Evidenzbasierte Praxis: Diagnostik - Evaluation - Dokumentation - Prozesssteuerung Ergotherapie
- Fakultät
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)
- Version
Version 1 vom 02.07.2025.
- Modulkennung
22B1665
- Niveaustufe
Bachelor
- Unterrichtssprache
Deutsch
- ECTS-Leistungspunkte und Benotung
5.0
- Häufigkeit des Angebots des Moduls
nur Wintersemester
- Dauer des Moduls
1 Semester
- Kurzbeschreibung
Heilmittelerbringer wie Ergo- und Physiotherapeut*innen zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen verpflichtet. Die zu erbringenden Leistungen müssen dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen und in der fachlich gebotenen Qualität erbracht werden. Zu diesen Leistungen gehören im Rahmen des Therapieprozesses u.a. eine therapeutische Befunderhebung, dass Aufstellen eines individuellen Behandlungsplanes, die Durchführung der therapeutischen Maßnahme, die Verlaufsdokumentation sowie ggf. die Berichtserstattung an den/die verordnenden Arzt/Ärztin. Das Modul vermittelt ein grundlegendes Verständnis für eine evidenzbasierte Prozesssteuerung.
Die Studierenden erwerben Fähigkeiten, den Therapieprozess systematisch zu evaluieren und zu dokumentieren und somit ihr therapeutisches Handeln fortlaufend zu reflektieren und zu steuern.
- Lehr-Lerninhalte
1. Evidenzbasierte Praxis
1.1 Notwendigkeit, Grundbegriffe, Elemente und Vorgehensweisen evidenzbasierter Praxis
1.2 Methodische Grundlagen für das Verständnis evidenzbasierter Praxis
1.3 Studiendesigns und Evidenzniveaus
1.4 Recherchieren und Auffinden externer Evidenz
1.5 Bewertung der externen und internen Validität von wissenschaftlichen Studien
1.6 Leitlinien als Grundlage klinischen Handelns
2. Dokumentation und Evaluation im Ergotherapieprozess
2.1 Gesetzliche Grundlagen und Anforderungen an die Dokumentation im Ergotherapieprozess
2.2 Leitlinien zur Dokumentation
2.3 Dokumentation und Evaluation im Ergotherapieprozess - Inhalte und Standards; ET-Pro
2.4 Dokumentationsformen und -arten
2.5 Gestaltung von Dokumentationssettings
- Gesamtarbeitsaufwand
Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").
- Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 20 Vorlesung Präsenz - 25 betreute Kleingruppen Präsenz - Dozentenungebundenes Lernen Std. Workload Lehrtyp Mediale Umsetzung Konkretisierung 50 Arbeit in Kleingruppen - 30 Veranstaltungsvor- und -nachbereitung - 25 Prüfungsvorbereitung -
- Benotete Prüfungsleistung
- Projektbericht (schriftlich) oder
- Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
- Fallstudie (schriftlich)
- Prüfungsdauer und Prüfungsumfang
- Projektbericht, schriftlich: ca. 10-15 Seiten, exklusive Anhang
- Fallstudie, schriftlich: ca. 10-15 Seiten
- Referat: ca. 20-40 Minuten, dazugehörige Ausarbeitung: ca. 5-10 Seiten
Die Anforderungen werden in der jeweiligen Veranstaltung konkretisiert.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Domäne der Ergotherapie, Befunderhebungs- und Therapieprozess-Ergotherapie, Einführung in die empirische Forschung für Therapiefachberufe-Ergotherapie
- Wissensverbreiterung
Die Studierenden...
- beschreiben die unterschiedlichen Formen von Evidenz und legen Möglichkeiten dar, diese jeweils zu
sichern bzw. zu überprüfen. - veranschaulichen die Prinzipien und Arbeitsschritte Evidenzbasierter Praxis im Detail
- erklären Ziele und Einsatzbereiche von Leitlinien.
- unterscheiden und kategorisieren diverse Instrumente zur Bewertung externer Evidenz aus
Studien. - ordnen Kriterien zur Bewertung externer Evidenz aus Studien ein.
- legen die rechtlichen Anforderungen an die Dokumentation und Evaluation des Therapieprozesses dar.
- beschreiben Systematiken und Prinzipien von Dokumentations- und Evaluationsverfahren.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)
8. In Übereinstimmung mit Richtlinien, Regularien und ethischen Kodizes selbstständig handeln (8.2; 8.3; 8.4)- beschreiben die unterschiedlichen Formen von Evidenz und legen Möglichkeiten dar, diese jeweils zu
- Wissensvertiefung
Die Studierenden...
- integrieren die gezielte und systematische Literaturrecherche als wichtigen Bestandteil in das
Gesamtgefüge Evidenzbasierter Praxis. - setzen die Komponenten von Evidenz zueinander in Beziehung.
- erötern Erkenntnisse aus externer Evidenz, eigener Fachexpertise bzw. dem
professionellen Erfahrungswissen, den individuellen Bedarfen ihrer Patient*innen
/Klient*innen und den Möglichkeiten des Fachkontextes. - berücksichtigen individuelle Bedarfe Ihrer Klient*innen/Patient*innen, die durch verschiedene Diversitätsdimensionen geprägt sein können.
