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Projektlaufzeit:
16.03.2020 - 15.03.2023
Antragsteller/in:
Prof. Dr. Ulrich Enneking
Drittmittelgeber/Förderlinie:
DBU
Fakultät:
Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur
Fördersumme:
€ 128.933,--
Projektpartner extern:
Hans-Joachim Harms (LWK Niedersachsen); Mählmann Gemüsebau GmbH & Co. KG; BEHR AG
Projektzusammenfassung:

Im Gemüsebau besteht aufgrund gesellschaftlicher und politischer Forderungen Handlungsbedarf, die Effizienz der mineralischen und organischen Stickstoffdüngung zu steigern und Verluste an Stickstoffverbindungen zu reduzieren.

Die Motivation der Akteure ist dabei sehr unterschiedlich. Während EDEKA den Nachhaltigkeitsaspekt der Produktion in ihren Kampagnen hervorhebt und daher nicht beiseite stehen möchte, wenn es um das Thema „Lebensmittelverschwendung“ geht, sind die Produzenten gezwungen, Ressourcen effizienter einzusetzen. Die Reform der Dünge-Verordnung 2017 und die Neuerungen 2019 hinsichtlich der Einführung nitratsensibler Gebiete (N-Gebietskulissen), in denen ein Abzug von 20 % des Bedarfswertes an Stickstoff gefordert werden, betreffen in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen ca. 95 % des Gemüseanbaus. Außerdem haben die letzten zwei Sommer dazu geführt, dass über die Verfügbarkeit von Beregnungswasser neu nachgedacht werden muss. Es wird unter diesen Bedingungen schwieriger werden, die vom LEH geforderten Qualitäten zu liefern. Im Freilandgemüsebau gibt es ungenutzte Potentiale zur Steigerung der Effizienz der mineralischen und organischen Stickstoffdüngung und damit zur Reduktion von Verlusten an Stickstoffverbindungen in unterschiedliche Umweltkompartimente. Die technischen Möglichkeiten einer Reduktion von Stickstoffemissionen im Gemüseanbau sollen in einem bereits beantragten EIP-Projekt (Europäische Innovationspartnerschaft) untersucht werden.

Während der Recherchen und Expertengespräche zum EIP-Projekt wurde eine weitere Quelle von einzusparenden Stickstoffemissionen identifiziert, die nicht beim Produzenten, sondern beim Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verursacht wird. Eine wesentliche Ursache für Stickstoffverlust sind die vom LEH individuell angelegten Qualitätskriterien für frisches Obst und Gemüse, die oftmals deutlich die bestehenden normativen Qualitätskriterien der EU- und UNECE-Normen übersteigen.

Als letztes Glied in der Wertschöpfungskette vor dem Verbraucher entscheidet damit der LEH durch eigene Kontrollen nach eigenen individuell gesetzten Qualitätskriterien über die Annahme und Vermarktung von frischem Obst und Gemüse. Entsprechen die Produkte nicht den jeweils spezifischen Kriterien, werden diese vom LEH nicht angenommen obwohl sie oftmals nach staatlichen Qualitätsnormen durchaus vermarktungsfähig gewesen wären. Die Produktion von frischem Gemüse in den Qualitäten, die nach den gesetzlichen Vermarktungsnormen erforderlich sind, erfordert einen entsprechenden Einsatz von Produktionsmitteln – darunter auch Stickstoff. Viele relevante Freilandgemüsekulturen werden für die Vermarktung zum Zeitpunkt ihres stärksten vegetativen Wachstums geerntet. Zum Zeitpunkt der Ernte müssen entsprechende Stickstoffmengen im Boden vorhanden sein, damit für die Vermarktung ausreichende Qualitäten erzeugt werden können. Dies führt zu unvermeidbaren Verlusten von Stickstoff z.B. durch Auswaschung in das Grundwasser.

Die oftmals über die gesetzlichen Qualitätsnormen hinausgehenden höheren Qualitätsanforderungen des (LEH), z. B. hinsichtlich Größe, Gewicht, Farbe oder Belaubung bedingen i. d. R. neben einem zusätzlichen Einsatz von Pflanzenschutzmittel und Beregnungswasser zusätzliche Stickstoffgaben. Dadurch können die nach der Ernte im Boden befindlichen Nmin-Reste höher ausfallen als es aufgrund der Produktion nach staatlichen Normen sein müsste. Je nach Fruchtfolge besteht somit ein erhöhtes Auswaschungsrisiko von Stickstoff aus dem Wurzelraum.

Gemüseerzeugnisse, die nicht den erhöhten Anforderungen des Handels genügen, werden nicht abgenommen und verbleiben bei der Ernte entweder direkt auf dem Acker oder werden wieder auf den Acker zurückgeführt. Damit werden dem Boden zusätzlich zu den Nmin-Resten weitere Nährstoffe aus den Gemüseerzeugnissen zugeführt. Dies sind Lebensmittelverschwendungen, die bereits auf dem Acker beginnen und mit überflüssigen Düngergaben und eventuell Pflanzenschutzmittelanwendungen einhergehen.

Die Gemüse- und Obsterzeuger befinden sich damit in der herausfordernden Position, einerseits infolge von gesellschaftlichen und politischen Forderungen den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastungen der Produktion so gering wie möglich zu halten und andererseits den oftmals sehr hohen Qualitätsansprüchen des Handels Genüge zu tun. Entsprechend zielen die Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen im Gemüsebau auf die Produktion qualitativ sehr hochwertiger Produkte nicht zuletzt auf die Qualitätsansprüche des LEHs ab. Die Produktion wird aufgrund veränderter gesetzlichen Rahmenbedingungen zunehmend schwieriger. Daher muss jede Möglichkeit der Einsparung an Kulturmaßnahmen und Produktionsmitteln (Düngung, Pflanzenschutz, Bewässerung) in der Gemüseproduktion, die nicht zur unmittelbaren Steigerung der Produktqualität führen, genutzt werden.

Eine wieder stärkere bzw. ausschließliche Konzentration des Handels auf die staatlichen Qualitätsnormen für frisches Gemüse kann dazu beitragen, die bereits auf dem Acker beginnende Lebensmittelverschwendung und ggf. die damit einhergehenden, überflüssigen Düngergaben, Pflanzenschutzmittelanwendungen und/oder Bewässerungsgaben, zu reduzieren und damit insgesamt den Ressourcenverbrauch und die Stickstoffemissionen zu senken.

In dem Projekt sollen Möglichkeiten zur Reduktion von Lebensmittelverlusten und damit einhergehend der Reduktion von Stickstoffemissionen im Gemüseanbau untersucht und umgesetzt werden. Unter Einhaltung aktueller gesetzlicher Qualitätsanforderungen für frisches Gemüse sollen praxisorientierte Lösungen gefunden werden, die für alle Akteure der Wertschöpfungskette realisierbar sind und sowohl einen ökologischen als ökonomischen Vorteil bieten. Das Projekt vereint alle entscheidenden Akteure der Wertschöpfungskette: Erzeuger*in, Beratung, Handel, Verbraucher*in.
 

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