Angewandte Musiktheorie und Gehörbildung Jazz I

Fakultät

Institut für Musik

Version

Version 12.0 vom 09.04.2021

Modulkennung

66B6109

Modulname (englisch)

Applied Music Theory and Aural Training Jazz I

Studiengänge mit diesem Modul

Musikerziehung - Jazz (B.A.)

Niveaustufe

1

Kurzbeschreibung

Musiktheorie:In diesem Modul wird den Studierenden ein Verständnis für die im Jazz gebräuchlichen harmonischen und satztechnischen Zusammenhänge vermittelt. Die solide Kenntnis dieser Zusammenhänge in Bezug auf unterschiedliche Stilrichtungen des Jazz - von frühen Stilrichtungen über Blues, funktionale Jazzharmonik bis hin zu modalen und atonalen Konzepten - bildet die Grundlage für die Fähigkeit der formgebundenen Improvisation, die eines der Hauptmerkmale des Jazz darstellt.

Gehörbildung:Die Fähigkeit zum differenzierten Hören ist eine zentrale Voraussetzung für die Ausübung des Musiker*innenberufs. Dies gilt sowohl für das eigene Spiel und das Zusammenspiel mit anderen Musiker*innen als auch für die musikpädagogische Tätigkeit. In der Gehörbildung werden die beim musikalischen Hören ablaufenden Prozesse bewusst gemacht und weiterentwickelt. Musikalische Wahrnehmung und innere Klangvorstellung werden trainiert und mithilfe spezieller Techniken verbessert. Analytische Hörfähigkeiten (differenzierte Vorstellung und kompetentes Hören musikalischer Detailstrukturen) werden dabei ebenso geübt wie das synthetisierende Hörvermögen (Erfassen musikalischer Zusammenhänge). Auf das eigene Musizieren und die spätere Unterrichtstätigkeit wirkt sich die Gehörbildung positiv aus, indem sie die hörende Selbstkontrolle fördert, die Fähigkeit der inneren Vorstellung entwickelt und zum Verstehen musikalischer Strukturen beiträgt.

Lehrinhalte
  • Musiktheorie:
  • 1. Wiederholung/Vertiefung von Inhalten der allgemeinen Musiklehre
  • 2. Methoden der Akkordbezeichnung und -deutung (darunter Akkord-, Fundament- und Stufenlehre, Funktionstheorie, jazzspezifische Akkordsymbolik)
  • 3. Grundelemente dur-moll-tonaler Musik
    3.1 Elementare kontrapunktische Phänomene (Intervallklassen, Dissonanzbehandlung, Klausellehre, Stimmführungsprinzipien)
    3.2 Satztechnische Modelle (Kadenzen, Sequenzen, Skalenmodelle)
    3.3 Modulationen
  • 4. Funktionsharmonik (Stufenakkorde, Skalen, Kennzeichnen von Sek.Dominanten und Subst.Dominanten plus dazugehöriger Skalen, verminderte Akkorde (ersetzen (Sek.)Dominanten), Subdominant-Moll (SDM) und ihre Erscheinungsformen)
    4.1 Analyse zahlreicher Jazzstandards zur Vertiefung der Analyse-Konzepte

