Entwicklungen und Studien
Entwicklungsprojekte
Als Entwicklungsprojekte bezeichnen wir Maßnahmen, Angebote und Aktivitäten des LearningCenters, denen eine ausführliche Analyse der Ausgangslage vorangestellt ist, die bedarfsgerecht durchgeführt und evaluiert und deren Ergebnisse systematisch gesammelt werden, um eine gezielte Weiterentwicklung der Handlungsfelder und Interventionen im Sinne einer Kompetenzförderung der Studierenden zu erreichen. Die Entwicklungsprojekte werden vor allem genutzt, um neue Methoden in Studium und Lehre zu erproben und um bestehende und erprobte Maßnahmen und Angebote des LearningCenters bedarfsgerecht und nachhaltig in die Hochschule zu integrieren.
Die folgende Darstellung ist eine Ergänzung zu den Aktivitäten des LearningCenters, die auf den Internetseiten in Form von Angeboten deutlich werden. Um Redundanzen zu vermeiden, werden bereits sichtbare Maßnahmen nicht noch einmal aufgeführt.
Entwicklung von Seminaren „Selbstorganisation und Lernstrategien“ begleitend zur Vorlesung „Grundlagen Mathematik“ am Beispiel der Studiengänge Fahrzeugtechnik und Maschinenbau
Auf Wunsch verschiedener Mathematik-Lehrender konzipierte das LearningCenter ein Lerntrai-ning gezielt für Studierende in ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen im ersten Semester. Durch die Unterstützung vor allem hinsichtlich Lernstrategien zum Mathematik lernen und der Selbstorganisationsfähigkeit sollen die Durchfallquoten in „Grundlagen Mathematik“ gesenkt werden. Das Lerntraining wird seither kontinuierlich weiterentwickelt.
Gemeinsam mit der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) wird in einem langjährigen Modellprojekt eine Flexibilisierung der Studieneingangsphase erprobt. Eine zunehmend heterogene Zusammensetzung der Studierendenschaft macht es notwendig, auf spezifische Lernbedürfnisse der Studierenden einzugehen. Ziel ist die Unterstützung beim Erwerb grundlegenden mathematischen Wissens und beim Ausbau der Lernkompetenz.
Auf Grundlage eines Einstufungstests in der ersten Semesterwoche erhalten Studierende in den Studiengängen Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik und Informatik - Medieninformatik ein Feedbackgespräch bezüglich ihres Leistungsstands und ihrer Erfolgsaussichten, das Modul „Grundlagen der Mathematik“ zu bestehen. Beim Feedbackgespräch wird auch auf die Bildungsbiographie eingegangen. Die Studierenden können sich dann entscheiden, ob sie die reguläre, 2-semestrige, oder die gestreckte, 3-semestrige, Studieneingangsphase einschlagen. Bei der letzteren sind 20 statt 30 CP pro Semester vorgesehen. Zusätzlich gibt es ein Stützangebot zum Basiswissen Mathematik. Integriert in die Mathematik-Vorlesungen ist ein Angebot zur Förderung von Lernkompetenz. Flankiert wird die gesamte Studieneingangsphase durch ein Mentoringprogramm.
Das Entwicklungsprojekt wird durch eine Längsschnittstudie evaluiert. Im Fokus der Untersu-chung steht die Entwicklung des Fähigkeitsselbstkonzepts in Abhängigkeit der Interventionen und gleichzeitig dessen Einfluss auf die Prüfungsnoten. Darüber hinaus werden Selbstregulations-kompetenz und Lernstrategien im Studium (LiSt) erhoben. Erste Ergebnisse weisen auf eine Verbesserung des Prüfungserfolgs hin.
Förderung von Lernkompetenz für Mathematik im Rahmen des Mathematik-Vorkurses unter Einbezug von Peer-Tutorien
An der Fakultät Agrarwissenschaft und Landwirtschaft (AuL) wurde der bereits bestehende Mathematik-Vorkurs im WiSe 2013/14 erstmals und im WiSe 2014/15 erneut durch ein Peer-Tutorium ergänzt, welches durch fünf bzw. vier Studierende höherer Semester durchgeführt wurde. Es bestand der Wunsch, den Vorkurs „anzureichern“ und den Erstsemestern den Einstieg an der Hochschule zu erleichtern. Die Tutorinnen und Tutoren wurden für ihre Aufgabe geschult, und im WiSe 2013/14 wurde auch das Konzept des Tutoriums gemeinsam mit den Tutorinnen und Tutoren in einem moderierten Prozess erarbeitet.
