Zwei duale Studiengänge und ein Praxispartner – geht das? Mittwoch, 24. April 2024

Kim Schürmann

Bereits seit 2018 studiert die 24-jährige Kim Schürmann am IDS in Lingen. Ihr Praxispartner, die Westfalen AG, begleitet sie nicht nur während ihres dualen Bachelorstudiums der Betriebswirtschaftslehre, sondern auch im anschließenden dualen Masterstudium „Führung und Organisation“ – beides in Lingen. Ihr beruflicher Werdegang bei der Westfalen AG führte sie zuletzt in den Bereich Projektmanagement. Mit Beginn des Masterstudiums spezialisierte sie sich auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit - eine Richtung, die sie von Anfang an begeisterte.

Welche Rolle Nachhaltigkeit in ihrem Studium und Beruf spielt, was Kim Schürmann aus dem Studium in ihrem Beruf umsetzen konnte und warum sie sich für ein duales Studium in Lingen entschieden hat, erzählt sie im Interview.

Wie bist du auf den Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre hier in Lingen aufmerksam geworden?

Das war eigentlich ein Zufall. Ich war auf der Jobmesse in Münster und hatte schon länger vor, ein duales Studium zu machen. Allerdings schreckte mich die Vorstellung ab, jeden Samstag in der Hochschule zu sitzen, wie es bei einigen dualen Studiengängen an manchen Hochschulen ja der Fall ist. Am Stand der Westfalen AG erfuhr ich, dass sie schon lange Praxispartner des Instituts für Duale Studiengänge (IDS) in Lingen sind. Sie erzählten mir vom Blockmodell, bei dem man erst zehn bis zwölf Wochen studiert und dann 14 bis 16 Wochen beim Praxispartner arbeitet. Außerdem hätte man samstags nur selten Vorlesungen an der Hochschule. Das Modell hat mir sehr gut gefallen, weil ich mich im Blockmodell besser auf das Studium konzentrieren konnte. Ich hatte auch ein Studentenleben, zumindest in der ersten Hälfte des Hochschulblocks *lacht* - und dann wurde es natürlich stressiger.  Aber das ist normal, wenn am Ende der Hochschulphase die Prüfungen anstehen.

Du hast dual Betriebswirtschaftslehre studiert, dein Praxispartner war die Westfalen AG, bei der du bis heute noch arbeitest und für dein Masterstudium hast du dich auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit spezialisiert. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei deiner Arbeit?

Für die Westfalen AG ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema bei allen Geschäftsaktivitäten – zum Beispiel bei den Tankstellen im Geschäftsbereich Mobility. Die Mobilitätswende erfordert, dass unser Unternehmen nachhaltiger wird: Zum einen durch gesetzliche Verpflichtungen, zum anderen durch unsere Unternehmensstrategie. Schon unser Unternehmensleitbild „Wir machen Fortschritt nachhaltig“ macht deutlich, dass wir über die gesetzlichen Anforderungen hinaus den Anspruch haben, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Dabei haben wir, neben den ökologischen, auch soziale und ökonomische Aspekte im Blick.

Hast du in deinem Studium etwas gelernt, was du in deinem Unternehmen anwenden kannst – vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Heute weiß ich, dass analytisches Denken und wissenschaftliches Arbeiten, das ich im Studium gelernt habe, meine Arbeit erleichtern. In meinem Bachelorstudium gab es leider noch keine direkten Nachhaltigkeitsmodule, aber das sich ja ab dem kommenden Wintersemester ändern. Trotzdem hat Nachhaltigkeit auch in meinem Bachelorstudium eine Rolle gespielt und wurde auch in verschiedenen Modulen behandelt. Das hat mein Interesse, in diesem Bereich weiterzuarbeiten, sehr gefördert.

Das ist richtig! Ab Herbst 2024 werden drei nachhaltigkeitsorientierte duale Studiengänge angeboten: „Betriebswirtschaft und nachhaltiges Management", "Wirtschaftsinformatik und nachhaltige IT" und "Wirtschaftsingenieurwesen und nachhaltige Entwicklung“. Was sind die Vorteile dieser Studiengänge?

So wie ich die Studiengänge verstehe, wird das Thema Nachhaltigkeit wirklich vertiefend behandelt und das ist bei einem so komplexen Thema, bei dem man ja drei verschiedene Perspektiven miteinander verbindet – nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales – eine Herausforderung, aber auch sinnvoll.

Ich denke, dass der Bereich Nachhaltigkeit deutlich an Bedeutung gewinnen wird – das merken wir auch bei der Westfalen AG. Zum einen durch gesetzliche Vorgaben, zum anderen aber auch, weil unsere Kunden und natürlich auch die Gesellschaft dies von den Unternehmen erwarten. Insofern wird es in Zukunft für den Erfolg von Unternehmen wichtig sein, gute Nachhaltigkeitskonzepte zu haben.

Du absolvierst deinen Master „Führung und Organisation“ ebenfalls dual in Lingen. Was hat dich daran gereizt bzw. warum wieder Lingen?

Dafür gibt es mehrere Gründe: Ich wollte auch im Master Samstagsveranstaltungen, Abendvorlesungen und Fernstudium vermeiden. Ich persönlich finde es sehr schön und wichtig, mit Leuten in Kontakt zu sein, die das Gleiche studieren und sich nach den Vorlesungen gerne treffen. Das hat in Lingen sehr gut funktioniert. Außerdem hat mir das Blockmodell auch schon im Bachelorstudium gefallen, deshalb wollte ich es auch im Masterstudium beibehalten. Meiner Meinung nach lassen sich Studium und Beruf so sehr gut vereinbaren, da die Vorlesungsblöcke, mit jeweils einer Woche für jedes Modul, sehr kurz sind. Außerdem haben mir die Inhalte des Studiums gefallen. Ich finde Moderation und Beratung sehr cool. Wenn man Leute für die Nachhaltigkeit im Unternehmen gewinnen will, dann muss man das Thema im Unternehmen moderieren und die Leute informieren, was Nachhaltigkeit ist und wie man Nachhaltigkeit erreichen kann. Erst dann stehen alle dahinter.  Ich habe bereits alle Schwerpunktmodule absolviert, die mich schon extrem weitergebracht haben. Auch der Praxistransfer hier in Lingen bekommt von mir einen Pluspunkt.

Du lebst und arbeitest ja in Münster. Die Stadt ist ja wesentlich größer als Lingen.

Lingen ist eine Stadt, die groß genug ist, um nach den Vorlesungen an der Hochschule auch mal Spaß zu haben, feiern zu gehen oder durch die Läden zu bummeln, aber auch klein genug, um sich nicht wie in einer Großstadt zu verlieren. Man trifft immer sehr viele Studierende in der Stadt, sodass man sehr schnell in Kontakt kommt und auch über die Vorlesungen hinaus in Kontakt bleibt, was sehr schön ist.