Bundesverdienstkreuz für Professorin der Hochschule Osnabrück Barbara Schwarze Donnerstag, 25. November 2021

Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück, ist mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. (Bild: privat)

Die Professorin für Gender und Diversity Studies und wissenschaftliche Leiterin des Niedersachsen-Technikums erhält die Ehrung für ihren Einsatz für Chancengleichheit.

Barbara Schwarze, Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück, ist mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Sie erhielt die Verdienstauszeichnung für ihr jahrzehntelanges, sehr erfolgreiches Engagement für die Chancengleichheit der Geschlechter.

 

Erfolgsprojekte Girl’s Day und Niedersachsen-Technikum ins Leben gerufen

Die Soziologin hat mit Unterstützung aus Frauen-Technik-Vereinen, Unternehmen und Organisationen den Girl’s Day (heute „Mädchen-Zukunftstag“) ins Leben gerufen und ist wissenschaftliche Leiterin des Niedersachsen-Technikums. Dieses Berufsorientierungsprogramm für junge Frauen wurde von Schwarze initiiert und zunächst an der Hochschule Osnabrück erprobt. Seit elf Jahren beteiligen sich neun niedersächsische Hochschulen und rund 100 Unternehmen des Landes am Programm. Neben einem Studium auf Probe beinhaltet es ein sechsmonatiges, bezahltes Praktikum in einem MINT-Unternehmen. MINT steht dabei für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Neun von zehn Absolventinnen entscheiden sich später für einen MINT-Beruf. In mehreren Bundesländern wie im Ausland fand das erfolgreiche Programm Nachahmung.

 

Persönlicher und professioneller Einsatz für Gleichberechtigung

Ihr Bundesverdienstkreuz erhielt Prof. Schwarze im Rathaus ihres Heimatorts Vlotho: Die Verleihung übernahm im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der Herforder Landrat Jürgen Müller. Damit wird der persönliche und professionelle Einsatz einer Soziologin gewürdigt, für die das Thema „Gleichberechtigung der Geschlechter in Ausbildung und Beruf“ in seinen verschiedensten Facetten stets im Fokus stand.

 

In ihrer Lehre an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) wirkt Schwarze seit 15 Jahren darauf hin, das Bewusstsein der Studierenden für deren gesellschaftliche und berufliche Verantwortung zu stärken. Denn im Fokus der künftigen Ingenieure oder Informatikerinnen sollten stets Nutzerinnen und Nutzer von Produkten oder Dienstleistungen stehen – mit all den unterschiedlichen Aspekten wie Geschlecht, Herkunft, Religion, Alter oder Behinderung, so Schwarze: „Ob Informatik, Elektrotechnik oder Maschinenbau – alle MINT-Unternehmen verlangen heute von ihrem Nachwuchs nicht nur hervorragendes technisches Know-how, sondern immer mehr auch genaue Vorstellung darüber, wem all die neuen Entwicklungen dienen sollen.“

Auch ihre Forschungsansätze sind stets zwischen Sozial- und Ingenieurwissenschaften angesiedelt. Sie untersucht unter anderem unterschiedliche Zugangschancen von Frauen und Männern in verschiedenen Fachgebieten.

 

Hochschule und Studierende von Schwarzes Einsatz profitiert

Der Hochschulpräsident Prof. Andreas Bertram ist stolz auf die Auszeichnung seiner Kollegin: „Die Hochschule als Ganzes und viele Studierende ganz persönlich haben von Barbara Schwarzes Kompetenz und Einsatz profitiert. Auch mit ihrem ausgeprägten gesellschaftlichen Engagement ist sie ein großes Vorbild für alle Hochschulangehörigen“, so Bertram.

Auch Prof. Alexander Schmehmann, Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Dekan der Fakultät IuI, findet die Ehrung „hochverdient“. Seit Jahren arbeitet er eng mit der Frischgeehrten zusammen: „Neben ihrer Lehre und Forschung hat die Kollegin Schwarze viele Projekte erfolgreich eingeworben und umgesetzt.“ Im Niedersachsen-Technikum konnten in den letzten elf Jahren rund 160 Technikantinnen ein Probestudium an der Fakultät IuI absolvieren. Viele schrieben sich im Anschluss für ein Studium ein. „Heute studieren bei uns 90 Prozent mehr Frauen als vor zehn Jahren – nicht zuletzt dank dem Technikum“, so Schmehmann.

Als weiteres Beispiel nennt er das Projekt „Erfolgreich ins Studium!“. Darin ging es um junge Menschen, für die ein Studium mit besonderen Hürden verbunden ist. So entscheiden sich über neunzig Prozent der Akademikerkinder für ein Studium – unter denjenigen, deren Eltern nicht studiert haben, sind es weniger als halb so viele. Auch Migrationserfahrung, schwache soziale Lage oder fehlende Förderung können die Entscheidung für ein Studium erschweren und den Studienerfolg gefährden. Gerade für Studierwillige und Studierende aus diesen Gruppen hat das Projektteam rund um Prof. Schwarze vielfältige Ideen ausgearbeitet und erprobt. Viele entwickelte Formate wurden umgesetzt und helfen jungen Menschen auch Jahre nach Projektabschluss. Das gilt auch für „Kult.ING“, ein Mentoring-Programm für Studierende mit und ohne Migrationshintergrund, und weitere Projekte.

Netzwerken ist eine weitere herausragende Stärke von Barbara Schwarze. Ihre Überzeugungskraft und ihr unermüdliches Networking waren ein Grund für den Erfolg ihrer „Kinder“ Mädchen-Zukunftstag und Niedersachsen-Technikum. Auch in ihrem aktuellen Projekt „Mit MINT " arbeitet ein starkes Netzwerk aus Partnern – diesmal aus Landkreis und Stadt Osnabrück – daran, junge Frauen für MINT-Berufe zu begeistern.

 

Berufliche Laufbahn und Ehrenamt verknüpft

Schwarze studierte Soziologie, Pädagogik und Psychologie an der Universität Bielefeld. Nach dem Studium war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Zentralen Studienberatung der Universität Münster tätig. Später wurde sie Referentin für Chancengleichheit und 2006 Gastprofessorin der Hochschule Osnabrück. Seit 2007 ist Barbara Schwarze hauptberuflich als Professorin für Gender und Diversity Studies an der Hochschule Osnabrück tätig. Zudem ist sie – in ehrenamtlicher Funktion –  Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit. Dieses An-Institut der Fachhochschule Bielefeld ist einer der bundesweit wichtigsten Zusammenschlüsse zur Förderung von Chancengleichheit und Vielfalt in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Soziologin ist Mitautorin zahlreicher bundesweiter und regionaler Studien und bietet Unterstützung auf dem Weg in eine digitale Gesellschaft.

Ihr ehrenamtliches Engagement ist vielfältig und stark ausgeprägt. Professorin Schwarze ist Mitglied des Präsidiums und Schatzmeisterin der Initiative D21, Deutschlands größten Netzwerks für die Digitale Gesellschaft. Dort werden digitale Chancen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen unterstützt wie auch Anforderungen und Bedürfnisse an digitale Dienstleistungen und Entwicklungen erhoben. Schwarze ist zudem Beiratsvorsitzende des Fachkongresses "WomenPower", eines Karrierekongresses für Frauen im Rahmen der Hannover Messe. Sie engagiert sich in bundesweiten Ingenieur- und Informatikgesellschaften wie auch im Nationalen MINT-Forum und ist Mitglied in weiteren Gremien.

 

 

Von: Lidia Wübbelmann

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