Im WiSe 2014/15 wurde das Konzept auf das Institut für Management und Technik an der Fakultät MKT übertragen. Alle Tutorinnen und Tutoren wurden in einer gemeinsamen Schulung auf die Aufgaben vorbereitet.
Die Fragestellungen dieses Entwicklungsprojekts betreffen drei Kernthemen des Projekts Voneinander Lernen lernen: Zum einen geht es um die Begleitung Studierender von Beginn des Studiums an und um die (Mit-)Gestaltung einer Studieneinführungsphase, die den Übergang von Schule/Beruf zum Studium erleichtert und den neuen Studierenden Anhaltspunkte für erfolgreiche Lernstrategien gibt. Weiterhin ist der Gedanke des Peer-Learnings ein zentrales Element der Angebote im Rahmen der Studieneingangsphase. Erstsemester können von Beginn an das gemeinsame Lernen und Diskutieren kennenlernen.
Im Rahmen des Peer-Tutoriums sollen sich Studierende mit den behandelten Vorkursinhalten auseinandersetzen und Zeit haben, die Übungsaufgaben zu rechnen. Dabei werden sie von den Tutorinnen und Tutoren und durch vorbereitete Materialien unterstützt. Nebenbei sollen die Erstsemester das Lernen mit anderen kennenlernen bzw. dazu angeleitet werden. Darüber lernen die Studierenden ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen, die Fakultät und Hochschule besser kennen und auch die Angebote des LearningCenters. Weiterhin erleben sie das LearningCenter als festen Bestandteil der Fakultät und damit des zukünftigen Studienalltags.
Systematische Verortung wissenschaftlichen Arbeitens am Beispiel der Studiengänge Elektrotechnik und Informatik
In vielen Studiengängen werden von Lehrenden Schwächen im Zusammenhang mit wissenschaftlichem Arbeiten seitens der Studierenden beklagt. Deutlich wurde u.a., dass die curriculare Verortung verbesserungsfähig ist. In einem ersten Schritt dieses Entwicklungsprojekts wurde analysiert, wie eine systematische Verortung von wissenschaftlichem Arbeiten in diesen beiden Studiengängen für die beteiligten Akteure erfolgen kann , was der Ist-Zustand bezüglich wissenschaftlichen Arbeitens ist und welche Weiterentwicklungsmöglichkeiten gesehen werden.
Der Studiengang Internationales Logistikmanagement China (ein Kooperationsprogramm zwischen der Hochschule Osnabrück und der Hefei Universität in China) bat das LearningCenter um Unterstützung. Ausgangspunkt war, dass die Hausarbeiten, die die chinesischen Studierenden im Rahmen der Lehrveranstaltung „Kommunikation und Schlüsselqualifikationen“ im 4. Semester verfasst hatten, von sehr schlechter Qualität waren. In dieser Veranstaltung bekamen die Studierenden zwar auch eine umfassende Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, hatten aber offensichtlich große Probleme, das Gelernte praktisch umzusetzen. Hinzu kommen vielfach Sprachprobleme. Das LearningCenter entwickelte deshalb ein spezielles Unterstützungsangebot, damit die Studierenden die Referate und Hausarbeiten, die im 6. Semester an der Hochschule Osnabrück in deutscher Sprache gehalten bzw. geschrieben werden müssen, besser bewältigen können.
Projektorientiertes Studieren in Studiengängen der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur (AuL)
Projektorientiertes Studieren hat an der Hochschule Osnabrück im Hinblick auf die Praxisorientierung der Studiengänge eine herausragende Bedeutung. Dennoch verlaufen entsprechende Angebote nicht immer zufriedenstellend. In Studiengängen der Landschaftsarchitektur wurde ein Entwicklungsprojekt begonnen, in dem die gegenwärtige Situation untersucht wurde. Die Ergebnisse zeigten Optimierungsmöglichkeiten im Hinblick auf Curricula und Didaktik auf. So vermissen Studierende z.B. den Blick aufs Ganze. Außerdem fühlen sie sich teilweise überfordert, weil ihnen die Heranführung an die Projektaufgabe nicht ausreichend scheint.
