Höranalyse
- Fakultät
Institut für Musik
- Version
Version 5.0 vom 03.06.2017
- Modulkennung
66B1027
- Modulname (englisch)
Listening and analysing
- Studiengänge mit diesem Modul
Musikerziehung (B.A.)
- Niveaustufe
3
- Kurzbeschreibung
Die Fähigkeit des professionellen und differenzierten Hörens ist eine zentrale Voraussetzung für die Ausübung des Musiker/-innenberufs. Ausgehend von den in der Gehörbildung entwickelten Fähigkeiten des strukturellen Hörens (Entwicklung der inneren Hörvorstellung, Hörkontrolle und -korrektur) schult die Höranalyse die Wahrnehmung musikalischer Zusammenhänge und die künstlerische Reflexion von Musikwerken. In enger Verbindung mit den im Modul Musiktheorie erworbenen Kompetenzen lernen die Studierenden im Modul Höranalyse, komplexe musikalische Zusammenhänge vom Hören her zu verstehen sowie unterschiedliche Musikstile und Werkinterpretationen differenziert wahrzunehmen: Musiktheoretische Reflexion, Gehörbildung/Höranalyse und musikalische Praxis bedingen und ergänzen sich gegenseitig.
- Lehrinhalte
Hörbeispiele aller Stile und Genres. Hörendes Erkennen von formalen, instrumentatorischen, kompositionstechnischen, stilistischen und interpretatorischen Gegebenheiten eines Werkes. Repräsentative Auswahl/Kombination folgender Lehrinhalte:
1 Traditionelle Musik
1.1 Traditionelle Formen und Formkonzeptionen
1.1.1 Grundprinzipien: Motiv, Thema, soggetto, Periode, Satz, Fortspinnung, Abspaltung, Halb-, Ganz- und Trugschluss etc.
1.1.2 Formbildende harmonische Strukturen: Kadenzen sowie Satzmodelle bzw. Sequenzen (tonal, real, modulierend)
1.1.3 Formen: Zwei- und dreiteilige Liedformen, Tanzformen und Suitensatz, Imitations- und Fugenformen, Variationsformen, Sonatenhauptsatzform, Konzertsatz und Rondo
1.2 Traditionelle Gattungen
1.2.1 Gregorianischer Choral, Organum
1.2.2 Motette und Madrigal
1.2.3 Oper und Ouvertüre
1.2.4 Rezitativ und Arie
1.2.5 Präludium, Toccata
1.2.6 Triosonate, Concerto grosso
1.2.7 Chaconne und Passacaglia
1.2.8 Messe und Requiem
1.2.9 Kantate, Oratorium, Passion
1.2.10 Sonate und Streichquartett
1.2.11 Symphonie und Solokonzert
1.2.12 Programmmusik
1.3 Traditionelle Kompositionstechniken
1.3.1 Polyphone Kompositionstechniken (Kanon, Imitation, Fuge, doppelter Kontrapunkt etc.)
1.3.2 Homophone Kompositionstechniken (Melodie und Begleitung, Orgelpunkt, ostinato, Mixturtechnik etc.)
1.4 Traditionelle Instrumenatationstypen
1.4.1 Vokaltypen: Motetten und Madrigale, Messen, Oratorien, Opern, Klavier- und Orchesterlied
1.4.2 Instrumentaltypen: Vorklassisches Orchester, Entwicklung der Blasinstrumente, Symphonieorchester bei Haydn, Mozart, Beethoven, Romantisches Orchester (Schubert, Bruckner, Mahler), Impressionistische Instrumentation