    Gehörbildung:
  • 1. Rhythmus: Prima-Vista-Übungen, Diktate, Fehlererkennung und Gedächtnisaufgaben
    1.1 mit Rhythmuspattern (Punktierungen, Synkopen, Triolen usw.) in verschiedenen Metren (Achtel-, Viertel- und Halbemetrum) und Taktarten
    1.2 mit Überbindungen und Pausen in verschiedenen Metren und Taktarten (auch zusammengesetzte Taktarten)
    1.3 mit antimetrischen Figuren (Duole, Triole, Quartole über mehrere Metrumschläge, auch unterteilt) in verschiedenen Metren (Achtel-, Viertel- und Halbemetrum) und Taktarten
    1.4 mit Taktwechseln
  • 2. Melodik: Blattsingen, Diktate, Gedächtnisaufgaben, Fehlererkennung, Nachspielaufgaben
    2.2.1 diatonische Melodien und Basslinien
    2.2.2 diatonische Melodien mit Chromatik und Modulation
    2.2.3 modale, freitonale und atonale Melodik
    2.2.4 zweistimmige Übungen
    2.2.5 modales Umsingen von Weihnachts- und Kinderliedern
  • 3. Harmonisches Hören
    3.1 Hör-, Sing-, Spiel- und Notationsaufgaben zu Einzelbausteinen (Intervalle simultan, Akkorde, Vorhalte, Akkorde mit 9/11/13, nicht-terzengeschichtete Klänge: Quartenakkorde, Clusteraufbau etc.)
    3.2 Unterscheidung von harmonischen Schlüssen (Ganz-, Halb-, Trugschluss)
    3.3 Hören, Benennen, Notieren und Nachspielen harmonischer Verläufe (Satzmodelle, Kadenzen, Sequenzen, Modulationen, tonal nicht gebundene Akkordfolgen)
    3.4 Höranalyse, Lückentexte, Fehlerbeispiele und Diktate von Werkausschnitten
  • 4. Polyphones Hören
    4.1 Hörübungen zum intervallischen Hören (weite Lage, simultan)
    4.2 Übungen zum Hören von Bass- und Mittelstimmen
    4.3 Übungen zum Wiedererkennen musikalischer Strukturen (Motive, Themen, kontrapunktisches Material etc.)
    4.4 Höranalyse, Lückentexte, Fehlerbeispiele und Diktate polyphoner Werkausschnitte
Lernergebnisse / Kompetenzziele

Wissensverbreiterung
Musiktheorie:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, kennen wesentliche Spezifika von grundlegenden Stilbereichen der westlich geprägten Kunstmusik zwischen 1550 und der Zeit des Jazz von frühen Stilrichtungen bis zur Gegenwart/Musical/Pop. Sie sind mit den wichtigsten Systemen der Musiktheorie, vor allem der Funktionsharmonik, und insbesondere mit den Deutungsmöglichkeiten harmonischer und syntaktischer Phänomene vertraut.

Gehörbildung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, kennen die Grundlagen des melodischen, rhythmischen und harmonischen Hörens. Sie sind in der Lage, einfache funtktionsharmonische Kadenzen sowie diatonische Melodien problemlos zu erkennen und zu reproduzieren.
Wissensvertiefung
Musiktheorie:
Die Studierenden sind befähigt, sich in bislang noch nicht vertraute Stilbereiche einzuarbeiten, indem sie sich in werkanalytisch ausgerichteter Fachliteratur informieren und aus eigenen Analysen Einsichten über kompositorische Konzepte beziehen.

Gehörbildung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, kennen unterschiedliche Hörweisen und Hörstrategien. Sie haben ein vielfältiges Repertoire an Hörmethoden erworben und können diese in der künstlerischen und pädagogischen Praxis anwenden.
Können - instrumentale Kompetenz
Musiktheorie:
Die Studierenden können Tonsätze (beispielsweise Aussetzen von Akkordsymbolen als Klaviersatz, Ergänzung einer Melodiestimme/Improvisation zu gegebenen Akkordsymbolen) erstellen, wobei sie ein Wissen über die jeweiligen satztechnischen Normen ebenso anwenden wie ihre innere Klangvorstellung. Sie sind imstande, Analysen von Jazz-/Musical-/Popkompositionen verschiedener Stilrichtungen zu erarbeiten und dabei insbesondere harmonische, kontrapunktische sowie syntaktische Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

Gehörbildung:
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, haben eine Vielfalt von Techniken des musikalischen Hörens kennengelernt und vermögen diese zu reflektieren und praktisch anzuwenden. Sie verfügen über eine differenzierte innere Klangvorstellung und haben ihr Vorstellungsvermögen beim Lesen von Notentexten vertieft. Sie können Notentexte schnell lesend erfassen sowie fehlerfrei ausführen. Sie sind in der Lage, ihr praktisches Musizieren auditiv zu steuern und können nach Gehör spielen bzw. singen. Sie können Rhythmen, Melodien und harmonische Verläufe memorieren, fehlerfrei reproduzieren (nachsingen, -spielen, -klopfen) und nach Diktat aufschreiben.
Können - kommunikative Kompetenz
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, können ihren Schüler*innen einen auditiven Zugang zur Musik vermitteln. Sie kennen Methoden, die das auditiv gesteuerte Instrumentalspiel ihrer Schüler*innen fördert.
Können - systemische Kompetenz
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, können Musik von Tonträgern heraushören und Partituren nach Gehör erstellen.

