Niedersächsisches Datenschutzzentrum (NDZ)

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Mit dem Wirtschaftsmagazin "Business Insider" hat der Jurist Prof. Volker Lüdemann, Leiter des Niedersächsischen Datenschutzzentrums (NDZ), über den Entwicklungsstand beim autonomen Fahren und Risiken für die deutschen Automobilkonzerne gesprochen.

Für Lüdemann steht fest: Das autonome Fahren wird schneller kommen, als es heute viele erwarten und es wird die Mobilität, wie wir sie kennen, vollkommen verändern: „Die Auswirkungen auf unseren Alltag werden faszinierend sein. Alles wird viel individueller. Kinder könnten zum Beispiel allein zum Sport fahren oder das Auto bringt die Einkäufe“, sagt der Jurist. „Wir können im Auto schlafen, wenn nötig, und gewinnen mehr Lebenszeit. Nichts wird beim Alten bleiben. Wenn das alles erst einmal sichtbar ist, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich autonome Autos durchsetzen.“

Veränderungen stünden aber nicht nur da an, wo die neue Mobilität unseren Alltag verändern könnte. Gerade die traditionellen deutschen Automobilkonzerne sähen sich mit zahlreichen Risiken durch das autonome Fahren und die Elektrifizierung der Fahrzeuge konfrontiert: „Nicht nur der Antrieb — wie beim E-Auto — wandert ab, nun könnten die Autohersteller auch noch das Gehirn der Autos verlieren.“ Gemeint ist, dass neue Spieler am Markt wie Uber, Google und Co. bereits seit längerer Zeit an Betriebssystemen für autonome Fahrzeuge arbeiten, die von großer Bedeutung sind. Sie geben Zugriff auf die Daten im Fahrzeug und lassen sich plattformübergreifend, also unabhängig z.B. von der jeweiligen Fahrzeugmarke zum Einsatz bringen. So droht den Automobilkonzernen der Verlust wichtiger Teile ihrer traditionellen Wertschöpfungskette.

Darüber hinaus haben die Firmen aus dem Silicon Valley laut Lüdemann einen deutlichen Entwicklungsvorsprung, weil sie früh Abteilungen für Moblität gegründet und autonome Autos getestet haben: „Google testet bereits seit 2009 selbstfahrende Autos. 16 Millionen Testkilometer hat die autonome Google-Flotte schon hinter sich. Bei Tesla sind es bereits 300 Millionen Kilometer." Diese Firmen hätten eine ganz andere Idee vom Auto als die traditionellen Autobauer, so Lüdemann. 

Mit den autonomen Fahrzeugen wird sich auch die PKW-Nutzung dramatisch verändern, glaubt der Jurist Lüdemann. „Die Zukunft wird nicht so aussehen, dass jeder ein eigenes autonomes Auto fährt. Es wird eher eine Art Flatrate geben. Wer ein Auto braucht, bestellt es per App an seinen Standort. Das könnte dann wie ein Taxi-System funktionieren. Insgesamt würden dann viel weniger Autos als derzeit gebraucht“. Für viele Branchen seien damit wirtschaftliche Umwälzungen verbunden. So müssten die Versicherer ihr Geschäftsmodell überdenken. "Und was wird aus Bus- und Taxifahrern?", fragt Lüdemann.

Größere technische Hürden auf dem Weg zum autonomen Auto sieht der Jurist nicht. Für ihn sind die Hindernisse eher rechtlicher und ethischer Natur: „Bisher dürfen Fahrzeuge in Deutschland mit Systemen, die über eine reine Assistenzfunktion hinausgehen, nicht zugelassen werden. Autos ohne Fahrer sind nicht erlaubt.“ Die ethische Herausforderung laufe darauf hinaus, Algorithmen zu finden, die von den Menschen akzeptiert werden: „Wie soll sich das Auto verhalten, wenn eine Kollision unvermeidbar ist? Soll es eher die Insassen oder andere Verkehrsteilnehmer schützen? Algorithmen werden entscheiden, wie sich das Auto verhält. Und wer immer diese Algorithmen programmiert, wird sich rechtfertigen müssen, wenn der erste große Unfall passiert“

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Von: David Knollmann