Pflege von Menschen mit Behinderung: Handeln in der Arbeitswelt

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 01.08.2023.

Modulkennung

22B1496

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

In diesem Modul steht die Zielsetzung einer gelingenden Lebensbewältigung unter erschwerten Bedingungen im Mittelpunkt. Diese können sich aufgrund von Behinderung und gestörter Teilhabe an der Gesellschaft ergeben. Menschen mit Behinderung benötigen in unterschiedlichem Ausmaß Unterstützung, Beratung und Förderung in ihrer Lebensführung. Lebensbewältigung wird zu einem sozialen Problem angesichts der Tatsache, dass eine Person nicht behindert ist, sondern erst durch Teilhabebeschränkungen behindert wird. Die Auswirkungen einer Behinderung werden wesentlich mitgeprägt von den Möglichkeiten, die die Gesellschaft anbietet oder behinderten Menschen vorenthält. Der sich damit ergebende Aufgabenbereich der Pflege erfordert eine reflexive, mehrdimensionale und nicht uniforme Betrachtung der Fragestellung der Lebensbewältigung.

Lehr-Lerninhalte

  • Sozialrechtliche Grundlagen kennen
  • Definitionsansätze zu den Begriffen Beeinträchtigung und Behinderung beschreiben und differenzieren
  • Unterscheiden zwischen angeborenen und erworbenen Strukturschäden
  • Wechselwirkung von Behinderung auf Somatik, Psyche und soziales Gesundheits- und Krankheitskontinuum beschreiben
  • Die Pflege von Menschen mit Behinderung vor dem historischen Hintergrund verstehen und reflektieren
  • Spezifische Bedarfe/Bedarfsplanung verstehen, anwenden und umsetzen
  • Auswirkungen von Beeinträchtigungen und Behinderung auf die Bewältigung des Lebens für Betroffene und das helfende Umfeld verstehen
  • Ausmaß der Behinderung nach Klassifikationssystem identifizieren
  • Unterstützung in verschiedenen Handlungsräumen verstehen
  • Handlungsraum und Verantwortungsraum gegenüber der beeinträchtigten Person einer kritischen Analyse und Bewertung unterziehen
  • Zusammen mit Betroffenen/Umfeld Zugang zu Hilfesystem gestalten
  • Transition verstehen und anwenden.
  • Gelingende  und Unterstützte Kommunikation (elektronisch und nicht-elektronisch) bei sprachbeeinträchtigten Menschen

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
20SeminarPräsenz-
10betreute KleingruppenPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
18Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
18Literaturstudium-
20Prüfungsvorbereitung-
64SonstigesArbeitsgebundenes Lernen Lernort Praxis
Benotete Prüfungsleistung
  • Hausarbeit oder
  • Klausur oder
  • mündliche Prüfung
Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Hausarbeit: ca. 10 Seiten

Klausur: siehe jeweils gültige Studienordnung

Mündliche Prüfung: siehe Allgemeiner Teil der Prüfungsordnung

Die Anforderungen werden in der jeweiligen konkreten Veranstaltung präzisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

keine

Wissensverbreiterung

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, können den Begriff 'Behinderung' in seiner Komplexität beschreiben und differenzieren. 

Sie kennen verschiedene Ursachen körperlicher und geistiger Behinderung und können zwischen angeborenen und erworbenen Strukturschäden und in deren Folge Funktionsbeeinträchtigungen unterscheiden. 

Sie kennen sozialrechtliche Normen.

Sie kennen ambulant und stationär ausgerichtete Hilfesysteme.

Wissensvertiefung

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben verstehen die Auswirkung körperlicher und /oder geistiger Behinderung auf die Bewältigung des Lebens der Betroffenen und ihrer Bezugspersonen.

Sie beschreiben die Wechselwirkung einer Behinderung auf das somatische, psychische und soziale Gesundheits- und Krankheitskontinuum.

Sie können das Ausmaß einer Behinderung entsprechend eines Klassifikationssystems identifizieren.

Wissensverständnis

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, wenden Kriterien für ethisches Handeln in verschiedenen beruflichen Entscheidungssituationen an. 

