Hilfen zur Erziehung / Schutzauftrag

Fakultät

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Version

Version 8.0 vom 28.06.2019

Modulkennung

22B0906

Modulname (englisch)

Child and Youth Care / Protection Order

Studiengänge mit diesem Modul

Soziale Arbeit (B.A.)

Niveaustufe

2

Kurzbeschreibung
  1. Die Hilfen zur Erziehung stellen einen der größten Leistungsbereiche der Kinder- und Jugendhilfe dar. Als sozialpädagogische Hilfen reagieren sie auf die Bedingungen des Aufwachsens und den gestiegener Anforderungen der Lebensbewältigung. Sie wollen junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützen und fördern, die Familienerziehung (wieder) stärken, Familien in ihrem Alltag beraten, Benachteiligung mindern und ihre Auswirkungen (z. B. auf Bildungsbiografien) eindämmen. Hilfe zur Erziehung ist in diesem Sinne jugendhilferechtlich als Leistungsbereich explizit verankert und in der Praxis ihrer Angebotsformen erheblich ausdifferenziert und professionalisiert.
  2. Der öffentlicher Träger sowie Einrichtungen und Dienste der Kinder- und Jugendhilfe sind ausdrücklich verpflichtet, bei möglichen Gefährdungen für das Wohl von Kindern und Jugendlichen, Familien zu unterstützen, schwierige Lebens- und Erziehungssituationen mit gezielten Hilfeangeboten zu entschärfen, aber auch zu intervenieren, wenn Eltern bei einer akuten Kindeswohlgefährdung Hilfen nicht annehmen. Der im § 8a SGB VIII geregelte Schutzauftrag präzisiert das Handeln der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext drohender oder akuter Kindeswohlgefährdung. Mit dieser Präzisierung werden auch notwendige Rahmenstandards für den Schutzauftrag formuliert, den es im Sozial- und Erziehungswesen weiter zu profilieren gilt.
Lehrinhalte
  • Einführung in das politische und sozialpädagogische Handlungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe
  • Klärung von Begriffen, Definitionen und Grundverständnissen von erzieherischer Hilfe als Leistungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe
  • Angebots- und Erscheinungsformen erzieherischer Hilfe im Überblick
  • Aktuelle Entwicklungen und Tendenzen: Analyse der Kinder- und Jugendhilfestatistik
  • Analyse der Lebenslagen von Adressatinnen und Adressaten dieser Hilfe
  • Exemplarische Fallkonstellationen und der Prozess der Hilfeplanung
  • Einblicke in die je spezifischen Settings, Adressaten, Organisationsformen und methodischen Anforderungen exemplarischer Hilfeformen
  • Aktuelle Rahmenbedingungen und Anforderungen (z.B. neue Konzepte der besonderen erzieherischen Förderung in Regelkontexten).
  • Auswirkungen des Sozialdatenschutzes für die Praxis der Kinder-und Jugendhilfe
  • Schutzkonzepte in der Kinder- und Jugendhilfe
  • Klärung von Begrifflichkeiten, Ursachen und Erscheinungsformen der Kindeswohlgefährdung
  • Umgang mit (drohender) Kindeswohlgefährdung durch den ASD des Jugendamtes
  • Methodische Gestaltung von Verfahrensprozessen im systematischen Überblick
  • Erprobung von Verfahrensprozessen anhand exemplarischer Arbeitsmaterialien und Falldarstellungen
  • Infrastrukturelle Perspektive des Schutzauftrages in der Kinder- und Jugendhilfe (v.a. Entwicklung lokaler Netzwerke früher Hilfen für Familien)
Lernergebnisse / Kompetenzziele

Wissensverbreiterung
1. Die definitorische Unterscheidung von einer dem Wohl des Kindes nicht entsprechenden Erziehung laut SGB VIII und einer Gefährdung des Kindeswohls laut BGB kann von den Studierenden unterschieden und in den praktischen Konsequenzen reflektiert werden. Das Leistungsspektrum der Hilfen zur Erziehung ist im Überblick bekannt und wurde in exemplarischen Arbeitsfeldern vertiefend betrachtet. Ein handlungsfeldspezifisches Fachlichkeitsprofil ist deutlich geworden und kann in aktuelle Anforderungen an dieses Arbeitsfeld (Flexibilisierung, Sozialraumorientierung, Planung, Organisation) verortet werden.

