Pflege ist nicht gleich Pflege Mittwoch, 14. Februar 2024

Meike ist 22 Jahre alt und hat direkt nach ihrem Abi das duale Pflegestudium am Institut für duale Studiengänge der Hochschule Osnabrück begonnen. Seit September 2023 hat sie ihren Bachelor als Studien- und Jahrgangsbeste abgeschlossen und ist erfolgreich ins Berufsleben gestartet. Im Interview erzählt sie, wie ihr Alltag derzeit aussieht, welche Pläne sie für die Zukunft hat und wie das Studium sie darauf vorbereitet hat.

Wie sieht dein Leben nach dem Studium aus?

„Nach dem Studium bin ich wieder in meine Heimat, das Münsterland, gezogen. Dort bin ich aktuell in einer inklusiven Kita eines Familienzentrums tätig. Ich betreue dort unter anderem Kinder mit Behinderungen und übernehme Aufgaben im Bereich ihrer speziellen Förderung.“

Was nimmst du aus dem dualen Pflegestudium mit?

„Das Studium hat mir die Menschen mit Beeinträchtigung viel nähergebracht und mich sensibler für sie gemacht. Pflege umfasst eben nicht nur die „klassische“ Krankenpflege, sondern viel mehr. Ich kann sagen, dass das Studium meinen Horizont erweitert hat. In meinem jetzigen Tätigkeitsfeld finde ich sehr viele Parallelen zum Studium, die mir im Alltag immer wieder helfen. Beispielsweise brauchen Kinder mit Beeinträchtigungen in der Kita einen ähnlichen Umgang, wie pflegebedürftige Menschen in Pflegeeinrichtungen. Viele Modelle oder Theorien decken sich mit der täglichen Arbeit. Außerdem habe ich durch das Studium gelernt, Dinge kritisch zu hinterfragen und auch wissenschaftlich fundierte Methoden anzuwenden. Die Hochschule hat mir mit dem Pflegestudium also eine sehr gute Basis geboten, die man gut für den direkten Berufseinstieg, aber auch für Weiterbildungen nutzen kann. Deshalb möchte ich in der Zukunft gerne Pflege und Pädagogik verbinden.“

Wie war dein Auslandspraktikum und würdest du den anderen Pflegestudierenden empfehlen, ein Semester im Ausland zu verbringen?

„Ich war im Rahmen meines Praxisprojektes im Ausland. Ich würde jeder und jedem empfehlen, ein Praktikum im Ausland zu machen. Ich habe ein Semester in den Niederlanden in einer Einrichtung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen verbracht. Dort habe ich mich zum Beispiel um Menschen mit Suchtproblemen gekümmert. Besonders spannend war es für mich zu sehen, dass akademisch ausgebildete Pflegekräfte in anderen Ländern viel mehr integriert und geschätzt werden als hier in Deutschland. Ich hoffe, dass sich die Einstellung zum Pflegeberuf in Deutschland insgesamt ändert.

Durch das Praxisprojekt im Ausland, das im dualen Pflegestudiengang der Hochschule gefördert wird, habe ich besonders wertvolle internationale Einblicke erhalten.  Neben dem Pflegesystem selbst lernt man natürlich auch ganz andere Mentalitäten kennen. Besonders gut hat mir zum Beispiel gefallen, wie die Niederländer*innen ihre Arbeit ständig gemeinsam reflektiert und immer sofort angesprochen haben, was an einer Arbeitsweise gut oder verbesserungswürdig ist. Und das versuche ich jetzt hier in meinen Alltag umzusetzen, um das System ein bisschen zu verbessern. Alleine für diese Erfahrung und dieses Wissen lohnt es sich meiner Meinung nach für jede und jeden ein Auslandspraktikum zu machen.“

Wie denkst du rückblickend über dein Studium und die Pflege?

„Ich finde den Pflegeberuf und auch das duale Studium in Lingen nach wie vor super und würde es jederzeit wieder machen. Allerdings bringt der Pflegeberuf einige Aspekte mit sich, über die man sich im Vorfeld bewusst sein sollte. Schichtdienst, enge Zeitpläne und die Bereitschaft, intensiv mit Menschen zu arbeiten. Das ist aber auch das, was mir an dem Beruf am meisten gefällt. Zeit mit Menschen zu verbringen, sich um sie zu kümmern und einfach für sie da sein. Ein Pflegestudium würde ich jedem empfehlen. Man lernt dort spannende Inhalte aus einem sehr breiten Themenspektrum und wie man sieht, stehen einem danach viele Möglichkeiten offen. Die Pflege ist sehr abwechslungsreich. Ich habe mir zum Beispiel auch überlegt, nach dem Studium in die psychiatrische Pflege zu gehen oder in der Notaufnahme zu arbeiten – das wäre alles möglich gewesen. Nach dem Studium stehen einem also viele Wege offen.“