Schwerpunkt: Praxis und Theorie der Theaterpädagogik (Seminar und Projekt)

Fakultät

Institut für Theaterpädagogik

Version

Version 25.0 vom 19.07.2017

Modulkennung

73B0126

Modulname (englisch)

Practice and Theory of Theatre Pedagogy

Studiengänge mit diesem Modul

Theaterpädagogik (B.A.)

Niveaustufe

3

Kurzbeschreibung

Dieses Modul ermöglicht den Studierenden zum Ende des Studiums einen Schwerpunkt ihres Studiums zu profilieren: Es gilt, ein Projekt mit künstlerischem, pädagogischem oder wissenschaftlichem Fokus durchzuführen.KÜNSTLERISCHER FOKUSEin grundlegendes Untersuchungsfeld dieses Fokus besteht in der theatralen Fiktion, postdramatischen Theaterformen und Erzählansätzen u.a. dem Verhältnis von Spiel-Subjekt und Figur-Objekt mit seinen ansozialisierten und intuitiven Anteilen und den zu Gebote stehenden, ähnlich zu definierenden Kategorien des fiktionalen Alltaglebens einer Rollenfigur. Dies geht ein auf eine szenisch zu formalisierende, intuitive „Darstellungshandlung“ sowohl im dramatischen Theater wie anderen, narrativen oder performativen Spielweisen und handlungsstrukturierende Partiturkonstruktionen in der zu beforschenden Spielhandlung durch die Studierenden. PÄDAGOGISCHER FOKUSIn dieser Modulausrichtung gilt es vor allem, die theaterpädagogische Berufstätigkeit in ihren pädagogischen Bezügen in den Vordergrund zu stellen. Nicht nur die Planung und Konzeption, sondern auch die Kommunikation eines theaterpädagogischen Angebots vor Kund*innen und Klient*innen sowie die anschließende Reflexion/Evaluation werden hier in den Blick genommen.WISSENSCHAFTLICHER FOKUSUnter diesem Fokus gilt es, das Profil mit Blick auf eine weitere akademische Professionalisierung (Masterstudium, Promotion) zu schärfen. Das Projekt zielt auf die wissenschaftliche Forschung im theaterpädagogischen Kontext ab.

Lehrinhalte

A. KÜNSTLERISCHER FOKUSDie besonderen Arbeitsweisen dieses Faches lassen sich zu folgenden Unterrichtsaxiomen zusammenfassen:A.1. Ausdruckserweiterung und Vertiefung, Erkennen und Steuern von energetischen - innen wie außen zu führenden - Vorgängen im Kontext der Fiktion einer BühnenfigurA.2. Die Intention des Darzustellenden und des Darstellenden als eine permanente Bewegung der Veräußerung von Bewusstem oder Fiktionalem vor dem Hintergrund der jeweils abgelegten Matrizen des Gedächtnisses in Korrespondenz mit der Reichhaltigkeit des authentischen Erfahrungsbildes im Schauspielersubjekt. A.3. Handlungsweisen: Aus dem oben Genannten folgt die Umsetzung der Spielhandlungen in ein einerseits idiomatisches, d.h. subjektiv definiertes Spielvermögen, und andererseits in die Fähigkeit zur Eingrenzung oder Konstruktion spiel- bzw. kunststilrelevanter Handlungsfähigkeiten.A.4. Für die Studierenden soll deutlich werden, dass sie als Spieler in eine dialogische Spielhandlung mit dem Publikum einsteigen und die entsprechenden Spieldispositionen anwenden können - andererseits sich aber auch beim Spiel - etwa im Dialog mit anderen Rollenfiguren - dem Publikum gegenüber nur indirekt zeigen können (s. Metapher = Imagination - die geschlossene vierte Wand). Beide Dispositionen - vor allem in einer zeitlich gerahmten Rollenperformanz - verlangen Sicherheit der Techniken. Das gilt in besonderem Maße in der Textbearbeitung literarischer Texte, wo das Agglomerat von Subtext/Text, Situation/Handlungsaufgaben der Bühnen/Spielfigur die Aneinanderreihung der inneren Gedanken (Bildparcour) graduierend vorwärtsbringt und dadurch das Erleben beim Zuschauer zu provozieren sucht.B. PÄDAGOGISCHER FOKUSB.1. Entwicklung und Konzeption theaterpädagogischer Projekte mit einer primär pädagogischen Zielrichtung. B.2. Bezugnahme auf pädagogische Analysen von bestehenden Praxisfeldern, im sozial-/pädagogischen, gesellschaftlichen oder soziokulturellen Sektor virulente Themen-/Problemstellungen oder im Sinne einer pädagogischen Innovation Perspektiven und Potentiale aufzeigend. B.3. Aufarbeitung aller Arbeitsschritte und konzeptioneller Gedankengänge.B.4. Darstellung der Projektidee vor Dritten (im Sinne von potentiellen Kund*innen, Klient*innen oder Fachkolleg*innen)C. WISSENSCHAFTLICHER FOKUSC.1. Entwicklung und Konzeption eines wissenschaftlichen Projekts mit theaterpädagogischer Zielrichtung. C.2. Anwendung qualitativer und phänomenologischer Forschungsmethoden.C.3. Evaluation der Forschungsergebnisse.C.4. Verteidigung der Forschungsergebnisse vor einem wissenschaftlichen Fachpublikum.

