Public Health und Ergotherapie: Gesellschaft, Kultur und Gesundheit

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 02.07.2025.

Modulkennung

22B1662

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Im Zentrum dieses Moduls stehen Versorgungsfragen der diversen Gesellschaft und deren Relevanz für die Ergotherapie. Die Studierenden werfen einen systematischen Blick auf diese und analysieren die Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Wohlbefinden und dem Eingebundensein in Betätigungen (Engagement in Occupations). Diesbezüglich stellen sie Fragen beispielsweise in Bezug auf die Betätigungsgerechtigkeit (Occupational Justice), Betätigungszugänglichkeit (Occupational Deprivation) und Betätigungsbalance (Occupational Balance). Den vorrangigen Kontext stellen die Bereiche der Gesundheitsförderung und Prävention dar. Hierbei liegt der Fokus auf Organisationen und Populationen und weniger auf dem individualistischen Ansatz, der die bisherige westliche Sichtweise der Ergotherapie geprägt hat. Die Studierenden entwickeln erste Ideen im Sinne von Interventionsstrategien für mögliche Zielgruppen der Ergotherapie.

Lehr-Lerninhalte

1. Public Health als Wissenschaft mit dem Fokus auf die öffentliche Gesundheit

1.1 Grundlagen Public Health

1.2 Fragen und Themen der öffentlichen Gesundheit

1.3 Gesundheitsförderung und Prävention als Ansatz und Methodik

2. Zusammenhänge zwischen Public Health und Ergotherapie

2.1 Konzepte der Occupational Science und ihr Bezug zur öffentlichen Gesundheit

2.2 Gemeinwesen als Praxiskontext einer Ergotherapie mit sozialer Perspektive (Organisation und Population)

2.2.1 Gemeinwesenorientierte Ergotherapie als Konzept

2.2.2 Community-Centred Practice Framework

2.2.3 Community-Development-Framework

3. Erkundung eines gemeinwesenorientierten Handlungskontextes für die Ergotherapie (Praxisprojekt)

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
30VorlesungPräsenz-
30betreute KleingruppenPräsenz oder Online-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
30Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
30Arbeit in Kleingruppen-
30Erstellung von Prüfungsleistungen-
Weitere Erläuterungen

In dem Modul zielt die Einheit 3 auf einen Erkundungstransfer im Sinne von projektbasiertem Lernen ab. Im Rahmen von betreuten Kleingruppen sollen Handlungskontexte gemeinwesenorientierter Ergotherapie im Feld erkundet werden. Die Anwendung von Assessments und deren Analyse erfordert eine enge dozentengebundene Begleitung. 

Benotete Prüfungsleistung
  • Antwort-Wahl-Verfahren-Klausur oder
  • Klausur oder
  • Praxisbericht (schriftlich)
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Auswahl der benoteten Prüfungsarten aus den vorgegebenen Optionen obliegt der jeweiligen Lehrperson. Diese hält sich dabei an die jeweils gültige Studienordnung. 

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Für die im Modul zulässigen Prüfungsarten gelten jeweils die folgenden Angaben zum Umfang bzw. zur Dauer. 

Prüfungsarten für benotete Prüfungsleistungen:

  • Klausur und Antwort-Wahl-Verfahren-Klausur: siehe jeweils gültige Studienordnung
  • Praxisbericht (schriftlich): 15 Seiten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen Veranstaltung konkretisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

In dem Modul werden grundlegende Kenntnisse aus den Modulen Domäne der Ergotherapie sowie Inteprofessionelle Perspektiven von Gesundheit und Krankheit vorausgesetzt. Insbesondere ist Vorwissen zu folgenden Themen wichtig:

  • Gesundheitsförderung
  • Prävention
  • Modelle der Ergotherapie

Wissensverbreiterung

Die Studierenden...