Gegenwärtig wird überprüft, wie durch Zusatzangebote und durch Veränderungen in der Didaktik Verbesserungen vollzogen werden können. Im Verlauf von Akkreditierungen sollen Veränderungen in den Curricula geprüft werden. Außerdem werden gerade Gespräche mit Studiengängen in den Agrarwissenschaften über die Ausweitung des Entwicklungsprojekts geführt.
Das LearningCenter entwickelt ein Unterstützungsangebot für Studierende am Institut für Management und Technik, die im 4. bzw. 5. Semester in Projektgruppen ein „Betriebswirtschaftliches Projekt“ oder eine „Industrielle Fallstudie“ zu absolvieren haben. Das Angebot fokussiert auf die Teamentwicklung und -stärkung in den Projektgruppen (z. B. mit einem Outdoor-Teamimpuls zu Projektbeginn) sowie auf besondere Herausforderungen im Projektverlauf (z. B. mit Trainings zum Umgang und zur Kommunikation mit Auftraggebern). Dabei fließen Ergebnisse aus sog. „Lessons learned“-Präsentationen ein, die die Studierenden jeweils zu Projektende halten müssen. Zudem gibt es seitens des LearningCenters einen intensiven Austausch mit den Lehrenden, die die Projektgruppen betreuen. Ziel ist es, von anfänglich additiven Unterstützungsangeboten zu stärker in die Lehre und in die Projektbetreuung integrierten Maßnahmen zu kommen. Dabei soll zukünftig auch der Lehre, die der Projektphase vorausgeht, Augenmerk geschenkt werden.
Weiterentwicklung der Feedbackkultur im Rahmen von Prüfungen im Studiengang Musikpädagogik (IfM)
Feedback im Rahmen von Prüfungen haben für die Studierenden im Studiengang Musikpädagogik eine herausragende Bedeutung. Feedback wird immer einzeln und unmittelbar nach der Prüfung erteilt. Die vorhandene Feedbackkultur wurde als wenig lernförderlich betrachtet. Im Entwicklungsprojekt wurden die gängige Praxis, die Erwartungen und die Funktion des Feedbacks untersucht. Die Ergebnisse flossen in die Entwicklung eines Handlungsleitfadens für die Lehrenden ein, die Erprobung wurde evaluiert und die Ergebnisse wurden als erfolgreich bewertet.
In verschiedenen Studiengängen (Soziale Arbeit, Medieninformatik, Fahrzeugtechnik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Öffentliche Verwaltung usw.) wurde das Lerntagebuch in der Arbeit mit Studierenden als Instrument zur Selbst- und Prozessreflexion erprobt und eingesetzt. Die Erfahrung zeigt, dass Selbst- und Prozessreflexion eine Übungssache ist, Lerntagebücher (regelmäßig) kommentiert werden sollten und dass mit Lerntagebüchern eine gezielte Möglichkeit zur Selbsteinschätzung geschaffen werden kann. Im Sinne der hier genannten Erkenntnisse wird das Konzept derzeit weiterentwickelt.
Studien und Befragungen
Die Hochschule Osnabrück hat es sich zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige Lehr-/Lerngemeinschaft und damit die Qualität in der Lehre weiter zu fördern. Die Aufgabe der Akademischen Personalentwicklung im BMBF-Projekt „Voneinander Lernen lernen“ ist es, die Lehrenden mit gezielten, d. h. passgenauen Angeboten in genau diesen Herausforderungen zu unterstützen.
Neuberufene Professorinnen und Professoren werden obligatorisch in unserem Zertifikatsprogramm PROHOS in ihrer hochschuldidaktischen Weiterentwicklung unterstützt. Für Professorinnen und Professoren unserer Hochschule mit bereits langjähriger Lehrerfahrung existieren noch keine speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Angebote.