2. Die Studierenden, die dieses Modul studiert haben, kennen die fachlich auszufüllenden Vorgaben der §§ 8a und 8b SGB VIII in unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen der Kinder- und Jugendhilfe. Insbesondere die einzelfallbezogenen Verfahrensprozesse von Mitarbeiter(inne)n des ASD sind bekannt und können jugendhilferechtlich sowie methodenkritisch verortet werden. Das Spannungsfeld von Kinder- und Jugendhilfe zwischen Hilfe und Kontrolle kann reflektiert und anhand verschiedener praktischer Problemstellungen erörtert werden. Ziele und Konzepte von lokalen Netzwerken früher Hilfen für Familien
können auf die querschnittartige Bedeutung von Kindesschutz als gleichermaßen gesellschaftliche und
professionelle Anforderung rückbezogen werden.
Wissensvertiefung
Die Studierenden erlangen vertiefte Einblicke in unterschiedliche institutionelle Settings und methodische Anforderungen und können typische Lebenslagen der Adressatinnen und Adressaten und Erscheinungsformen eines erzieherischen Bedarfs gem. § 27 SGB VIII von „gewichtigen Anhaltspunkten für die Gefährdung des Wohls eines Kindes oder Jugendlichen“ gem. § 8a SGB VIII unterscheiden.
Können - instrumentale Kompetenz
Die Studierenden erwerben theoretische und praxisbezogene Kenntnisse bezüglich des gesetzlich verankerten Auftrages der Hilfen zur Erziehung, ihrer einzelfallbezogenen Planung im Jugendamt,
ausgewählter institutioneller Settings und methodischer Grundlagen und der sozialräumlichen Vernetzung dieses Leistungsfeldes der Kinder- und Jugendhilfe mit anderen Angeboten und Diensten. Studierende kennen die theoretischen Grundlagen zu Ursachen und Erscheinungsformen von Kindeswohlgefährdung und kennen mögliche Handlungskonzepte öffentlicher und freier Träger.
Können - kommunikative Kompetenz
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, kennen die Hintergründe prekärer Lebenslagen und schwieriger Erziehungssituationen und sind vor diesem Hintergrund in der Lage, die Gewährung von Hilfen zur Erziehung oder die Einleitung sozialpädagogischer Interventionen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen rechtlich und fachlich begründen.
Können - systemische Kompetenz
Die Studierenden sind in der Lage, die Ursachen von Erziehungsschwierigkeiten und möglichen Gefährdungen für das Wohl von Kindern und Jugendlichen nicht allein als individuelles Problem zu betrachten, sondern kennen unterschiedliche sozial- und erziehungswissenschaftlich sowie psychologisch begründete Zusammenhänge und können diese einordnen. Sie können die jugendhilfespezifischen Vorgaben des Sozialdatenschutzes auf praktische Anwendungsgebiete übertragen.

Lehr-/Lernmethoden

SeminargesprächeGruppenarbeitenstudentische Referate SelbststudiumKonzepterstellung

Empfohlene Vorkenntnisse

Dieses Modul versteht sich als vertiefende Studienmöglichkeit, indem hier grundlegende Kenntnisse u.a. aus den Modulen „Familien- und Jugendrecht für die Soziale Arbeit“, "Praxisfelder der Sozialen Arbeit“, „Soziale Exklusion und Inklusion im Kontext Sozialer Arbeit", „Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit: Case Management und Dokumentation" aufgegriffen, in neuen Anwendungskontexten vertiefend betrachtet und anhand weiterführender Analysen erweitert werden. Dieses Modul (und das entsprechende Vertiefungsgebiet) eröffnet darüber hinaus Bezüge zumVertiefungsgebiet „Klinische Sozialarbeit“.

Modulpromotor

Hensen, Gregor

Lehrende
  • Maykus, Stephan
  • Hensen, Gregor
  • Radewagen, Christof
Leistungspunkte

5

Lehr-/Lernkonzept
Workload Dozentengebunden
Std. WorkloadLehrtyp
30Vorlesungen
30Seminare
Workload Dozentenungebunden
Std. WorkloadLehrtyp
20Veranstaltungsvor-/-nachbereitung
30Literaturstudium
40Prüfungsvorbereitung
Literatur

Behnisch, M., Eger, F., Hensen, G. (Hrsg.) (2013): Reformgeschichte(n) - Beiträge zur Geschichte der Erziehungshilfe. Frankfurt am Main: IGfH-Verlag.

Jordan, E. (Hrsg.) (2008): Kindeswohlgefährdung. Rechtliche Neuregelungen und Konsequenzen für den Schutzauftrag der Kinder- und Jugendhilfe (3. Aufl.) Weinheim und München: Juventa.

Jordan, E., Maykus, S., Stuckstätte, E.C. (2015): Kinder und Jugendhilfe: Einführung in Geschichte und Handlungsfelder, Organisationsformen und gesellschaftliche Problemlagen (4. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Rätz, R., Schröer, W., Wolff, M. (2014): Lehrbuch Kinder- und Jugendhilfe: Grundlagen, Handlungsfelder, Strukturen und Perspektiven (2. Aufl.), Weinheim und Basel: Juventa.

Schone, R., Tenhaken, W. (Hrsg.) (2015): Kinderschutz in Einrichtungen und Diensten der Kinder- und Jugendhilfe (2. Aufl.). Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Schröer, W., Struck, N., Wolff, M. (Hrsg.) (2005): Handbuch Kinder- und Jugendhilfe. Studienausgabe. Weinheim und München: Juventa.

Uhlendorff, U., Euteneuer,M., Sabla, K.-P. (2013): Soziale Arbeit mit Familien. München. Reinhardt.

Wolf, K. (2012): Sozialpädagogische Interventionen in Familien. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Prüfungsleistung
  • Hausarbeit
  • Portfolio Prüfung
  • Referat
Bemerkung zur Prüfungsform

Die Portfolio-Prüfung umfasst insgesamt 100 Punkte und setzt sich aus den Prüfungselementen Referat (R) und einstündige Klausur (K1) zusammen. Das Referat wird mit 30 Punkten gewichtet. Die abschließende Klausur (K1) wird bei der Berechnung der Modulendnote mit 70 Punkten gewichtet

Prüfungsanforderungen

Kenntnisse unterschiedlicher Angebotsformen der Hilfen zur Erziehung, exemplarischer Methoden der besonderen erzieherischen Förderung, der Hilfeplanung und aktueller Einflüsse auf dieses Leistungsfeld, die zu neuen Formen der sozialräumlichen Vernetzung führen. Darüber hinaus Kenntnisse zum gesetzlichen Auftrag und zu Fragen der Umsetzung des Schutzauftrages (v.a. im ASD des Jugendamtes), zu Ursachen und Erscheinungsformen der Kindeswohlgefährdung sowie zu aktuellen Entwicklungen im Kontext früher Hilfen für Familien.

Dauer

1 Semester

Angebotsfrequenz

Nur Wintersemester

Lehrsprache

Deutsch