2 Musik des 20./21. Jahrhunderts
2.1 Neue Formkonzeptionen – neue Hörweisen
2.1.1 Atonale motivisch-thematische Bezüge (Schönberg, Webern)
2.1.2 Serielle Konzeptionen – Gruppen und Dichtegrade (Stockhausen, Boulez, …)
2.1.3 Offene Form (Boulez)
2.1.4 Klangmassen (Xenakis)
2.1.5 Aleatorik und Improvisation (Cage)
2.1.6 Klangfelder - statisch und bewegt (Ligeti, Penderecki)
2.1.7 Pluralismus und Polystilistik (Zimmermann, Berio, Schnittke)
2.1.8 Minimalmusic (Reich u. a.)
2.1.9 „Meditative Musik“ (Pärt, Scelsi, Feldman)
2.1.10 „Sich selbst wahrnehmende Wahrnehmung“ (Lachenmann)
2.2 Neue Kompositionstechniken
2.2.1 Zwölftontechnik und serielle Kompositionstechnik
2.2.2 Modale Kompositionstechnik (Messiaen)
2.2.3 Experimentelle Musik
2.2.4 Clusterkomposition
2.2.5 Zitat, Collage und Montage
2.2.6 Polyrhythmik und Polymetrik (Ligeti)
2.2.7 Statistisch-stochastische Musik (Xenakis)
2.2.8 Spektralismus (Grisey u. a.)
2.2.9 Postmoderne - „Neue Einfachheit“
2.2.10 „New Complexity“ (Ferneyhough)
2.3 Neue Instrumentationen/Klangkörper
2.3.1 Zunahme von Schlaginstrumenten; Klavier als Orchesterinstrument
2.3.2 Kammerorchester mit variabler Besetzung
2.3.4 „New musical resources“ (Cowell) und präpariertes Klavier (Cage)
2.3.3 Klang und Geräusch, Musique concrète, elektronische Musik
2.3.4 Gesang und Geräusch, entsemantisierte Sprache, Phonetik
2.3.5 Klanginstallationen, Computermusik, neue Medien
- Lernergebnisse / Kompetenzziele
Wissensverbreiterung
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, kennen unterschiedliche methodische Ansätze und Präsentationsformen für Höranalysen (Hörprotokoll, Hörpartitur, Transkription etc.
Wissensvertiefung
Die Studierenden dieses Moduls studieren, vertiefen ihr musikwissenschaftliches Wissen: Das in den musikwissenschaftlichen Modulen (Musikgeschichte, Formenlehre) erlernte Wissen kommt im Modul Höranalyse zur auditiven Anwendung und Vertiefung: Durch das hörende Erkennen des zuvor kognitiv erworbenen Wissens wird ein implizites Wissen über Musik erreicht.
Können - instrumentale Kompetenz
Die Studierenden können Hörbeispiele unterschiedlicher Epochen und Genres stilistisch zuordnen sowie ihre spezifischen Merkmale hinsichtlich Form, Tonmaterial, Satztechnik, Instrumentation und Interpretation/Aufführungspraxis selbständig benennen und in sprachlich angemessener Form mündlich oder schriftlich ausformulieren.
Können - kommunikative Kompetenz
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, sind in der Lage, die für das jeweilige Werk relevanten Analysemethoden anzuwenden und die Ergebnisse in einem adäquaten Format zu präsentieren.
Können - systemische Kompetenz
- Lehr-/Lernmethoden
Seminar/Übung, studentische Referate, Gruppenarbeit, Hausarbeiten; angewandte Lehrmethoden: Hörprotokolle, Hörpartituren, ggf. Diktat- und Transkribieraufgaben u. a.
- Empfohlene Vorkenntnisse
Abgeschlossene Ausbildung in den Modulen Gehörbildung und Musiktheorie (Pflichtfach) sowie Formenlehre. Überblick über die europäische Musikgeschichte.
