Professionelle Kommunikation - Ergotherapie

Fakultät

Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo)

Version

Version 1 vom 29.07.2025.

Modulkennung

22B1082

Niveaustufe

Bachelor

Unterrichtssprache

Deutsch

ECTS-Leistungspunkte und Benotung

5.0

Häufigkeit des Angebots des Moduls

nur Wintersemester

Dauer des Moduls

1 Semester

 

 

Kurzbeschreibung

Das Modul befasst sich mit den allgemeinen und spezifischen Merkmalen der Kommunikation (ICF, S.101) sowie Kommunikations- und Beziehungsgestaltung im professionellen Kontext unter Berücksichtigung der Facetten einer diversen Gesellschaft. In der Ergotherapie stellt die Kommunikation zwischen Therapeut*in und Klient*in sowie den Angehörigen als erweiterte Klient*innen einen zentralen Einflussfaktor dar, der neben der fachlichen Qualifikation mitentscheidend für den Behandlungserfolg sein kann. In diesem Seminar werden Kommunikationsmodelle und Methoden der Gesprächsführung auf die spezifischen Anforderungen der Zielgruppen in der ergotherapeutischen Versorgung abgestimmt. Die Studierenden sollen grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten in der Gestaltung von Kommunikations- und Interaktionsprozessen erwerben und im Kontext therapeutischen Handelns sowohl in der Therapeut*in-Klient*in-Interaktion als auch im inter- und intraprofessionellen Team anwenden können. Die kommunikativen Fertigkeiten werden vor allem durch praktische und praxisnahe Übungen, sowie durch ausgeprägte selbstreflexive Methoden entwickelt.

Lehr-Lerninhalte

1. Grundlagen und Training der Gesprächsführung

1.1 Grundlagen der Kommunikation (Kommunikationsmodelle/-theorien)

1.2 Klientenzentrierung und Empowerment

1.2.1 Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Rogers

1.2.2 Förderung von Empathie, Akzeptanz und Kongruenz

1.2.3 Aufbau von Beziehungen

1.2.4 Empowermentprozesse

1.2.5 Techniken

1.3 Systemische Beratung

1.3.1 Systemverständnis in der Gesprächsführung

1.3.2 Ziel-, Ressourcen- und Lösungsorientierung

1.3.3 Techniken

1.4 Gesprächsführung in besonderen Therapiesituationen (Krisen, Suizid), Krisenintervention

1.5 Interkulturelle Kommunikation

2. Kommunikation im interprofessionellen Kontext

2.1 Interprofessionelle Anlässe und Settings und deren spezifische Anforderungen an die Kommunikationsgestaltung

2.2 Kollegiale Beratung und Supervision

Gesamtarbeitsaufwand

Der Arbeitsaufwand für das Modul umfasst insgesamt 150 Stunden (siehe auch "ECTS-Leistungspunkte und Benotung").

Lehr- und Lernformen
Dozentengebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
15VorlesungPräsenz-
30ÜbungPräsenz-
15betreute KleingruppenPräsenz-
Dozentenungebundenes Lernen
Std. WorkloadLehrtypMediale UmsetzungKonkretisierung
40Veranstaltungsvor- und -nachbereitung-
30Arbeit in Kleingruppen-
20Prüfungsvorbereitung-
Benotete Prüfungsleistung
  • Klausur oder
  • Portfolio-Prüfungsleistung oder
  • Präsentation
Bemerkung zur Prüfungsart

Die Portfolio-Prüfung umfasst 100 Punkte und beinhaltet eine einstündige Klausur und eine mündliche Prüfung. Die Klausur wird mit 85 Punkten und die mündliche Prüfung mit 15 Punkten gewichtet.

Prüfungsdauer und Prüfungsumfang

Für die im Modul zulässigen Prüfungsarten gelten jeweils die folgenden Angaben zum Umfang bzw. der Dauer.

Prüfungsarten für benotete Prüfungsleistungen:

  • Klausur (K2): Siehe jweils gültige Studienordnung
  • Portfolio-Prüfung: Klausur (K1): siehe jeweils gültige Studienordnung; mündliche Prüfung: ca. 10 Minuten und siehe allgemeiner Teil der Prüfungsordnung
  • Präsentation: ca. 20 Minuten

Die Anforderungen werden in der jeweiligen Veranstaltung konkretisiert.

Empfohlene Vorkenntnisse

Vorkenntnisse aus dem Modul "Domäne der Ergotherapie" sowie zu den Lehrinhalten zum Befund- und Therapieprozess in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Ergotherapie.

Wissensverbreiterung

Die Studierenden...