Lehr-/Lernmethoden

Seminar/Übung, Gruppenarbeit, Hausarbeiten. Fehler- und Lückentexte, Diktate, Nachspiel- und Transponieraufgaben, Blattsingen, Prima-Vista-Aufgaben, Aufgaben zum musikalischen Gedächtnis, Hör-CDs etc.

Empfohlene Vorkenntnisse

Grundlegende Kenntnisse der allgemeinen Musiklehre werden vorausgesetzt.

Modulpromotor

Schmitz, Heiner

Lehrende

Schmitz, Heiner

Leistungspunkte

10

Lehr-/Lernkonzept
Workload Dozentengebunden
Std. WorkloadLehrtyp
72others
72others
Workload Dozentenungebunden
Std. WorkloadLehrtyp
100others
45others
Literatur
  • Musiktheorie:
  • 1. Dietrich Bartel, Handbuch der musikalischen Figurenlehre, 4. Aufl., Laaber 2004.
  • 2. Thomas Daniel, Der Choralsatz bei Bach und seinen Zeitgenossen. Eine historische Satzlehre, Köln-Rheinkassel 2000.
  • 3. Thomas Daniel, Kontrapunkt. Eine Satzlehre zur Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts, Köln-Rheinkassel 1997.
  • 4. Thomas Daniel, Zweistimmiger Kontrapunkt. Ein Lehrgang in 30 Lektionen, Köln-Rheinkassel 2002.
  • 5. Wilhelm Fischer, Zur Entwicklungsgeschichte des Wiener klassischen Stils, in: Studien zur Musikwissenschaft 3 (1915), S. 24–84.
  • 6. Ulrich Kaiser/Karsten Gerlitz, Arrangieren und Instrumentieren. Barock bis Pop, Kassel 2005.
  • 7. Claus Ganter, Harmonielehre – ein Irrtum? Literaturbeispiele zur dur-moll-tonalen Harmonik, I. Teil: Das Tonmaterial, II.Teil: Diatonik, Basel 1983.
  • 8. Zsolt Gárdonyi/Hubert Nordhoff, Harmonik, Wolfenbüttel 2002.
  • 9. Zsolt Gárdonyi, Kontrapunkt, überarbeitete Neuauflage, Wolfenbüttel 1991.
  • 10. Matthias Hermann, Materialien zur Musiktheorie, Heft 2-4, Stuttgart 2001-2002.
  • 11. Wolfgang Hufschmidt, Willst zu meinen Liedern deine Leier drehn? Zur Semantik der musikalischen Sprache in Schuberts Winterreise und Eislers Hollywood-Liederbuch, Saarbrücken 1993.
  • 12. Knud Jeppesen, Kontrapunkt. Lehrbuch der klassischen Vokalpolyphonie, Leipzig 1935.
  • 13. Ulrich Kaiser, Der vierstimmige Satz. Kantionalsatz und Chorsatz, Kassel 2002 (= Bärenreiter Studienbücher Musik 12).
  • 14. Clemens Kühn, Analyse lernen, Kassel 1993 (= Bärenreiter Studienbücher Musik 4) .
  • 15. Clemens Kühn, Formenlehre der Musik, München 1987.
  • 16. Clemens Kühn, Kompositionsgeschichte in kommentierten Beispielen, Kassel 1998.
  • 17. Hubert Moßburger, Ästhetische Harmonielehre. Quellen - Analysen - Aufgaben, Wilhelmshaven 2012.
  • 18. Diether de la Motte, Harmonielehre, Kassel 1976.
  • 19. Diether de la Motte, Kontrapunkt. Ein Lese- und Arbeitsbuch, Kassel 1981.
  • 20. Diether de la Motte, Musikalische Analyse.Textteil, Notenteil, Kassel 1968.
  • 21. Joseph Müller-Blattau (Hrsg.), Die Kompositionslehre Heinrich Schützens in der Fassung seines Schülers Christoph Bernhard, 3. Aufl., Kassel 1963.
  • 22. Walter Salmen/Norbert Schneider (Hrsg.), Der musikalische Satz. Ein Handbuch zum Lernen und Lehren, Innsbruck 1987.
  • 23. Arnold Schönberg, Fundamentals of Musical Composition, London 1970.
  • 24. Arnold Schönberg, Harmonielehre, Wien 1922, Reprint Wien 1997.
  • 25. Erich Wolf, Die musikalische Ausbildung, Bd. 2: Harmonielehre. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1977.
  • 26. Christoph Wünsch, Satztechniken im 20. Jahrhundert, Kassel 2009 (= Bärenreiter Studienbücher Musik 16).
  • 27. Michael Schmoll, Generalbaß-Übungen (www.schmoll-musik.de).
  • 28. Michael Schmoll, Kadenz-Übungen (www.schmoll-musik.de).

