Logopädie: Theoriegeleitete logopädische Praxis

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 16.01.2025.

Modulkennung

22B1341

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Sommersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Dieses Modul dient der Verknüpfung von logopädischem Handeln und seinen zugrunde liegenden theoretischen Bezugssystemen. Logopädie-relevante Theorien und Modelle werden analysiert und im Hinblick auf ihre Bedeutung für logopädische Prozesse, die Einordnung und Klassifikation logopädischer Störungsbilder sowie für Diagnostik- und Therapieverfahren kritisch bewertet. Hierbei werden Aspekte wie Normen und Werte im Hinblick auf linguistische, kulturelle, Gender-bezogene und soziale Diversität in die Auseinandersetzung und Bewertung der Verfahren einbezogen.

Lehr-Lerninhalte

  • Identifikation und Einordnung von Theorien und Modellen, die für das logopädisch-praktische Handeln bedeutsam sind, z.B. (Zweit-)Spracherwerb, Sprachverarbeitung, Kommunikation, Lernen, Interaktion, Gesundheit und Rehabilitation
  • Ableitung von Beurteilungskriterien für Theorien bzw. theoriebasierte Ansätze in der Logopädie
  • Analyse zugrunde liegender Prozesse und Strukturen in der logopädischen Diagnostik, Therapie, Beratung, Prävention
  • Analyse logopädischer Klassifikationsmodelle
  • Einordnung, Klassifikation und Bewertung logopädischer Diagnostikverfahren im Hinblick auf deren theoretische Grundlagen
  • Einordnung, Klassifikation und Bewertung logopädischer Interventionsverfahren im Hinblick auf deren theoretische Grundlagen sowie Bestimmung der Evidenzlage zur Wirksamkeit ausgewählter Verfahren
  • Berücksichtigung von Theorien im therapeutischen Entscheidungsfindungsprozess
  • Einbezug und kritische Reflexion von Modellen, Ansätzen und Konzepten aus dem internationalen, englischsprachigen Raum 
  • Kritische Auseinandersetzung mit Normen und Zielgruppen unter Berücksichtigung (sprach-)kultureller, sozialer und geschlechtlicher Diversität bei der Analyse von Diagnostik- und Interventionsverfahren

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
60SeminarPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
40Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
50Referatsvorbereitung-
Benotete Prüfungsleistung
  • Referat (mit schriftlicher Ausarbeitung) oder
  • mündliche Prüfung oder
  • Hausarbeit
Bemerkung zur Prüfungsart

Das Referat besteht aus einer ca. 20-minütigen Vorstellung des ausgewählten Verfahrens und seiner kritischen Bewertung anhand eines wissenschaftlichen Posters sowie einer ca. 10-minütigen, moderierten Diskussion mit dem Plenum.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Referat: ca. 30 Minuten; dazugehörige Zusammenfassung in schriftlicher Form: maximal 2 Seiten

Mündliche Prüfung: Siehe allgemeiner Teil der Prüfungsordnung

Hausarbeit: ca. 10-15 Seiten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen Veranstaltung konkretisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

In diesem Modul werden logopädische Grundkenntnisse in Bezug auf Bezugswissenschaften wie z.B. Linguistik oder Psychologie sowie über Klassifikationsmodelle logopädischer Störungsbilder, Diagnostik- und Interventionsverfahren (Berufsfachschulniveau) vorausgesetzt. Eine erste vorherige Auseinandersetzung mit diversitätsspezifischen Aspekten in der Logopädie ist von Vorteil und wird im Rahmen der Veranstaltung vertieft.

Wissensverbreiterung

Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, …

  • ergänzen ihre bisherigen Kenntnisse um bisher unbekannte oder wenig bekannte Logopädie-relevante Theorien und Modelle.
  • differenzieren und klassifizieren Logopädie-relevante Theorien und Modelle anhand ihrer spezifischen Merkmale.
  • ordnen logopädische Klassifikationsmodelle, Diagnostik- und Interventionsverfahren einem theoretischen Bezugssystem zu.
  • erweitern ihren Blick auf diversitätsspezifische Aspekte der logopädischen Diagnostik und Therapie.

Wissensvertiefung

Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, …

  • zeigen ein vertieftes Wissen und kritisches Verständnis in Bezug auf Logopädie-relevante Theorien und Modelle.
  • setzen Logopädie-relevante Theorien und Modelle zueinander in Beziehung und integrieren sie in ein umfassendes theoretisches Bezugssystem
  • erkennen die Relevanz von theoriegeleitetem logopädischem Handeln für die evidenzbasierte Praxis.
  • beziehen soziale Evidenz in die kritische Evaluation von Diagnostik- und Therapieverfahren ein.