Sie stellen die Bedeutung von religiösen und philosophischen Menschenbildern
für die Arbeitswelt dar.

Nutzung und Transfer

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, wenden Kriterien für ethisches Handeln in verschiedenen beruflichen Entscheidungssituationen an. 

Sie stellen die Bedeutung von religiösen und philosophischen Menschenbildern
für die Arbeitswelt dar.

Wissenschaftliche Innovation

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, wenden Kriterien für ethisches Handeln in verschiedenen beruflichen Entscheidungssituationen an. 

Sie überprüfen berufsethische Ansprüche und Realitäten.

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verstehen die sozialrechtlichen Normen verschiedener Sozialgesetzbücher und können sie in Beratungs- und Fördergesprächen fachrichtig anwenden.

Sie können situationsspezifisch Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung initiieren, gestalten und begleiten. 

Sie sind auf die Zusammenarbeit von Fachkräften des Gesundheits- und Sozialwesens vorbereitet und in der Lage, Schnittstellen und Zielabsprachen zu gestalten.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, leiten aus religiösen und philosophischen Menschenbildern Kriterien für ethisches Handeln in der Arbeitswelt ab

Sie vertreten die Interessen einer behinderten Person, wenn diese selber nicht dazu in der Lage ist.

Sie können ihren Handlungs- und Verantwortungsraum gegenüber dem behinderten Menschen und seinen Lebensentwürfen einer kritischen Analyse und Bewertung unterziehen.

Literatur

Sozialrechtliche, -politische und historische Grundlagen  

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2013) Ratgeber für Menschen mit Behinderung

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2013) 1. Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslage von Menschen mit Beeinträchtigungen. Bonn.

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2016) 2. Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen. Bonn

UN- Behindertenrechtskonvention

Seidler E., Leven K.-H. (2003) Geschichte der Medizin und der Krankenpflege. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Kohlhammer

Bedarfserhebung

ICF – International Classification of Functioning, disability and Health, zum Begriff „wesentliche Behinderung“ im Bundesteilhabegesetz (BTHG). 
Schuntermann M.F. (2009) Einführung in die ICF. 3 überarb. Auflage, ecomed, Heidelberg, München, Landsberg

ICF - Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit / hrsg. vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information. Genf: World Health Organization (WHO) 
Trends und Konzepte

Alber J., Schulze G.C., Ziegler A. (2015) Kooperation von Pflege und Neurorehabilitationspädagogik in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Pflege & Gesellschaft 20. Jg., 3, Beltz: Juventa

Bleck C., van Rießen A.,Knopp R. (2018) Alter und Pflege im Sozialraum. Theoretische Erwartungen und empirische Bewertung. Wiesbaden: Springer VS

Dörscheln I., Lachetta R., Tacke D. (2013) Pflege erwachsener Patient(inn)en mit Lern- und Körperbehinderungen im Akutkrankenhaus – ein systematisches Review. Pflege 2013; 26 (1): 42-54

Ding-Greiner C., Kruse A. (Hrsg.)  (2009) Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter: Beiträge aus der Praxis

Gensichen J. Muth C.,  Butzlaff M.,  Rosemann, T., Raspe H., Müller de Cornejo G.,  Beyer M.,  Härter M.,  Müller U. A., Angermann C.E.,

Gerlach F. M. und Wagner E.  (2006) 
Die Zukunft ist chronisch: Schwerpunkt das Chronic Care-Modell in der deutschen Primärversorgung
Übergreifende Behandlungsprinzipien einer proaktiven Versorgung für chronische KrankeZ. ärztl. Fortbild.  Qual. Gesundh.wes. (2006) 100; 365–374

Hasseler M. (2015) Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen. Dtsch Med Wochenschr; 140:e217-e223.

Hoppe G. K.  (2012) Selbstkonzept und Empowerment bei Menschen mit geistiger Behinderung

Kolcaba K. (2002) Pflegekonzept Comfort. Huber, Hogrefe AG, Bern.

