Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit: Multiperspektivische Fallarbeit und Dokumentation

Fakultät

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Version

Version 8.0 vom 28.06.2019

Modulkennung

22B1233

Modulname (englisch)

Acting Methodically in Social Work: Consultancy and Documentation

Studiengänge mit diesem Modul

Soziale Arbeit (B.A.)

Niveaustufe

3

Kurzbeschreibung

Fallarbeit ist „die“ gemeinsame Basis der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder Sozialer Arbeit. Eine Charakteristika sozialarbeiterischer Professionalität ist dabei die Einnahme der unterschiedlichen, auf das Fallgeschehen einwirkenden, Perspektiven. Ein solches multiperspektivisches Vorgehen zeichnet sich insbesondere durch einen bewussten Wechsel unterschiedlicher Bezugsrahmen aus. Eine Herausforderung, die Sozialarbeiter_innen eine hohe Professionalität abverlangt, um unter komplexen Rahmenbedingungen und schwierigen Beziehungskontexten kompetent im Sinne ihres Auftrags und der Klient_innen zu handeln.Nur durch die Wahrnehmung und den ständigen Wechsel der unterschiedlichen Perspektiven kann die Komplexität des Falles/ Handlungsfeldes - können Zusammenhänge und Wechselwirkungen - erfasst, das fachliche Vorgehen generiert und einem strukturierten Reflexionsprozess zugeführt werden.Hauptfokus sind Beratungssettings in unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit, sowie die Beziehungsgestaltung zum Klienten und die entsprechenden Wege der Informationsgewinnung. Dabei werden die Klienten in ihrem Subjektstatus gesehen und ihr Wille sowie ihre Ressourcen bei der Problembewältigung offensiv mit einbezogen. Das methodisch abgesicherte und fachlich begründete Vorgehen wird unter Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen kontinuierlich dokumentiert.

Lehrinhalte

Ebenen und Phasen Multiperspektivischen Fallverstehens, Klärung des Rollenverständnisses in der Sozialen Arbeit, Rahmenbedingungen und Aufgaben der jeweiligen Institution, Bewältigung unsicherer Situation und damit die Stärkung einer berufsbiografischen Identität sowie die Schulung der Reflexion des eigenen (professionellen) Handelns, Argumentieren und Legitimieren des eigenen Handelns durch Verknüpfung von Theorie und Praxis auf Fallspezifische Situationen (theoriegeleitetes Handeln), Netzwerk- und Vermittlungswissen/ Kooperationen in der Sozialen Arbeit, Methoden kooperativer Fallarbeit (z.B. Kollegiale Fallberatung), Gestaltung professioneller Arbeitsbeziehungen zwischen Klient_innen und Netzwerken. Nutzung unterschiedlicher Dokumentationsformen.

Lernergebnisse / Kompetenzziele

Wissensverbreiterung
Die Studierenden lernen die theoretischen Konzepte sozialprofessioneller Fallarbeit kennen. Die Grundlagen von Beratung und deren Kontexten werden hier wieder aufgenommen und fallspezifisch wiederholt. Die Studierenden erweitern Ihr Wissen um die unterschiedlichen und detailreichen Situationen und den dazugehörigen spezifischen Handlungsmöglichkeiten.
Wissensvertiefung
Dieses Modul baut auf dem Wissen des gesamten Studiums auf. Darunter vor allem das Wissen um Arbeitsfelder, entwicklungspsychologische, pädagogische sowie sozialisationstheoretische Grundlagen und Case Management/ Dokumentation. Auch das Wissen aus den Modulen und Gesprächsführung und Beratung wird in diesem Modul noch einmal deutlich vertieft. Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, erwerben einen vertieften Einblick ihres bisherigen beruflichen Wissens in den arbeitsspezifischen Kontexten.
Können - instrumentale Kompetenz
Studierende, sind aufgrund des Seminares in der Lage Theorie und Praxis zu verbinden. Das Seminar schult die Herleitung theoretischer Implikationen und Interventionen. Studierende können eigene praktische Erfahrungen einbinden und in Kombination theoretischer Konzepte in der Abfolge der Bearbeitung eines Falles auch anwendungsorientiert erproben. Das Seminar ist im Ganzen methodisch orientiert, die Fallbearbeitung verläuft über das gesamt Semester. Durch Rollenübungen und den ergänzenden Reflexionen sind Studierende in der Lage, das umfassende Wissen komplexer fallarbeitsbezogener Prozesse zu analysieren und angemessen an die jeweiligen spezifischen Fallsituationen anzupassen und anzuwenden. Sie sind in der Lage ihr Handeln zu dokumentieren und fachlich zu reflektieren.
Können - kommunikative Kompetenz
(siehe Modul Beratung) Die Studierenden sind in der Lage situationsadäquat und subjektangepasst zu beraten. Dabei wird eine Verbesserung der Einsichts-, Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Klientel unter Berücksichtigung deren individueller Biografie und Sozialisation sowie dem individuellen Kontext angestrebt. Die Studierenden können komplexe Situationen erfassen und die Gesprächsleitung übernehmen. Des Weiteren lernen Studierende die Kommunikation innerhalt von Kleingruppen und mittels angewandter Methoden in professionellen Netzwerken (Kollegiale Fallberatung, Praxispaten, Netzwerke).
Können - systemische Kompetenz
Die Studierenden können komplexe Bedingungen eines Falles erkennen, diese im entsprechenden Maße ordnen, reduzieren und relevantes Nicht-Wissen einholen. Sie sind in der Lage Hypothesen aufzustellen und zu bearbeiten, ohne dabei das eigene professionelle und das Handeln der Klient_innen in Frage zu stellen oder voreilig zu intervenieren. Studierenden können damit zielgerichtet und überlegt Fallbearbeitungssituationen vorbereiten, diese in den jeweiligen Settings gestalten, durchführen und anschließend analysieren. Sie beziehen sich dabei auf die Situation und die aktuelle soziale Lage, auf den Einzelnen oder die Gruppe, beachten deren Ressourcen und die Grenzen der Vorgehensweise und können diesen reflexiv in ihren beruflichen Kontext einbinden.

