Pflege von Menschen in somatischen/psychischen Krisensituationen

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 01.08.2023.

Modulkennung

22B1497

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Wintersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Somatische/psychische Belastungssituationen, Anpassungsstörungen und Krisenbewältigung werden unabhängig von ihrer Entstehungs- und Erscheinungsform stets als existenzielle Vorgänge wahrgenommen. Das Verständnis von wechselseitiger Beziehung psychischer, sozialer und körperlicher Prozesse in Krisensituationen schließt eine scharfe Trennung in psychische oder somatische Dimension aus. Vielmehr erfordert dieses interdependente Verhältnis ein erweitertes Verständnis für Krisensituationen und deren Bewältigung als gemeinsame Aufgabe.

Lehr-Lerninhalte

  • Verständnis und Differenzierung von somatischen und psychischen Krisen,
  • Pflegephänomene und -diagnosen in Krisensituationen, Ausprägungen in unterschiedlichen Zielgruppen und Settings,
  • Identifikation von Einflussfaktoren und Merkmalen (z.  B. Assessments),
  • Konzepte, Trends, Best Practice zur Begleitung von Betroffenen und Angehörigen in Krisensituationen,
  • Präventive und akute Kriseninterventionen mit Schwerpunkt der psychosozialen Unterstützung,
  • Evaluation der Krisenbewältigung und Qualitätsentwicklung.

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
30VorlesungPräsenz-
15SeminarPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
30Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
21Prüfungsvorbereitung-
54SonstigesArbeitsgebundenes Lernen Lernort Praxis
Benotete Prüfungsleistung
  • Hausarbeit oder
  • Klausur oder
  • Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung)
Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Hausarbeit: ca. 5-10 Seiten

Klausur: siehe jeweils gültige Studienordnung

Referat: ca. 15 Minuten mit 3-seitiger Ausarbeitung

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

keine

Wissensverbreiterung

Die Studierenden können das Verständnis von Normalität und psychischer Gesundheit im Kontext gesellschaftlicher und soziokultureller Abhängigkeit einordnen und unterscheiden.


Sie  können spezifische Krankheits- und Krisenmodelle zielgruppenspezifisch erläutern.


Studierende können psychische und psychopathologische Phänomene (z. B. Angst, Entfremdung, Wahn) sowie psychische Erkrankungen (z. B. Alkoholerkrankungen, Schizophrenie) unterscheiden.


Studierende können ein akutes lebensbedrohliches Ereignis als ein Geschehen erkennen, das bei der betroffenen Person und den Bezugspersonen eine Krise auslösen kann (z. B. bei Herzinfarkt, Krebserkrankungen).


Studierende erheben die Wechselwirkung zwischen somatischem, psychischem und sozialem System und ihre Bedeutung im Gesundheits-Krankheitskontinuum. 

Wissensvertiefung

Studierende unterscheiden spezifische pflegetheoretische Ansätze für die psychiatrische Pflege und bewerten diese hinsichtlich der Anwendbarkeit in somatischen Handlungsfeldern.


Die Studierenden berücksichtigen die Besorgnis der akut oder chronisch gefährdeten Person und des sozialen Umfeldes, trotz fachgerechten Einsatzes der Technik und aller weiteren Unterstützungsmöglichkeiten und -maßnahmen.


Studierende erheben die Informationsbedarfe der Angehörigen und beziehen erfahrene Personen des multidisziplinären Teams in Informations- und Beratungsgespräche ein.

Wissensverständnis

Die Studierenden können wissenschaftlich begründete Handlungsstrategien einer kritischen Reflexion unterziehen.

Die Studierenden diskutieren sachgemäß ethische Fragestellungen im Kontext psychiatrischer Pflege unter Einbezug der historischen Ereignisse in Deutschland, während der NS-Diktatur.

Studierende reflektieren die Bedeutung der ethischen Reflexion in dem Handlungsfeld.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden nutzen spezifische (Pflege-)Konzepte und Modelle (z. B. Safewards, Recovery, Ex-In, Peer-Counseling), um Betroffene und ihr helfendes Umfeld im pflegediagnostischen Prozess zu begleiten.

Studierende können fach- und sachgerecht spezifische Assessments einsetzen und bewerten die erhobenen Daten für die Anwendung im Problemlösungsprozess. 

Studierende beschreiben und bewerten die pflegerische Beziehungsgestaltung mit den Betroffenen. Studierende sind in der Lage, den gesundheitlichen und pflegerischen Versorgungsprozess, unter Berücksichtigung des jeweiligen Versorgungssettings, zu gestalten und zu steuern. Dabei orientieren sie sich an den erhobenen Bedarfen, den Bedürfnisse in der individuellen Krisensituation und deren Bedeutung von Gesundheit und Krisenbewältigung.

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden können Hypothesen von Praxisfällen ableiten und theoriegeleitet spezifische Rahmenbedingungen, Bedarfe und Wechselwirkungen darstellen und bewerten.

Studierende können Schlussfolgerungen zu Problemlösungsansätzen für spezifische Krisensituationen aufzeigen und kritisch diskutieren.

Studierende können Potenziale und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Pflegepraxis aufzeigen und weiterführenden Forschungsbedarf aufzeigen.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden können die pflegerische Beziehungsgestaltung bezogen auf den Prozess der Krisenbewältigung, Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit transparent erläutern, Schlussfolgerungen ableiten und bewerten.

Studierende können ihre erhobenen Bedarfe und Schlussfolgerungen vermitteln, diskutieren und hinsichtlich abzuleitender Unterstützungsmaßnahmen beraten.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden reflektieren und beachten die Grenzen der eigenen Verantwortung, der Rollenerwartungen und der Aufgaben in der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen.