  • erklären Zusammenhänge der öffentlichen Gesundheit als Handlungskontexte der Ergotherapie.
  • legen Modellvorstellungen und Konzepte der Occupational Science als Grundlage für die ergotherapeutische Arbeit im Kontext von Public Health dar.
  • beschreiben Analysekriterien und Assessments zur Identifikation von Anliegen der öffentlichen Gesundheit.
  • verdeutlichen Risikofaktoren von Betätigung (Entzug, Entfremdung, Unausgeglichenheit, Ausgrenzung) im Kontext sozialer, institutioneller und kultureller Barrieren.
  • beschreiben die Gesundheitsförderung und Prävention als  Ansätze und Strategien der Ergotherapie bei Fragen der öffentlichen Gesundheit.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

5. Das komplexe Wissen über die Wechselwirkung zwischen Person, Umwelt und Betätigung als Grundlage von Gesundheitsprozessen nutzen (5.1; 5.2; 5.4)

Wissensvertiefung

Die Studierenden...

  • erörtern fördernde und hemmende Faktoren für bedeutungsvolle Betätigung.
  • beschreiben die Einflüsse verschiedener Umwelten in Bezug auf Gesundheit, Krankheit und Betätigung von Individuen, Organisationen und Populationen. 
  • nehmen die unterschiedlichen Bedürfnisse diverser Personengruppen wahr und beschreiben daraus folgende Konsequenzen der Gesundheitsförderung und Prävention.
  • demonstrieren Prozesse der gemeinwesenorientierten Ergotherapie entlang ausgewählter Frameworks.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

5. Das komplexe Wissen über die Wechselwirkung zwischen Person, Umwelt und Betätigung als Grundlage von Gesundheitsprozessen nutzen (5.1; 5.2; 5.4)

Wissensverständnis

Die Studierenden...

  • schlussfolgern und beschreiben relevante Prinzipien in Prozessen der gemeinwesenorientierten Ergotherapie.
  • bewerten vor dem Hintergrund einer diversen Gesellschaft Faktoren für bedeutungsvolle Betätigung hinsichtlich ihres Einflusses auf Gesundheit, Lebensqualität und Wohlbefinden.
  • analysieren und begründen den Bedarf ergotherapeutischer Maßnahmen im Kontext der öffentlichen Gesundheit.
  • reflektieren Möglichkeiten und Grenzen gemeinwesenorientierter Projekte der Ergotherapie.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

5. Das komplexe Wissen über die Wechselwirkung zwischen Person, Umwelt und Betätigung als Grundlage von Gesundheitsprozessen nutzen (5.1; 5.2; 5.4)

Nutzung und Transfer

Die Studierenden...

  • identifizieren vor dem Hintergrund eine diversen Gesellschaft Themen und Fragestellungen öffentlicher Gesundheit (z.B. Macht und Statusgruppen, Geschlecht und geschlechtliche Identität, Alter).
  • formulieren ergotherapeutische Fragestellungen im Kontext öffentlicher Gesundheit.
  • wählen begründet mögliche Assessments aus.
  • analysieren gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse auf Rollen und Betätigungen von Zielgruppen der Ergotherapie und leiten daraus potenzielle Ideen für Ansätze der Ergotherapie mit Organisationen oder Populationen ab.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

1. Die ergotherapeutische Diagnostik selbstständig und eigenverantwortlich planen und diese durchführen (1.2; 1.3; 1.5)

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden...

  • erklären und informieren Adressaten der gemeinwesenorientierten Ergotherapie über projektbezogene Ziele und Prozesse.
  • kommunizieren mit Akteuren verschiedener öffentlicher Einrichtungen und Organisationen und erörtern potentielle Anliegen der öffentlichen Gesundheit.
  • binden im Rahmen der Bedarfsanalyse in einem Projekt der gemeinwesenorientierten Ergotherapie die unterschiedlichen Personengruppen partizipativ ein. 
  • reflektieren individuelle und gruppenspezifische Diversity-Dimensionen (z.B. Geschlecht und geschlechtliche Identität, Alter, soziale Herkunft, ethnische Herkunft und Nationalität, sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, körperliche und geistige Fähigkeiten), um diese in ihrer Kommunikation zu berücksichtigen.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

3. Professionelle Beziehungen zu Einzelpersonen, Gruppen und dem Gemeinwesen selbstgesteuert gestalten (3.2; 3.3)

6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten (6.1; 6.2; 6.3)

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden...