- vertiefen ihre Lesekompetenzen in Bezug auf wissenschaftliche Literatur.
- begründen hinsichtlich qualitätssichernder Maßnahmen Dokumentations- und Evaluationsverfahren.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)
8. In Übereinstimmung mit Richtlinien, Regularien und ethischen Kodizes selbstständig handeln (8.2; 8.3; 8.4)- erörtern Standards der Dokumentation.
- integrieren die gezielte und systematische Literaturrecherche als wichtigen Bestandteil in das
- Wissensverständnis
Die Studierenden...
- bewerten Studien kritisch und kriteriengeleitet.
- prüfen und reflektieren Studiendesigns hinsichtlich gruppenspezifischer Diversitydimensionen.
- schlussfolgern aus Studienlage und Leitlinien Konsequenzen für ergotherapeutische Interventionen.
- beurteilen Techniken und Methoden der Dokumentation und Evaluation hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)
8. In Übereinstimmung mit Richtlinien, Regularien und ethischen Kodizes selbstständig handeln (8.2; 8.3; 8.4)
- Nutzung und Transfer
Die Studierenden...
- führen eine systematische Recherche zum Auffinden externer Evidenz durch.
- setzen Leitlinien zur Bewertung von Studienprotokollen ein.
- nutzen professionsbezogene und interprofessionelle Leitlinien gezielt als Instrument der Entscheidungsfindung im Rahmen evidenzbasierter Praxis.
- ziehen bewertete Erkenntnisse aus Studien zur fundierten Entscheidungsfindung heran.
- reflektieren die eigene Praxis und stellen sicher, dass die eigene ergotherapeutische Arbeit auf anerkannter Evidenz aufgebaut wird.
- beziehen Aspekte verschiedener Diversität in ihre Entscheidungsfindung ein.
- verdeutlichen systematisch über Dokumentation ihr ergotherapeutisches Handeln.
- evaluieren klient*innenzentriert ergotherapeutische Interventionen.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)8. In Übereinstimmung mit Richtlinien, Regularien und ethischen Kodizes selbstständig handeln (8.2; 8.3; 8.4)
9. Auf Grundlage des beruflichen Selbstverständnisses selbstgesteuert berufliche Anforderungen bewältigen (9.4; 9.5)
- Wissenschaftliche Innovation
Die Studierenden...
- entwickeln auf der Basis bewerteter Erkenntnisse aus externer Evidenz ein angepasstes und
geeignetes therapeutisches Vorgehen und bringen dieses mit den Bedarfen ihrer Klient*innen
/Patient*innen unter Berücksichtigung verschiedener Diversität in Einklang.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)
8. In Übereinstimmung mit Richtlinien, Regularien und ethischen Kodizes selbstständig handeln (8.2; 8.3; 8.4)- entwickeln auf der Basis bewerteter Erkenntnisse aus externer Evidenz ein angepasstes und
- Kommunikation und Kooperation
Die Studierenden...
- demonstrieren die Bedeutung Evidenzbasierter Praxis im Diskurs mit Fachvertreter*innen fundiert.
- kommunizieren Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien patient*innen-/klient*innenangepasst auf der Grundlage von Shared-Decisionmaking und berücksichtigen hierbei Diverstitätsdimensionen.
- diskutieren die Relevanz der Anwendung von Forschung zur Etablierung klinischer Evidenz im
Diskurs mit Fachvertreter*innen. - fomulieren im Rahmen einer zielgerichteten und transparenten Dokumentation unter Berücksichtigung von Auftraggeber*innen und Kommunikationspartner*innen.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten (6.2; 6.3)
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)
- Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität
Die Studierenden...
- reflektieren ihr berufliches Handeln kritisch auf der Basis der Evidenzbasierten Praxis und unter
Berücksichtigung verschiedener Diversitätsdimensionen. - verstehen sich als wissenschaftlich reflektierende und lebenslang lernende Praktiker*innen.
- vertreten Relevanz und Durchführung von Dokumentation und Evaluation aus professioneller, wirtschaftlicher, gesetzlicher und qualitätssichernder Perspektive im intra- und interprofessionellen Kontext.
- übernehmen Verantwortung von Dokumentation und Evaluation ergotherapeutischer Dienstleistung.
Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:
7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.2)
8. In Übereinstimmung mit Richtlinien, Regularien und ethischen Kodizes selbstständig handeln (8.2; 8.3; 8.4)
9. Auf Grundlage des beruflichen Selbstverständnisses selbstgesteuert berufliche Anforderungen bewältigen (9.4; 9.5)- reflektieren ihr berufliches Handeln kritisch auf der Basis der Evidenzbasierten Praxis und unter
- Literatur
Leitlinien:
AGREE Next Steps Consortium (2017). The AGREE II Instrument [Electronic version]. Letzter Zugriff 09.01.2023 von www.agreetrust.org.