    Jazzspezifisch:
  • 1. F. Sikora, Die Neue Jazzharmonielehre.
    2, F. Haunschild, Jazzharmonielehre 1 und 2.
  • 3. Real Book 1-3.
  • 4. New Real Book 1-3.
  • 5. D. Liebman, A Chromatic Approach to Jazz Melody and Harmony.
  • 6. B. Dobbins, A Creative Appraoch to Jazz Piano Harmony.

    Gehörbildung:
  • 1. Leigh, J. Orlando, Ein multimediales Gehörbildungsprogramm. Band 1: Gregorianischer Gesang, Bicinium, Renaissance-Tanz, Kantionalsatz, Dresden 2013; Band 2: Triosonate, Konzert, Choral, Sinfonie, Dresden 2009.
  • 2. Boettger, A., taataa! Rhythmus lesen und hören, Lehrbuch zur rhythmischen Gehörbildung mit 444 Übungen, Carus Verlag 2012.
  • 3. Köhler, D., Gehörbildung für Absoluthörer. Musikpsychologische Grundlagen und Lehrkonzept, Frankfurt am Main u.a.: Lang, 2001 (zugl. Diss. Universität München).
  • 4. Enders, B. und T. Weyde, "CKM" - Computerkolleg Musik (CD-ROM-Ausgabe) Mainz 1999.
  • 5. Kaiser, U., Satzlehre - Improvisation - Höranalyse. Ein Lehrgang mit historischen Beispielen, Bd. I und II, Kassel 1998.
  • 6. Geller, D., Praktische Intonationslehre für Instrumentalisten und Sänger (Buch/CD), Kassel u.a. 1997.
  • 7. Schauss, Chr. und H.U. Werner, audite! Gehörbildung und Musikdiktat am PC (Software) 1996.
  • 8. Kühn, C., Gehörbildung im Selbststudium, München/Kassel: dtv/ Bärenreiter, 1983.
  • 9. Quistorp, M., Übungen zur Gehörbildung, Heft 2, Wiesbaden 1974.
  • 10. Mackamul, R., Lehrbuch der Gehörbildung, Bd. 2, Kassel 1969.
  • 11. Edlund, L., Modus vetus. Sight Singing and Ear-Training in Major/Minor Tonality, Stockholm 1966 und Frankfurt am Main 1974.
  • 12. Edlund, L., Modus novus. Lehrbuch in freitonaler Melodielesung, Stockholm 1963.
  • 13. van der Horst, F., Maat en Ritme, Teil I und II, Amsterdam 1963.
  • 14. Jersild, J., Lehrbuch der Gehörbildung. Melodik, Kopenhagen: Wilhelm-Hansen-Edition, 1960.
  • 15. Jersild, J., Lehrbuch der Gehörbildung. Rhythmik, Kopenhagen: Wilhelm-Hansen-Edition, 1956.
  • 16. Egmond, M., Van t'blad zingen I + II Broekmans en van Poppel, Amsterdam o.J.
  • 17. Michael Schmoll, "AMA Schule der Gehörbildung", 5 Bücher mit insgesamt 10 Cd.s und Lösungsmaterialien, Art.Nr.: 610385, ISBN 978-3-89922-100-8, ISMN M-50155-048-7.
  • 18. T. v. d. Geld, Ear Training
Unbenotete Prüfungsleistung

Klausur 1-stündig

Dauer

2 Semester

Angebotsfrequenz

Wintersemester und Sommersemester

Lehrsprache

Deutsch