  • erkennen Diversität und agieren diversitätssensibel im Zusammenhang von Personen, Personengruppen und Organisationen und deren Betätigungsanliegen.
  • vertreten ergotherapeutische Maßnahmen im Kontext von Public Health in der Öffentlichkeit.
  • reflektieren sich in gemeinwesenorientierten Projekten in Bezug auf die eigenen Motive, die Verbundenheit mit der Community und den eigenen Möglichkeiten, zu einem Veränderungsprozess beizutragen.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.3; 7.5)

9. Auf Grundlage des beruflichen Selbstverständnisses selbstgesteuert berufliche Anforderungen bewältigen (9.2)

Literatur

Bächli, K.; Flury, L. (2020). Gemeinwesenzentrierte Ergotherapie Überblick über den Forschungsstand und Erkenntnisse für die Zukunft. https://digitalcollection.zhaw.ch/bitstream/11475/20884/1/Ba%CC%88chli_Katja_Flury_Laura_ER17_DigitalCollection.pdf

Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE) (2015). Gemeinwesenorientierte Ergotherapie – Möglichkeiten der praktischen Umsetzung. In: https://dve.info/resources/pdf/ergotherapie/fachbereiche/gemeinwesenorientierte-ergotherapie/2376-broschuere-gemeinwesenorient-ergoth-online/file

Feiler, M.; Zettel Tomenendal, M. (2012). Gesundheit und soziale Gerechtigkeit: eine sozialmedizinische Ergotherapie - Community Based Rehabilitation und Community Based Practice in der Ausbildung an der FH Campus Wien. In: ergoscience 7(1), 28-34.

Klemperer, D. (2020). Sozialmedizin - Public Health - Gesundheitswissenschaften. Bern: Hans Huber.

Lauckner, H. M.; Krupa, T. M.; Paterson, M. L. (2011). Conceptualizing community development: Occupational therapy practice at the intersection of health services and community. Canadian Journal of Occupational Therapy, 78(4), 260- 268.

Leclair, L. (2010). Re-examining Concepts of Occupation and Occupation-based Models: Occupational Therapy and Community Development. In: Canadian Journal of Occupational Therapy. February 2010 77(1), 15-21.

Leclair, L L.; Ashcroft, M. L.; Canning, T. L.; Lisowski, M. A. (2016). Preparing for community development practice: A Delphi study of Canadian occupational therapists. Canadian Journal of Occupational Therapy, 83(4), 226-236.

Leclair, L. L.; Lauckner, H.; Yamamoto, C. (2019). An occupational therapy community development practice process. Canadian Journal of Occupational Therapy, 86(5), 345-356. 

Schmidt-Semisch, H.; Schorb, F. (2021). Public Health. Disziplin - Praxis - Politik. Wiesbaden: Springer Nature.

Schwartz, F. W.; Walter, U.; Sigrist, J.; Kolip, P.; Leidl, R.; Dierks, M.-L.; Busse, R.; Schneider, N. (2016). Public Health: Gesundheit und Gesundheitswesen. München: Elsevier, Urban & Fischer.

Tiemann, M.; Mohokum, M. (2021). Prävention und Gesundheitsförderung. Berlin: Springer-Verlag GmbH Deutschland.

Townsend, E. A.; Polatajko, H. (2007). Enabling Occupation II: Advancing an Occupational Therapy Vision for Health, Wellbeing & Justice through Occupation. CAOT Publications.

Van Hartingsveldt, M.; Ammeraal, M. (2019): Die Ergotherapie im gesellschaftlichen Kontext. In: le Granse, M.; van Hartingsveldt, M.; Kinébanian, A. [Hrsg.]: Grundlagen der Ergotherapie. Stuttgart. Georg Thieme Verlag KG. 96-122.

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul bereitet auf die weiterführenden Module Clinical und Professional Reasoning, Professionalisierungsthemen und Analyse und Vertiefung Reflektierte Praxis - Potentiale und Perspektiven der Ergotherapie vor.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Ergotherapie, Physiotherapie (dual)
    • Ergotherapie, Physiotherapie (dual), B.Sc. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Berding, Jutta
    Lehrende
    • Berding, Jutta