Um einen Einblick in den vielfältigen Hochschulalltag dieser Personengruppe zu erlangen und ein nach Bedarf unterstützendes Angebot für diese Zielgruppe entwickeln zu können, führten wir im Auftrag des Präsidiums eine Studie unter den Professorinnen und Professoren durch. Im Mittelpunkt einer Gesamterhebung durch eine Online-Befragung standen die Themenkomplexe „studierendenorientierte Lehre“, „Beratung und Betreuung“, „Einsatz digitaler Medien“ und „Wünsche nach akademischen Qualifizierungsangeboten“. An der Online-Befragung haben sich 30% aller angeschriebenen Professorinnen und Professoren der Hochschule Osnabrück beteiligt. Die Ergebnisse geben uns nicht nur einen Hinweis für die Konzeptionierung von Qualifizierungsangeboten, sondern auch einen tiefen Einblick in den Lehr- und Beratungsalltag an unserer Hochschule.
An einer Veröffentlichung der Studienergebnisse wird momentan gearbeitet.
Bei Fragen und Anregungen zur Studie wenden Sie sich gerne an:
Katharina Schurz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin LearningCenter
Raum: AF 0208
Telefon: 0541 969-2546
E-Mail: K.Schurz@hs-osnabrueck.de
Studienerfolg und Kompetenzorientierung sind zentrale Themen in der Arbeit des LearningCenters. Im Jahre 2015 wurden vor diesem Hintergrund Studierende, Lehrende und Unternehmen bezüglich ihrer Erwartungen in Bezug auf Kompetenzen, die Studierende im Laufe eines Studiums erwerben, befragt. Studierenden und Lehrenden wurde die Frage gestellt, wann für sie ein Studium erfolgreich ist.
Die zentralen Ergebnisse werden nachfolgend aufgezeigt. Eine Ausführliche Darstellung ist in Arbeit.
- Selbständigkeit und -verantwortung sind für Lehrende und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die wichtigsten Kompetenzbereiche. Für Studierende ist dies der zweitwichtigste Aspekt.
- Fachwissen rangiert bei den Studierenden auf Platz eins. Bei den Lehrenden kommt Fachwissen gleich nach Selbständigkeit und -verantwortung. Bei Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern steht Fachwissen auf Rang vier.
- Vor dem Fachwissen kommen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nach der Selbständigkeit die Team- und Kooperationsfähigkeit sowie die Fähigkeit, theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen zu können.
- Von Bedeutung für Studienerfolg ist ebenfalls die Weiterentwicklung von fachlicher Kompetenz. Für Studierende stehen darüber hinaus die Weiterentwicklung der Persönlichkeit und die Zielfindung für die berufliche Zukunft ganz vorne. Lehrende sehen überfachliche Kompetenzen, die auch wesentliche Bestandteile von Persönlichkeit darstellen, und die Persönlichkeitsentwicklung als wichtige Bedingungen für Studienerfolg.
Die Ergebnisse sind für die Arbeit des LearningCenters von Bedeutung. Sie bestätigen vergleichbare Befragungen und Studien. Förderung von Selbständigkeit, von überfachlichen Kompetenzen und der beruflichen Orientierung sind wesentliche Bestandteile der Arbeit des LearningCenters im Rahmen von Beratung, Trainings ins StudiumPlus sowie in der kompetenzorientierten Studiengang- und Lehrentwicklung.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Frank Mayer
0540 969-7111
f.mayer@hs-osnabrueck.de
Veröffentlichungen und Vorträge
Katrin Lattner, Nele Haddou: Exploration für eine Langzeitstudie „Bedingungen von Studienerfolg“
Katharina Schurz & Martina Holtgräwe (2017): Welche hochschuldidaktischen Qualifizierungswünsche haben Lehrende an einer Fachhochschule? Eine Bedarfsstudie. In: Zeitschrift Personal- und Organisationsentwicklung in Einrichtungen der Lehre und Forschung (P-OE). Heft 4/2017. Universitäts Verlag Webler. S. 94 -98. Download
Henning Czech (2018): Den roten Faden knüpfen: Textlinguistisch motivierte Interventionseinheiten zur Förderung der Schreibkompetenz von Studierenden. die hochschullehre - interdisziplinäre Zeitschrift für Studium und Lehre. Jg. 4. Den roten Faden knüpfen
Henning Czech (2018): Kompetenzen für selbstreguliertes Lernen im DQR und HQR – eine Rekonstruktion des zugrundeliegenden Konzepts. Das Hochschulwesen Jg. 66, Heft 5+6, S. 153-160. Download