Wissensverständnis

Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, ...

  • reflektieren die Bedeutung zugrunde liegender Theorien und Modelle für diagnostische und therapeutische Prozesse.
  • verstehen die Auseinandersetzung mit u.a. diversitätsspezifischen Aspekten als Teil lebenslangen professionellen Lernens.

Nutzung und Transfer

Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, ...

  • können therapeutische Entscheidungen unter dem Blickwinkel zugrunde liegender Theorien und Modelle abwägen und fundiert begründen
  • entwickeln auf der Basis relevanter Theorien und Modelle evidenzbasierte, störungsspezifische und patient*innenorientierte individuelle Vorgehensweisen in Diagnostik und Therapie

Kommunikation und Kooperation

Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, ...

  • präsentieren und diskutieren Logopädie-relevante theoretische Bezugssysteme unter ausgewählten Kriterien kritisch.
  • vermitteln die Relevanz von theoriegeleitetem logopädischen Handeln für die evidenzbasierte Praxis im Diskurs mit Fachvertreter*innen.

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Studierende, die dieses Modul erfolgreich absolviert haben, ...

  • verstehen ihr professionell-therapeutisches Handeln als wissenschafts- und theoriegeleitet.

Literatur

  • Blanken, G., Bormann, T. & Schweppe, J. (2011): Modellierung der mündlichen und schriftlichen Sprachproduktion – Evidenzen aus der Aphasie- und Agrafieforschung. Sprache – Stimme – Gehör 35:8-12. 
  • Cholewa, J. (2020): Spezifische Sprachentwicklungsstörungen – Modellgeleitete Sprachdiagnostik. Stuttgart: Thieme. 
  • Ehlert, H. (2022): Die zwei Seiten der Medaille: Lernen messen und Lernen fördern im Dynamic Assessment. MitSprache, 3, 5-17.
  • Grohnfeldt, M. (2016): Wissenschaftstheoretische Grundlagen. In: Grohnfeldt, M. (2016) (Hrsg.): Kompendium der akademischen Sprachtherapie und Logopädie. Band 1: Sprachtherapeutische Handlungskompetenzen. Stuttgart: Kohlhammer. 21-30.
  • Hasson, N. (2017). The Dynamic Assessment of Language Learning. London: Routledge.
  • Hielscher-Fastabend, M. (2017): Lern- und kognitionspsychologische Grundlagen der Sprachtherapie. In: Grohnfeldt, M. (Hrsg.): Kompendium der akademischen Sprachtherapie und Logopädie. Band 2: Interdisziplinäre Grundlagen. Stuttgart: Kohlhammer. 252-275.
  • Paradis, J., Genesee, F. & Crago, M. (2021). Dual Language Development & Disorders – A Handbook on Bilingualism & Second Language Learning (3nd ed.). Baltimore, Maryland: Paul H. Brookes Publishing Co., Inc.
  • Scharff Rethfeldt, W. (2018): Evidenzbasierte logopädische Diagnostik bei mehrsprachigen Kindern mit Verdacht auf Sprachentwicklungsstörung. Praxis Sprache, 63(1), 12-17
  • Siegmüller, J. & Beier, J. (2015): Kindersprachstörungen und ihre Therapie. Was wir wissen und was wir noch nicht wissen. Forum Logopädie, 1(29): 6-11.
  • Stadie, N., Hanne, S., Lorenz, A. (2019): Lexikalische und semantische Störungen bei Aphasie. Stuttgart: Thieme.

Zusammenhang mit anderen Modulen

Das Modul verstärkt die professionellen Kompetenzen und knüpft an die Grundlagen therapeutischer Entscheidungsfindung aus dem Modul "Klinische Urteilsbildung 1/Logopädie" an. Ebenso können Kenntnisse und Kompetenzen aus den Modulen "Einführung in die empirische Forschung für Therapieberufe", speziell aus dem Recherchekurs sowie aus dem Modul "Evidenzbasierte Praxis" bzw. aus der Veranstaltung "Journal Club Logopädie" eingebracht werden, um ausgewählte Verfahren kritisch zu bewerten.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie
    • Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, B.Sc. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Schneider, Barbara
    Lehrende
    • Schneider, Barbara