Browman GP, Burgers JS, Cluzeau F, Feder G, Fervers B, Graham ID, Grimshaw J, Hanna S,Littlejohns P, Makarski J, Zitzelsberger L for the AGREE Next Steps Consortium (2010) AGREE II:Advancing guideline development, reporting and evaluation in healthcare. Can Med Assoc J. 182:E839-842; doi:10.1503/090449.
Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), (2017). Programm für Nationale Versorgungs Leitlinien – Methodenreport, 5. Auflage. Version 1. Letzter Zugriff 09.01.2023 von www.leitlinien.de/methodik.
DELBI: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) (2008). Deutsches Instrument zur methodischen Leitlinien-Bewertung (DELBI) – Fassung 2005/2006 + Domäne 8. Letzter Zugriff 09.01.2023 von www.leitlinien.de/hintergrund/leitliniengrundlagen
Artikel zu Living Guidelines, evtl. hinzufügen: Pielenz, C., Schneider, M., Salveridou-Hof, E., Flick, M., Gaigl, G., Khorikian–Ghazari, N., ... & Hasan, A. (2022). From conventional to living guidelines–faster updates for better informed guidance? A scoping review. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, S1865-9217.
Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation (GRADE) Working Group 2013; GRADE Handbook – Handbook for grading the quality of evidence and the strength of recommendations using the GRADE approach. Updated October 2013. Hamilton. Letzter Zugriff 09.1.2023 von gdt.gradepro.org/app/handbook/handbook.html
Platz, T. (2021). Evidenzbasierte Leitlinienentwicklung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR)-Methodik für die systematische Evidenzbasierung. Fortschritte der Neurologie· Psychiatrie, 89(09), 415-423.
Zhang Y, Coello PA, Brożek J. et al. Using patient values and preferences to inform the importance of health outcomes in practice guideline development following the GRADE approach. Health Qual Life Outcomes 2017; 15: 52
Ollenschläger, G., Wirth, T., Schwarz, S., Trifyllis, J., & Schaefer, C. (2018). Unzureichende Patientenbeteiligung an der Leitlinienentwicklung in Deutschland–eine Analyse der von der AWMF verbreiteten ärztlichen Empfehlungen. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, 135, 50-55.
Evidenzbasierte Praxis:
Borgetto, B., Tomlin, G. S., Max, S., Brinkmann, M., Spitzer, L., & Pfingsten, A. (2019). Evidenz in der Gesundheitsversorgung: Die Forschungspyramide. In Gesundheitswissenschaften (pp. 643-654). Springer, Berlin, Heidelberg.
Haring, R., & Siegmüller, J. (2018). Evidenzbasierte Praxis in den Gesundheitsberufen. Springer Berlin Heidelberg.
Mangold S, (2013) Evidenzbasiertes Arbeit in der Physio- und Ergotherapie 2. Auflage, Springer Verlag Berlin 2013.
Borgetto , B. (2009). Evidenzbasierte Praxis. In: Borgetto , B. & Siegel, A. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Bern: Huber, 176 208.
Pollock, A., & van Wijck, F. (2019). Cochrane overviews: how can we optimize their impact on evidence-based rehabilitation?. European journal of physical and rehabilitation medicine, 55(3), 395-410.
Tomlin, G. S., & Dougherty, D. (2014). Decision-making and sources of evidence in occupational therapy and other health professions. evidence-informed practice/Entscheidungsfindung und Evidenzquellen in der Ergotherapie und weiteren Gesundheitsberufen. Evidenzinformierte Praxis. International Journal of Health Professions, 1(1), 13-19.
Law, M. C., & MacDermid, J. (Eds.). (2013). Evidence-based rehabilitation: A guide to practice. 3rd ed. Edition. Slack Incorporated.
Dokumentation
Sames, K.M. (2015). Documenting Occupational Therapy Practice. Third Edition. USA: Pearson Education.
American Occupational Therapy Association (2018). Das Framework der AOTA. Gegenstandsbereich, Prozesse und Kontexte in der ergotherapeutischen Praxis. Bern: Hogrefe Verlag.
Brinkmann, S. & Berding, J. (2022). Betätigung im Fokus – Zielformulierung nach COAST. ergopraxis, 15/02, 16-21. doi: 10.1055/a-1693-1559.
Jutta König (2020). Dokumentationswahnsinn in der Pflege. Es geht auch anders. Mit und ohne SIS. 4., aktualisierte Auflage. Schlütersche Verlag
Gateley, C.A. & Borcherding, S. (2017). Documentation Manual for Occupational Therapy. Writing SOAP Notes. Thorofare/USA: Slack Incorporated
- Zusammenhang mit anderen Modulen
Das Modul knüpft an die Kenntnisse aus den Modulen Domäne der Ergotherapie, Befunderhebungs- und Therapieprozess-Ergotherapie, Einführung in die empirische Forschung für Therapiefachberufe-Ergotherapie an.
- Verwendbarkeit nach Studiengängen
- Ergotherapie, Physiotherapie (dual)
- Ergotherapie, Physiotherapie (dual), B.Sc. (01.09.2024)
- Modulpromotor*in
- Brinkmann, Sabine
- Lehrende
- Brinkmann, Sabine