Die Studierenden sind in interdisziplinären Arbeitskontexten tätig und agieren auch in unvorhersehbaren Situationen bedarfsgerecht.

Literatur

Ackers, S. & Nuißl, K. (Hrsg.). (2021). Ex-IN Genesungsbegleitung. Köln: Psychiatrie-Verlag

Amberger, S. & Roll, S. (Hrsg.). (2010). Psychiatriepflege und Psychotherapie. Stuttgart: Thieme

Amering, M. & Schmolke, M. (2011). Recovery - Das Ende der Unheilbarkeit (5., überarb. Aufl.). Köln: Psychiatrie-Verlag

Becker, P. (2006). Gesundheit durch Bedürfnisbefriedigung. Göttingen: Hogrefe.

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) (Hrsg.). (2018).  S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen (2. Aufl.). Berlin: Springer

Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM). (2014): S3-Leitlinie: Behandlung von Angststörungen (AWMF-Registernr.: 051-028. 15.04.2014). Zugriff am 01.03.2021. Verfügbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-028.html

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) (2017). S3-Leitlinie und Nationale Versorgungsleitlinie (NVL): Unipolare Depression (AWMF-Registernr.: nvl-005. 03.2017). Zugriff am 01.03.2021. Verfügbar unter https://www.leitlinien.de/nvl/depression/unipolare-depression/#

Filipp, S.-H. & Aymanns, P. (2018). Kritische Lebensereignisse und Lebenskrisen: vom Umgang mit den Schattenseiten des Lebens (2., akt. Aufl.). Stuttgart: Kohlhammer

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2017). Generalisierte Angststörung (Gesundheitsinformation.de). Zugriff am 01.03.2021. Verfügbar unter https://www.gesundheitsinformation.de/generalisierte-angststoerung.html

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (2020). Depressionen bei Kindern und Jugendlichen. Zugriff am 01.03.2021. Verfügbar unter https://www.gesundheitsinformation.de/depressionen-bei-kindern-und-jugendlichen.html

Knuf, A. (2020). Umgang mit Gefühlen in der psychiatrischen Arbeit. Köln: Psychiatrie-Verlag.

Körtner, U.H.J. (2017). Grundkurs Pflegeethik (3., akt. Aufl.). Wien: Facultas

Kreddig, N. & Karimi, Z. (2013). Psychologie für Pflege- und Gesundheitsmanagement. Wiesbaden: Springer VS

Kunz, S., Scheuermann, U. & Schürmann, I. (2009). Krisenintervention: ein fallorientiertes Arbeitsbuch für Praxis und Weiterbildung (3., akt. Aufl.). Weinheim: Juventa

Mäder, M. & Käppeli, S. (2009). Leiden, Krise, Hilflosigkeit, Angst, Hoffnung/Hoffnungslosigkeit, Verlust/Trauer, Einsamkeit (Pflegekonzepte, Bd. 1, 5. Nachdr.). Bern: Huber

Monteverde, S. (Hrsg.). (2012). Handbuch Pflegeethik. Ethisch denken und handeln in den Praxisfeldern der Pflege. Stuttgart: Kohlhammer

Philipp-Metzen, H.E. (2015). Soziale Arbeit mit Menschen mit Demenz. Stuttgart: Kohlhammer

Riedel, A. & Linde, A.-C. (2018). Ethische Reflexion in der Pflege. Konzepte-Werte-Phänomene. Berlin: Springer

Sauter, D., Abderhalden, C., Needham, I. & Wolff, S. (Hrsg.). (2020). Lehrbuch psychiatrische Pflege (4., vollst. überarb. u. erw. Aufl.) Bern: Hogrefe

Schanz, B. & Schanz, B. (2019). Pflege des depressiven Menschen. Empathisch sein, für Sicherheit sorgen. In B. Schanz (Hrsg.), Pflege von Menschen mit Depressionen. Aktivieren, nicht überfordern (CNE.fortbildung). Zugriff am 01.03.2021. Verfügbar unter: https://cne.thieme.de/cne-webapp/r/training/learningunits/details/10.1055_s-0033-1349682?fastReadModeOn=false

Schärer-Santschi, E. (Hrsg.). (2012). Trauern. Trauernde Menschen in Palliative Care und Pflege begleiten. Bern: Hans Huber
Steffen-Bürgi, B., Schärer-Santschi, E., Staudacher, D. & Monteverde, S. (2017). Lehrbuch Palliative Care (3., vollst. überarb. u. erw. Aufl.). Bern: Hogrefe

Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) (2017). Gewaltprävention in der Pflege (2., überarb. Aufl.). Berlin: ZQP
Zuaboni, G., Abderhalden, C., Schulz, M. & Winter, A. (Hrsg.). (2012). Recovery praktisch! Schulungsunterlagen. Bern: Verlag Universitäre Psychiatrische Dienste

Zuaboni, G., Burr, C., Winter, A. & Schulz, M. (2019). Recovery und psychische Gesundheit. Grundlagen und Praxisprojekte. Köln: Psychiatrie-Verlag

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul baut auf den bisher im Studium erworbenen Kenntnissen auf und vermittelt den Studierenden einen weiteren Aspekt im Bereich der Pflege.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Pflege (dual) - WiSo
    • Pflege (dual), B.Sc. (01.09.2023) WiSo

    Modulpromotor*in
    • Mazzola, Rosa
    Lehrende
    • Böggemann, Marlies
    • Kühme, Benjamin
    • Roling, Maren Doris Heike
    • Mazzola, Rosa