herstellen. Die Entwicklung neuer Technologien ist das, was mich am meisten fasziniert und auch Teil des Innovationsmanagements ist. Einer meiner Arbeits- und Forschungsschwerpunkte ist auch, wie Innovationen ausgelöst werden und man sie erfolgreich in Organisationen umsetzt. Damit das gelingt, müssen sich meist zwei Beteiligte verändern: die Mitarbeitenden, aber auch die Organisation selbst.

An welchem Projekt arbeiten Sie aktuell? Können Sie dieses den Leser*innen näherbringen?

Ripperda: Durch meine zwei Arbeitsstellen habe ich aktuell zwei verschiedene Projekte. Im Rahmen meiner Tätigkeit in der Forschungsstelle bin ich verantwortlich für unsere deutschlandweite Systemstudie zum Dualen Studium. Hier erforsche ich das Duale Studium zusammen mit allen drei Gruppen, also dual Studierenden, Hochschulen und Unternehmen. Wir erheben Daten von den unterschiedlichsten dualen Studiengängen in ganz Deutschland. Das ist super interessant, weil man durch den Vergleich dieser drei Zielgruppen sehen kann, wo das Duale Studium noch weiterentwickelt werden kann.

In der StuBe erstellen wir aktuell ein Beratungsportfolio, das die Vielfalt unserer Beratung transparenter macht: Es sollen Angebote in Präsenz und virtuelle Einheiten, Einzel- und Gruppenformate, sowie Informations- und Beratungsangebote in einer Übersicht strukturierter dargestellt werden.  Wir erhoffen uns davon, dass sich unsere Studierenden so eine bessere Übersicht verschaffen und sich bedarfsorientiert daran bedienen können. Durch die Struktur des Portfolios können die Studierenden also selbst feststellen, wo sie Beratungsbedarf haben und auf der Basis können sie dann Beratungsleistungen in Anspruch nehmen, die sie wollen und brauchen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus und welche Aufgaben kommen auf Sie zu?

Ripperda: Das Schönste ist, dass ich eigentlich gar keinen festen Arbeitsalltag habe. Ich arbeite an verschiedenen Tagen an unterschiedlichen Projekten. Bei mir ist kein Tag wie der andere und das mag ich besonders.

Was gefällt Ihnen am Konzept des dualen Studiums besonders?

Ripperda: Ich halte das duale Studium für nachhaltig attraktiv, weil sich dual Studierende durch den Lernort Hochschule wissenschaftlich qualifizieren und durch den Lernort Betrieb den Vorteil haben, diese Lerninhalte an der Praxis zu spiegeln. Diese Verbindung von Wissenschaft und Praxis und die damit einhergehenden, breiteren Reflexionsmöglichkeiten unterstützen meines Erachtens eine persönliche wie fachliche Weiterentwicklung der Studierenden am intensivsten.

Wie würden Sie das IDS in zwei Worten beschreiben?

Ripperda: Ehrgeizig und persönlich!

Welcher Moment ist Ihnen aus Ihrer Zeit am IDS besonders in Gedanken geblieben?

Ripperda: Einen Moment auszusuchen ist sehr schwierig, da ich unzählige Erinnerungen an viele Studierende habe. Besonders in Erinnerung ist mir die Beratung einer Person geblieben, die schon seit jungen Jahren an Belastungsdepressionen erkrankt war. Im vierten Semester hat sie sich mir anvertraut, weil sie einen Prüfungsstau hatte. Zuerst war ich überrascht, dass sie sich in ein Studienformat begeben hat, welches für herausfordernde Phasen bekannt ist. Nach ein paar Tagen ist mir bewusst geworden, dass ich diese Entscheidung bewundernswert finde: die Person hatte sich von ihrer Krankheit nicht vom dualen Studium abhalten lassen und entschieden, daran zu wachsen. Ihr Bewusstsein über die eigenen Fähigkeiten und auch Grenzen hat mich beeindruckt. Ich war sehr berührt, als die Person das Studium erfolgreich abschloss. Sie hat mir abends bei der Abschiedsfeier etwas Selbstgebasteltes geschenkt, was ich bis heute in Ehren halte. Für mich persönlich habe ich aus diesem Fall gelernt, wie wichtig Zuhören und Verstehen der individuellen Situation in der Rolle als Beraterin ist und dass diese beiden Fähigkeiten bei guter Beratung einen großen Anteil im Gespräch haben müssen. Wir haben schließlich nie ein vollständiges Bild unserer Studierenden, die in die Beratung kommen, sondern immer nur einen Auszug. Entsprechend sensibel muss Beratung erfolgen.

Was war Ihr Highlight dieser Woche?

Ripperda: Das war ein Gespräch mit einer Kollegin. Wir sind im Team sehr eng im Kontakt und beraten uns kollegial regelmäßig. Sie hat mich persönlich um einen Rat gefragt und mich darum gebeten, nicht als Kollegin, sondern zuerst als Mentorin auf diese Frage zu antworten. Es ist schön, dass wir uns auch innerhalb unseres Teams immer um Rat fragen und beraten können. Das setzt Vertrauen voraus, das nicht selbstverständlich ist.

Welche Charaktereigenschaften schätzen Ihre Mitmenschen besonders an Ihnen?

Ripperda: Ehrlichkeit, Flexibilität und mein Fachwissen über das Duale Studium.

Welches Buch konnten Sie das letzte Mal nicht mehr aus der Hand legen?

Ripperda: Das Buch war von Natalie Amiri und heißt „Zwischen den Welten: Von Macht und Ohnmacht im Iran“.

Welchen Podcast hören Sie am liebsten?

Ripperda: Ich bin ein Podcast-Freak! „Das Politikteil“ von der Zeit und „Bauerfeind + Kuttner“ höre ich immer gerne. Ansonsten „Toast Hawaii“!

Was darf im Kühlschrank nie fehlen?

Ripperda: Hafermilch, Beeren und Quark für Winnie.

Was sind Ihre Hobbys?

Ripperda: Ich sitze einen Großteil meiner Woche im Garten, wo ich Gemüse und Obst anbaue. Außerdem dekoriere ich mit Vorliebe mein Haus. Aktuell sitze ich an einem Adventskranz passend zur Weihnachtszeit. In meiner Freizeit bin ich sehr kreativ unterwegs. Ich plotte auch gerne und bastle alles Mögliche: ob Deko, Karten oder Hundehalsbänder.  Kreativ sein hilft mir abzuschalten.