  • stellen die Kommunikation zwischen Therapeut*in und Klient*in sowie den Angehörigen als erweiterte Klient*innen als zentralen Einflussfaktor dar.
  • stellen die Diversity-Dimensionen (z.B. Geschlecht und geschlechtliche Identität, Alter, soziale Herkunft, ethnische Herkunft und Nationalität, sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, körperliche und geistige Fähigkeiten) als bedeutende Einflussgröße im Fallverstehen im Therapieprozess dar. 
  • erklären relevante Kernaussagen grundlegender Kommunikationsmodelle.
  • verdeutlichen die Einsatzmöglichkeiten der wichtigsten Techniken der Gesprächsführung.
  • benennen die Merkmale einer klientenzentrierten Grundhaltung und ihre Bedeutung für eine offene und wertschätzende Gesprächsatmosphäre.
  • legen Prozesse und Techniken für die Ausrichtung interprofessioneller Kommunikationssituationen dar.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

3. Professionelle Beziehungen zu Einzelpersonen, Gruppen und dem Gemeinwesen
selbstgesteuert gestalten

6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten

Wissensvertiefung

Die Studierenden

  • erfassen Möglichkeiten und Grenzen der klientenzentrierten Gesprächsführung.
  • demonstrieren Potentiale der interprofessionellen Kommunikation für die Gestaltung von Versorgungsprozessen.
  • nehmen die unterschiedlichen Bedürfnisse der diversen Klient*innen in ihren Lebenswelten und den daraus folgenden Konsequenzen für Anforderungen an eine professionelle Kommunikation wahr.
  • erfassen die Faktoren gelingender Kommunikation und Kooperation vor dem Hintergrund eines diversen Gesundheitswesens (z.B. Hierarchie, Macht und Statusgruppen im Gesundheitswesen, Geschlecht und geschlechtliche Identität, Alter).
  • vergleichen einzelne Kommunikationsmodelle, Prozesse und Techniken der Gesprächsführung im Hinblick auf ihre Anwendung in der therapeutischen Praxis.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

3. Professionelle Beziehungen zu Einzelpersonen, Gruppen und dem Gemeinwesen
selbstgesteuert gestalten

6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten

Wissensverständnis

Die Studierenden

  • beurteilen die eigene Kommunikation als auch die ihrer Gesprächspartner*innen, um Gespräche konstruktiv und zielorientiert zu führen.
  • ordnen kulturabhängige Werte und Kommunikationsmuster ein und berücksichtigen diese in der Gestaltung der therapeutischen Beziehung.
  • beurteilen die eigene Kommunikation als auch die ihrer Gesprächspartner*innen, um Gespräche konstruktiv und zielorientiert unter Wahrung von ‚Nähe & Distanz‘ zu führen.
  • hinterfragen sich selbstreflexiv, um Gespräche zu gestalten.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

3. Professionelle Beziehungen zu Einzelpersonen, Gruppen und dem Gemeinwesen
selbstgesteuert gestalten

6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten

Nutzung und Transfer

Die Studierenden

  • bereiten Beratungsgespräche angemessen vor, führen sie durch und reflektieren sie umfassend.
  • nutzen Methoden der Selbstreflexion für die kritisch-konstruktive Gestaltung von Gesprächssituationen.
  • setzen in der Gestaltung von Gesprächen unterschiedliche Gesprächsmethoden (wie zum Beispiel Fragetechniken, Perspektivwechsel, aktives Zuhören) konstruktiv, zielorientiert und diversity-sensibel ein.
  • reflektieren individuelle, kulturelle, soziale und gruppenspezifische Diversitäten, um diese in ihrer Gesprächsführung zu berücksichtigen.
  • erkennen Kommunikations- und Sprachmuster und können diese sowohl adaptieren als auch konterkarieren.
  • gestalten fallbezogene Prozesse der Unterstützung und des Empowerments, um Klient*innen in ihren Copingstrategien zur Bewältigung von Krankheit und Behinderung zu beraten.
  • wenden Methoden der Teamreflexion an und gestalten die Zusammenarbeit im Team konstruktiv.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

1. Die ergotherapeutische Diagnostik selbstständig und eigenverantwortlich planen und diese durchführen (1.1; 1.5)

2. Ergotherapeutische Interventionen selbstständig und eigenverantwortlich planen und diese durchführen (2.3)

3. Professionelle Beziehungen zu Einzelpersonen, Gruppen und dem Gemeinwesen
selbstgesteuert gestalten

6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten

Kommunikation und Kooperation

Die Studierenden

  • führen Gespräche zielorientiert und stellen sich dabei individuell und diversity-sensibel auf Gesprächspartner*innen ein.
  • verfügen in kommunikativen Situationen über eine sensibilisierte Wahrnehmung bezüglich dem/der Gesprächspartner*in, der eigenen Person sowie dem Umfeld und den Rahmenbedingungen, beschreiben diese und zeigen Ableitungen für die Gesprächsführung auf.
  • reflektieren individuelle und gruppenspezifische Diversity-Dimensionen 
    (z.B. Geschlecht und geschlechtliche Identität, Alter, soziale Herkunft, ethnische Herkunft und Nationalität, sexuelle Orientierung, Religion und Weltanschauung, körperliche und geistige Fähigkeiten), um diese in ihrer Gesprächsführung zu berücksichtigen.
  • planen und moderieren Gesprächsanlässe in interprofessionellen Kontexten.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

3. Professionelle Beziehungen zu Einzelpersonen, Gruppen und dem Gemeinwesen
selbstgesteuert gestalten

6. Intra- und interprofessionelle Beziehungen eigenständig gestalten

Wissenschaftliches Selbstverständnis / Professionalität

Die Studierenden...