Lernergebnisse / Kompetenzziele

Wissensverbreiterung
A. KÜNSTLERISCHER FOKUS
Die Studierenden, die diese Modul erfolgreich studiert haben, beherrschen die grundlegenden szenischen und analytischen Arbeitsweisen beim Aufbau eines personalen, bühnengeeigneten Figur/Rollenkonzepts. Sie sind in der Lage, diesem Konzept physisch-performativ Ausdruck zu verleihen.
B. PÄDAGOGISCHER FOKUS
Die Studierenden, die dieses Modul studiert haben, haben ein breites und integriertes Wissen und Verständnis über den Umfang, die Hauptthemengebiete und die Grenzen der pädagogischen Bezüge ihres Faches. Sie haben ein kritisches Verständnis ausgewählter grundlegender Theorien, Konzepte, Grundsätze und Terminologien der Pädagogik in Bezug zu theaterpädagogischen Arbeitsweisen, -philosophien und Kontexten.
C. WISSENSCHAFTLICHER FOKUS
Die Studierenden, die dieses Modul studiert haben, haben ein breites und integriertes Wissen und Verständnis über wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliche Methodologien.
Sie haben ein kritisches Verständnis ausgewählter grundlegender Theorien, Konzepte, Grundsätze und Terminologien zu den Bezugswissenschaften der Theaterpädagogik.
Wissensvertiefung
A. KÜNSTLERISCHER FOKUS
Die Studierenden,die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verfügen über eine umfangreiche Praxis. Sie können Übungen
- zur sinnlichen Wahrnehmung
- zur Aufmerksamkeit
- zum Tempo/Rhythmus
- zum Setzen von Brüchen
- zum Setzen von Haltepunkten
- zum Verstärken der Spielpräsenz
- zur Handlungsführung
- zum Dialog mit Publikum
definieren, rechtfertigen und in praktischen Probenprozessen umsetzen.
B. PÄDAGOGISCHER FOKUS
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verfügen über ein auf bestimmte Praxisfelder im Detail spezifiziertes Wissen.
C. WISSENSCHAFTLICHER FOKUS
Die Studierenden verfügen über Detailwissen zu ihrem speziellen Forschungsthema. Sie kennen die wissenschaftlichen Diskurs und können davor eine Position beziehen, die sich aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit speist.
Können - instrumentale Kompetenz
A. KÜNSTLERISCHER FOKUS
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, eignen sich Fähigkeiten des Memorierens und Fixierens der einmal erdachten, individuell-gestalterischen Schichten der Rollenfigur an.
Sie können die szenische Klimax mittels unterschiedlicher Handlungsparamenter bewerten und beherrschen das Ansteuern der "konfliktstützenden" über- oder untergeordneten Drehpunkte der sog. dramaturgischen Knoten.
Sie sind sich der gestalterischen Möglichkeiten wie Tempo und Rhythmus, Raumnutzung und den gegebenen Umständen der Szene bewußt.
B. PÄDAGOGISCHER FOKUS