- Modulpromotor
Brockmann, Irmgard
- Lehrende
- Lückemeier, Bettina
- Brockmann, Irmgard
- Leistungspunkte
5
- Lehr-/Lernkonzept
Workload Dozentengebunden Std. Workload Lehrtyp 48 Seminare Workload Dozentenungebunden Std. Workload Lehrtyp 72 Veranstaltungsvor-/-nachbereitung 30 Prüfungsvorbereitung
- Literatur
1) Leigh, J. Orlando – Ein multimediales Gehörbildungsprogramm. Band 1: Gregorianischer Gesang, Bicinium, Renaissance-Tanz, Kantionalsatz, Dresden 2013
2) Edler, F., Analytisches Hören. Wahrnehmung und Stilbewusstsein in der Musik, in: Üben und Musizieren 1-2012, S. 24-28
3) Leigh, J. Orlando – Ein multimediales Gehörbildungsprogramm. Band 2: Triosonate, Konzert, Choral, Sinfonie, Dresden 2009
4) Erlebte Geschichte Aufbrüche, Rückblicke, Zeitläufte. 46-teilige SWR2-Sendereihe von Armin Köhler (3. April 2006 bis 28. Mai 2007, montags, 23 Uhr in SWR2 KLANGRAUM: JETZTMUSIK)
5) Vom Innen und Außen der Klänge – Die Hörgeschichte der Musik des 20. Jahrhunderts. 2 DVDs bzw. 1 CD-Rom. Hrsg. Armin Köhler und Rolf W. Stoll. Produktion des SWR, Stuttgart und Schott Musik International, Mainz 2004. (123 Rundfunksendungen von 1999 – 2002)
6) Haas, Bernhard (2004), Die neue Tonalität von Schubert bis Webern. Hören und Analysieren nach Albert Simon, Wilhelmshaven: Noetzel
7) Brockmann, Irmgard: Das Klavierstück Torre di Si von Violeta Dinescu – erarbeitet im Fach Höranalyse. In: Houben, Eva-Maria (Hrsg.), Saarbrücken 2004, Pfau-Verlag
8) Moßburger, Hubert: Hörbarkeit der Musik des 20. Jahrhunderts dargestellt am Beispiel der Dodekaphonie. Zeitschrift der Gesellschaft für Musiktheorie, 1. Jahrgang 2003
9) Bowman, D. Rhinegold Dictionary of Music in Sound mit 3 Cds, London 2002, Rhinegold-Verlag, London
10) Aguilar M. del Carmen, Analysis Auditvo de la musica, Buenos Aires 1999
11) Kaiser U., Satzlehre - Improvisation - Höranalyse. Ein Lehrgang mit historischen Beispielen, Bd. I/II Kassel 1998
12) Kabisch Th. / Wehinger R., Analysieren und Hören Neuer Musik - Erhard Karkoschka zum 70. Geburtstag gewidmet, in: Musiktheorie 12.Jg. Heft 1 1997
13) Gutknecht, G. Melodie und Bearbeitung: Musik hören, Musik beschreiben, Hörpartituren erstellen, eine Hinführung zur Variation / Augsburg: Radike, 1995
14) Lachenmann, H. Hören ist wehrlos ohne Hören - über Möglichkeiten und Schwierigkeiten, in: Musik Texte Nr. 10, 1985, S.7-16
15) Richter, Ch. Methodische Ansätze der Höranalyse. Hören als Aufgabe und Ziel der Didaktischen Interpretation, in: W. Schmidt-Brunner (Hrsg.) Methoden des Musikunterrichts, Frankfurt 1982
16) Karkoschka E. / Haas H., Neue Musik hören, Rohrdorf 1981
17) Gruhn, W., Hören - Wahrnehmen - Verstehen, Weisen des Hörens-Ebenen des Verstehens, in: Musik&Bildung 3/89
18) Andreas, H., Die Gehörbildung auf dem Weg der Analyse, in. Jahrbuch für Musiklehrer 1980/81 S. 87
19) Richter, Chr. Höranalyse, in: Musik und Bildung 1979, 221-247
20) Karkoschka, E. Eine Hörpartitur elektronischer Musik, in: MuB 4, 1972, s. 221 ff.
21) Pütz, W., Zur Hörerziehung in der musikalischen Berufsausbildung, Musik und Bildung, 5, 1972, 232ff.
22) Karkoschka, E. Gehörbildung mit ausschließlich neuer Musik, in: Musik und Bildung, 1, 1969, 114f.
23) Mackamul, R. Lehrbuch der Gehörbildung, Bd.1 und 2, Kassel 1969
- Prüfungsleistung
- Klausur 2-stündig
- Mündliche Prüfung
- Bemerkung zur Prüfungsform
Höranalyse I:Mündliche Prüfung ODER zweistündige Klausur
Höranalyse II:Mündliche Prüfung ODER zweistündige Klausur
- Prüfungsanforderungen
Höranalyse eines Musical-Songs von CD mit Aufgabenstellungen zu Melodik, Harmonik, Rhythmik, Semantik und Stilistik
- Dauer
2 Semester
- Angebotsfrequenz
Wintersemester und Sommersemester
- Lehrsprache
Deutsch