Leiden M. (2015) Krankheit und Behinderung. Das ICF Modell. Nervenarzt, 86: 29-35

Poser M. (Hrsg.) (2012) Lehrbuch Stationsleitung. Pflegemanagement für die mittlere Führungsebene im Krankenhaus. Bern: Verlag Hans Huber

Pörtner M. (2008) Ernstnehmen Zutrauen Verstehen. Klett-Cotta, Stuttgart.

Retzlaff R. (2012) Behinderte und chronisch kranke Kinder. IN Cierpka M. (Hrsg.), Frühe Kindheit 0 – 3, DOI 10.1007/978-3-642-20296-4, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012

Schäfers M., Wansing G. (Hrsg.) (2016) Teilhabebedarfe von Menschen mit Behinderungen. Verlag Kohlhammer, Stuttgart.

Schmidt R., Thiele H., Leibig A. (Hrsg.) (2012) Pflege in der Rehabilitation. Kohlhammer, Stuttgart. 

Schulze Höing A. (2012) Pflege von Menschen mit geistigen Behinderungen. Kohlhammer, Stuttgart.

Seidel M. (2014). Psychische Störungen bei Menschen mit geistiger Behinderung – eine fachliche und sozialpolitische Herausforderung. Recht Praxis der Rehabilitation 2:40–47

Specht-Tomann M., Tropper D. (2011) Hilfreiche Gespräche und heilsame Berührungen im Pflegealltag. 4. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg.

Tacke, D., Möhle, C., Steffen, H.T. (2015) Caring in der Betreuung lern- und körperbehinderter Patienten im Krankenhaus - eine qualitative Studie. Pflege & Gesellschaft; 2015, Vol. 20 Issue 3, p262-282, 21p

Thimm W. (Hrsg.) (2008) Das Normalisierungsprinzip. 2. Aufl. Lebenshilfeverlag, Marburg.

Van der Kooij C. (2010) Das mäeutische Pflege – und Betreuungsmodell. Huber, Hogrefe AG, Bern.

Van Rießen A., Bleck C.,Knopp R. (2018) Sozialräumliche Perspektiven in pflegerischen Kontexten des Alterns IN Bleck C.,van Rießen A.,

Knopp R. (2018) Alter und Pflege im Sozialraum. Theoretische Erwartungen und empirische Bewertung. 1-15. Wiesbaden. Springer VS
Wansing G., Windisch M. (2017) Selbstbestimmte Lebensführung und Teilhabe: Behinderung und Unterstützung im Gemeinwesen. Stuttgart: Kohlhammer

Wingenfeld K. (2012) Entlassungsmanagement in der Pflege IN Poser M. (Hrsg.) Lehrbuch Stationsleitung. Pflegemanagement für die mittlere Führungsebene im Krankenhaus. Bern: Verlag Hans Huber

Windisch M. (2017) Leitorientierung und Grenzprobleme der Selbstbestimmung in der ambulanten Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und Pflegebedarf. IN Wansing G./Windisch M. (Hrsg.) Selbstbestimmte Lebensführung und Teilhabe: Behinderung und Unterstützung im Gemeinwesen. 1. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer

Zander, Michael; Deutsches Zentrum für Altersfragen (Ed.): Behindert alt werden - spezifische Lebenslagen und Bedarfe: Expertise zum Siebten Altenbericht der Bundesregierung. Berlin, 2016. 
URN: nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-49886-

Zander M. (2016b) Disability Studies: Gesellschaftliche Ausgrenzung als Forschungsgegenstand. Bundesgesundheitsblatt 2016 · 59:1048–1052. Berlin, Heidelberg: Springer

Zusammenhang mit anderen Modulen

Im Modul "Praxislernen3/Pflegebegleitung" können die Kompetenzen im arbeitsverbundenen Lernen vertieft werden.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Pflege (dual) - WiSo
    • Pflege (dual), B.Sc. (01.09.2023) WiSo

    Modulpromotor*in
    • Böggemann, Marlies
    Lehrende
    • Seeling, Stefanie
    • Mazzola, Rosa
    • Kühme, Benjamin
    • Hotze, Elke
    • Böggemann, Marlies
    • Büscher, Andreas
    • Roling, Maren Doris Heike