  • begründen ihr Vorgehen im Hinblick auf die Gestaltung von Gesprächssituationen und berücksichtigten Klientenzentrierung/Personenzentrierung als zentrale Werte der Ergotherapie.
  • übernehmen Verantwortung für die Gestaltung von Kommunikationssituationen in ergotherapeutischen Behandlungskontexten und hinsichtlich der professionellen Beziehung zum/zur Klient*in.
  • kennen Herausforderungen einer diversen Gesellschaft und berücksichtigen sie in der Gestaltung von Kommunikation.

Kompetenzformulierung nach neuer Gesetzeslage:

7. An der Profilierung und Professionalisierung der Ergotherapie nachhaltig mitwirken (7.1; 7.5)

9. Auf Grundlage des beruflichen Selbstverständnisses selbstgesteuert berufliche Anforderungen bewältigen (9.1; 9.2)

Literatur

Argyle, M. (2013). Körpersprache und Kommunikation. Nonverbaler Ausdruck und soziale Interaktion. Paderborn: Junfermann. 

Bachmann, C.; Kiessling, C.; Härtl, A. & Haak, R. (2016). Kommunikation in Gesundheitsberufen – Ein europäischer Konsensus zu inter- und multiprofessionellen Ausbildungszielen in deutschsprachiger Übersetzung. GMS Journal for Medical Education, 33(2), 7-13. 

Bennett K. & Lyons Z. (2011). Communication skills in medical education: an integrated approach. Educ Res Perspect, 38(2), 45-56. 

Berding, J.; Weise, L. (2021). Kommunikation in der Ergotherapie. Unter der Lupe: Gegenstand, Merkmale und Kompetenzen. In: ergotherapie, 20-25. 

Berne, E. (1961). Transactional analysis in psychotherapy: A systematic individual and social psychiatry. New York: Grove Press. 

Büttner, C.; Quindel, R. (2013). Gesprächsführung und Beratung. Sicherheit und Kompetenz im Therapiegespräch. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag. 

Cohn, R. C. (2018). Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion. Von der Behandlung einzelner zu einer Pädagogik für alle. 18. Auflage. Stuttgart: Klett-Cotta. 

Dehn-Hindenberg, A. (2008). Patientenbedürfnisse in der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag GmbH. 

Dehn-Hindenberg, A. (2010). Gesundheitskommunikation im Therapieprozess. Idstein: Schulz-Kirchner Verlag. 

Gerber, M.; Kraft, E.; Bosshard, C. (2018). Interprofessionelle Zusammenarbeit aus Qualitätssicht. Schweizerische Ärztezeitung. 99(44), 1524–1529. 

Gührs, M.; Nowak, C. (2014). Das konstruktive Gespräch. Ein Leitfaden für Beratung, Unterricht und Mitarbeiterführung mit Konzepten der Transaktionsanalyse. 7. Auflage. Meezen: Verlag Christa Limmer.

Herter-Ehlers, U. (2021). Grundlagen der Kommunikation für Gesundheitsberufe. Leitfaden für Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Pflege. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

Hoos-Leistner, H. (2019). Kommunikation im Gesundheitswesen. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag. 

Miller, W.R. & Rollnick, S. (2015). Motivierende Gesprächsführung. Motivational Interviewing: 3. Auflage des Standardwerks in Deutsch. Freiburg im Breisgau: Lambertus-Verlag. 

Packard, K.; Chehal, H.; Maio, A.; Doll, J.; Furze, J.; Huggett, K.; Jensen, G.; Jorgensen, D.; Wilken, M.; Qi, Y. (2012). Interprofessional Team Reasoning Framework as a Tool for Case Study Analysis with Health Professions Students: A Randomized Study. In: Journal of Research in Interprofessional Practice and Education (JRIPE), Vol. 2.3. 250-263.

Plate, M. (2015). Grundlagen der Kommunikation. Gespräche effektiv gestalten. 2., durchgesehene Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG. 

Rogers, C. (1983). Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Client-Centered Therapy. 20. Auflage. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag. 

Rosenberg, M. (2016). Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. 12. überarbeitete und erweiterte Auflage. Paderborn: Junfermann. 

Schulz von Thun, F. (2010). Miteinander Reden. Störungen und Klärungen. 48. Auflage. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH. 

Tausch, R. & Tausch, A. (1990). Gesprächspsychotherapie. Göttingen Toronto Zürich: Hogrefe. 

Tewes, R. (2014). Einfach gesagt. Kommunikation für Physio- und Ergotherapeuten. Berlin Heidelberg: Springer-Verlag. 

Watzlawick, P.; Beavin, J.H. & Jackson, D.D. (2011). Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. 12. Unveränderte Auflage. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG. 

Weigl, T.; Mikutta, J. (2019). Motivierende Gesprächsführung. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

Verwendbarkeit nach Studiengängen

  • Ergotherapie, Physiotherapie (dual)
    • Ergotherapie, Physiotherapie (dual), B.Sc. (01.09.2024)

    Modulpromotor*in
    • Brinkmann, Sabine
    Lehrende
    • Brinkmann, Sabine