Lehr-/Lernmethoden

Seminar mit theoretischen Inputs, hauptsächlich aber methodenorientierte Übungen und Gruppenorientierte Reflexionsarbeit

Empfohlene Vorkenntnisse

Praxisfelder der Sozialen Arbeit, Gesprächsführung und soziale Gruppenarbeit, Mentorenprogramm, Beratung und interprofessionelle Vernetzung

Modulpromotor

Radewagen, Christof

Lehrende
  • Granzow, Marina
  • Wesseln-Borgelt, Gerda
  • Radewagen, Christof
Leistungspunkte

5

Lehr-/Lernkonzept
Workload Dozentengebunden
Std. WorkloadLehrtyp
20Vorlesungen
20Seminare
20betreute Kleingruppen
Workload Dozentenungebunden
Std. WorkloadLehrtyp
30Veranstaltungsvor-/-nachbereitung
20Literaturstudium
30Kleingruppen
10Prüfungsvorbereitung
Literatur

Hege, Marianne (2001): Kunst oder Handwerk? Konzeptionelle und methodische Eckpfeiler sozialpädagogischen Fallverstehens. In: Ader u.a. (Hrg.): Sozialpädagogisches Fallverstehen und sozialpädagogische Diagnostik in Forschung und Praxis. Münster, S. 12 – 21

Heiner, Maja (2004). Fallverstehen, Typen der Falldarstellung und kasuistische Kompetenz. In: Hörster, Reinhard / Küster

Ernst-Uwe / Wolff, Stephan: Orte der Verständigung. Beiträge zum sozialpädagogischen Argumentieren. Freiburg im Breisgau. 91-108

Hennig, André (2004) Multiperspektivische Fallarbeit. In: Peter Wißmann (Hrsg.): Werkstatt Demenz. Vincentz Verlag (Hannover)

Michel-Schwartze, B. (2002) Handlungswissen der Sozialen Arbeit. Leske + Budrich.

Müller, Burkhard (2009) Fallarbeit und soziale Dienste in der Arbeit mit Erwachsenen. Beitrag in: W. Schröer (Hg) Basiswissen Soziale Arbeit - Lebensalter und Soziale Arbeit: Erwachsenenalter

Müller, Burkhard (2012).Sozialpädagogisches Können. Ein Lehrbuch zur multiperspektivischen Fallarbeit. 7. Auflage. Lambertus Freiburg i. B.

Spiegel, H. von (2006). Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit. 4. Auflage. Reinhard Verlag.

Wendt, P.-U. (2015) Lehrbuch Methoden der Sozialen Arbeit. Erste Auflage. Beltz Juventa

Prüfungsleistung
  • Referat
  • Mündliche Prüfung
  • Portfolio Prüfung
Bemerkung zur Prüfungsform

Die Portfolio-Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Präsentation (PR) und Referat (R) zusammen. Die Präsentation wird mit 30 Punkten gewichtet. Das Referat (R) wird bei der Berech-nung der Modulendnote mit 70 Punkten gewichtet.

Dauer

1 Semester

Angebotsfrequenz

Nur Wintersemester

Lehrsprache

Deutsch