Die Studierende sind in der Lage Projektideen und –pläne in Auseinandersetzung mit einem konkreten Praxisfeld zu entwickeln und zu konzipieren.
C. WISSENSCHAFTLICHER FOKUS
Die Studierenden verfügen über ein fundiertes Wissen bei der Anwendung ihrer spezifischen Forschungsmethodik (z.B. qualitative Interview- und Auswertungsverfahren) und können diese in unterschiedlichen Forschungsdesigns anwenden.
Können - kommunikative Kompetenz
A. KÜNSTLERISCHER FOKUS
Dramatische Texte können nach eigener Wahl von Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, hinsichtlich ihrer Spielbarkeit und Literaturästhetik verifiziert werden. Texte, die in der Regel aus verschiedenen literarischen Gattungen ausgewählt werden, können Studierende mit Hilfe eines eigenen Formkonzepts experimentell bearbeiten. Mit den so entstehenden szenischen Konzepten zeigen die Studierenden, dass sie die Mittel der künstlerisch-theatralen Präsentation beherrschen und vor einem öffentlichem Publikum auftreten können. Dies ist Bestandteil der künstlerischen Abschlussprüfung dieses Moduls.
B. PÄDAGOGISCHER FOKUS
Die Studierende sind in der Lage Projektideen und –pläne zu kommunizieren, für Laien verständlich und für Fachkolleg*innen kompetent.
C. WISSENSCHAFTLICHER FOKUS
Die Studierenden sind in der Lage wissenschaftliche Fachvorträge zu halten und entsprechende Diskurse zu moderieren.
Können - systemische Kompetenz
A. KÜNSTLERISCHER FOKUS
Die Studierenden, die dieses Modul erfolgreich studiert haben, verfügen über die Fähigkeit zur subjektiv-hermeneutischen Deutung eines Autorentextes vor dem Hintergrund allgemeiner dramatisch-poetischer Analysen und Gestaltungsforderungen der Regie.
Für Berufsschauspieler wie Amateure entwickeln die Studierenden Spielweisen ihrer jeweiligen Theatergenres sowie Lesarten der Stücke, Kulturaufträge und Besetzungsanforderungen, die möglicherweise auch kontradiktional zum eigenen Spielimpetus ausfallen können.
B. PÄDAGOGISCHER FOKUS
Die Studierende sind in der Lage Projektideen und –pläne im Rahmen traditioneller und innovativer Praxisfelder der Theaterpädagogik zu verorten und sowohl Potentiale wie Konfliktfelder zu analysieren.
C. WISSENSCHAFTLICHER FOKUS
Die Studierenden sind in der Lage ihre erworbenen wissenschaftlichen Kompetenzen hinsichtlich der Berufspraxis zu denken und umzusetzen (z.B. Evaluationen in Bildungseinrichtungen).

Lehr-/Lernmethoden

Seminar und betreute Projektarbeit

Empfohlene Vorkenntnisse

Lehrinhalte der ersten fünf Semester des Studiums Theaterpädagogik BA

Modulpromotor

Ruping, Bernd

Lehrende
  • Giese, Nadine
  • Poppe, Andreas
  • Streisand, Marianne
Leistungspunkte

10

Lehr-/Lernkonzept
Workload Dozentengebunden
Std. WorkloadLehrtyp
30Seminare
1individuelle Betreuung
9Präsenationswoche
Workload Dozentenungebunden
Std. WorkloadLehrtyp
50Literaturstudium
60Prüfungsvorbereitung
50Veranstaltungsvor-/-nachbereitung
100Projekt
Literatur
  • Gerhard, E. (Hrsg.): Handbuch der Schauspieler Ausbildung. Berlin 1991
  • Strasberg, L.: Schauspielen und das Training des Schauspielers. Berlin 1994
  • lank, R.: Schauspielkunst in Theater und Film. Strasberg, Brecht, Stanislawski / . Berlin 2001.
  • Bochow, J: Das Theater Meyerholds und die Biomechanik. Berlin 1997.
  • Mime Centrum, 1997. - 1 Videokassette <VHS> : 43 Min.
  • Grau, M.; Klingauf, Wolfgang: Theater-Werkstatt. Grundlagen, Übungen, Spiele. München 1995.
  • Grotowski, J. :Für ein Armes Theater. Mit einem Vorwort vonPeter Brook. Berlin 1994.
  • Johnstone, K. : Improvisation und Theater / . - Berlin 1995.
  • Lecoq, J.: Die Schauspielpädagogik . Frankfurt/M. 1993.
  • Müller, G.: Theorie der Komik. Über die komische Wirkung im Theater und im Film. Würzburg 1964.
  • Roesner, D.: Theater als Musik. Verfahren der Musikalisierung in chorischen Theaterformen bei Christoph Marthaler, Einar Schleef, Robert Wilson. Tübingen 2003.
  • Stanislawski, K.S.: Die Arbeit des Schauspielers an sich selbst. Tagebuch eines Schülers ; die Arbeit an sich selbst im schöpferischen Prozeß des Verkörperns. Frankfurt am Main 1996.
  • Hoffmann, Ch.:Spielen und Theaterspielen. Spielen mit Dingen und Wörtern, Figuren und Geschichten, spielen "als ob", mit allem und nichts. Berlin 1989.
  • Jenisch, J.: Szenische Spielfindung. Gruppenspiele und Improvisationen. Köln 1995.
  • Jenisch, J.: Handbuch Amateurtheater Berlin 2005
  • Jenisch, J.: Der Darsteller und das Darstellen. Grundbegriffe für Praxis und Pädagogik. Ich selbst als ein anderer. Berlin 1996.
  • Rellstab, F.: Handbuch Theaterspielen/1 : Grundlagen. Neues zur Theorie und Praxis. Wädenswi/Stutz, 1994.
  • ders.: Handbuch Theaterspielen 2 : Wege zur Rolle. Wädenswil/Stutz 1996.
  • ders.: Stanislawski-Buch. Einführung in das System. Wädenswil/Stutz 1992.-Tschechow, M.: Werkgeheimnisse der Schauspielkunst. Zürich 1979. -Broich, J.: Anwärmspiele. Über 100 neue Gruppenspiele. Köln 1991.-Haselbach, B.: Improvisation, Tanz, Bewegung. Stuttgart 1976.-Simhandel, P.: Stanislawski Lesebuch. Berlin 1990.-Schriever, E.; Wehmeier, U. : Theaterwerkstatt. Von der Idee zur Szene. Düsseldorf 1989.
  • Lamnek, Sieggfried: Qualitative Sozialforschung. Weinheim 2005.
  • Seel, N. u. U.Hanke: Erziehungswissenschaften. Heidelberg 2015.
Unbenotete Prüfungsleistung
  • Künstlerische Prüfung
  • Präsentation
  • Projektbericht
Bemerkung zur Prüfungsform

Die Künstlerische Prüfung wird nur beim künstlerischen Fokus und die Präsentation nur bei beim pädagogischen oder wissenschaftlichen Fokus abgelegt.Zu prüfen sind öffentliche Ensembleleistungen und Einzelleistungen (Monologe) in unterscheidbaren Schrittfolgen von der Textwahl, dem Rollenkonzept, Entwicklung des Handlungspacours bis hin zur bühnenrepräsentativen Gestaltung.

Dauer

1 Semester

Angebotsfrequenz

Nur Wintersemester

Lehrsprache

Deutsch